Über Stolz und Demut
Zusammenstellung
Stolz machte aus den Engeln Teufel; Demut macht aus Menschen Engel. – Augustinus de Hippo
Gütige Demut
Wir könnten die Argumente dafür vorbringen, Gottes ureigene Natur und Sein Umgang mit den Menschen bestehe aus gnadenreicher Demut und erstaunlicher Herablassung.
Zunächst sollten wir uns aber über die Definition von „Stolz“ (eine aufgeblähte Meinung von sich selbst) und „Demut“ (eine angemessene und realistische Selbsteinschätzung) klarwerden. Wir sollten fragen, „wie definiert man den Stolz?“ Beim [Stolz] stellen wir ein Bild unser Selbst in den Vordergrund, weil wir bezweifeln, andere würden akzeptieren, wer wir wirklich sind. Stolz ist im Grunde eine Lüge über die Identität einer Person oder was sie zustande bringt. Stolz zu sein bedeutet, in einer von Unwahrheiten über uns selbst gestützten Welt zu leben, sich in unangemessener Weise mit fremden Federn zu schmücken.
Allerdings sprechen wir hier nicht davon, zufrieden oder stolz über seine eigene Leistung zu sein (wie Paulus als Apostel [1]) oder stolz über jemandes Fortschritt im Glauben und in der Umsetzung von Gott gegebenen Veranlagungen zu sein. In all dem erkennen wir die Gnade Gottes an, die es uns ermöglicht. Selbstverständlich, sich „in dem zu rühmen, was der Herr getan hat“ [3] und im Kreuz Christi, [4] rückt unsere völlige Abhängigkeit von Gott in die ihr zustehende Perspektive. Dieses sich selbst an den Haaren zum Erfolg hochgezogene Selbstvertrauen ist ein Ausdruck des Stolzes – ein Fehler oder sich dagegen sträuben, unseren angemessenen Platz vor Gott einzunehmen. Gnade wird dem Demütigen zuteil, nicht dem Stolzen.
Demut andererseits beinhaltet, eine wahrheitsgetreue Selbsteinschätzung. Nicht nur Schwächen, sondern auch Stärken. Offensichtlich ist es illusorisch, zu behaupten, man hätte die Aluminiumfolie erfunden oder Post-it Notizzettel, wenn es nicht der Fall ist. Aber genauso ist es wahnhaft, zu sagen, du könntest „wirklich nicht so gut Klavier spielen“, wenn du ein preisgekrönter Pianist bist, der regelmäßig mit den Berliner Philharmonikern oder dem Cleveland Orchester Konzerte gibt. Das wäre ebenfalls falsche Demut, die unrealistisch wäre – ganz unerwähnt zu lassen, dass dies (vielleicht) der Versuch wäre eine Hintertür offenzulassen, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen! Ein richtig demütiger Mensch, wird seine Fähigkeiten nicht verleugnen, sondern gleichzeitig zur Kenntnis geben, dass seine Kunstfertigkeit von Gott gegeben ist, und man dafür keine Anerkennung einstecken kann. Demütig zu sein, bedeutet zu wissen, wo wir vor dem Herrn stehen. – Paul Copan
Ehrlich sich selbst gegenüber
Wie Shakespeare sagte, „Vor allem, sei redlich gegen dich selbst, denn daraus folgt, dass du es auch gegen jedermann sein wirst.“ Wie wahr! Wenn du dir selbst gegenüber ehrlich bist, wirst du auch ehrlich mit dem Herrn sein, mit deiner Frau und mit deinen Mitmenschen.
Am schwersten fällt es, sich selbst seine Fehler einzugestehen! Wir hassen es buchstäblich, uns unsere eigenen Fehler, Sündern und Verfehlungen einzugestehen, weil es uns sehr entmutigt, demütigt und erniedrigt. Deshalb entschuldigen wir uns vor uns selbst, verteidigen uns vor uns selbst und entlasten uns und sprechen uns von unseren Sünden frei, damit wir vor uns selbst bestehen können – doch das führt nur dazu, die Angelegenheit schlimmer zu machen, denn wenn wir nicht ehrlich uns selbst gegenüber sind und wir weiterhin versuchen, uns selbst etwas vorzumachen, versuchen wir dasselbe mit Gott und anderen und das Ergebnis ist ein heilloses Durcheinander. Du machst aus deinem eigenen Leben ein Chaos, du verletzt diejenigen, die mit dir zu tun haben, und am allermeisten schmerzt du Gott, zudem hinderst du dein eigenes Beispiel und deine Arbeit. Möge Gott uns allen helfen, mit uns selbst, mit anderen und mit Gott aufrichtig zu sein. Das wird uns helfen, mit anderen ehrlich zu sein. Verfälschung ist ein Produkt des Stolzes, ein Bemühen, die schreckliche Wahrheit, der wir uns schämen, zu verbergen.
Ich wollte aber damit nicht sagen, wir müssten uns groß und breit über all unsere Sünden und unser Versagen vor jedem auslassen, der uns in die Quere kommt, auch nicht vor der ganzen Gemeinde, nur um zu beweisen, wie aufrichtig und demütig wir sind! Auch das ist Stolz! Ob du es glaubst oder nicht, der Demütige weiß nicht, dass er demütig ist. Wenn du meinst, du seist demütig, bist du es wahrscheinlich nicht. „Wer sich für standhaft hält, soll aufpassen, dass er nicht auf die gleiche Weise sündige!“ [5] Gerade in dem Moment, in dem du meinst, du hättest es geschafft, lässt Er dein Luftschloss platzen, all die heiße Luft wird sich verflüchtigen und du landest tiefer als je zuvor. Stolz macht es einem sogar noch schwerer, sich selbst zu vergeben, selbst wenn du weißt, dass Gott dir vergeben wird.
Sei ehrlich zu dir selbst und gib Gott die Anerkennung für alles Gute in dir. Gewöhnlich ist das eine ziemlich gute Regel. „Was hast du vorzuweisen, das du nicht von Gott bekommen hast?“ [6] „Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott!“ [7] Gib Gott alle Anerkennung. Halte dir vor, nichts ohne Ihn zu sein. Mach dich sogar selbst lächerlich. Mach einen Witz aus dir. Mach dir einen Spaß daraus, wie albern du bist und was du alles Blödes anstellst, wie meine Mutter es über ihre Zerstreutheit machte. Sie erzählte immer lustige Begebenheiten über sich selbst, über die verrückten Sachen, die sie anstellte, nur um sich selbst und dich daran zu erinnern, dass das einzig Gute an ihr der Herr war.
Mach dich über dich selbst lustig! Hilf auch anderen, dich auszulachen! Ja, erinnere auch Gott daran, wie lächerlich du doch eigentlich bist. „Denn er weiß, dass wir vergänglich sind, er denkt daran, dass wir nur Staub sind.“ [8] „Wie sich ein Vater über seine Kinder zärtlich erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten.“ [9] Auch Gott besitzt einen Sinn für Humor, und vielleicht kannst du Ihn dazu bringen, es mit einem Lachen abzutun, wenn du ehrlich bist, bekennst und Ihm sagst, wie leid es dir tu! – David Brandt Berg [10]
Nimm die Wahrheit Gottes, auf die Art, wie Er selbst sie vorgibt, denn Er sieht die Schwächen unserer Schritte. Die besteht darin, erstens aus Demut, zweitens, aus Demut. drittens, aus Demut. Wenn nicht Demut all unserem Guten vorausgeht, es begleitet und ihm nachfolgt, wenn wir nicht unsere Augen auf sie gerichtet halten, wird der Stolz uns gleich wieder alles aus den Händen reißen. – Augustinus von Hippo
*
Ich habe mich darangemacht, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Das hat mir gutgetan, denn sonst würde ich in der falschen Vorstellung sterben, ein Gelehrter zu sein. – Martin Luther
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Vinicio Riva, ein entstellter Italiener, wurde weltberühmt, als Papst Franziskus ihn mit einer Umarmung begrüßte. Es war ein überwältigender Moment. Zugleich ist es in vieler Hinsicht ein ziemlicher Kontrast. Ich war im Vatikan und der schreit nicht, „Kümmert euch um die Armen!“ Traditionellerweise sitzt der Papst buchstäblich auf einem goldenen Thron. Dieser Papst jedoch, Papst Franziskus, nimmt diejenigen, denen die Welt unverfroren aus dem Weg geht, in die Arme. Der Papst, einer der wichtigsten und mächtigsten Persönlichkeiten der Welt, geht den Ausgestoßenen dieser Gesellschaft nicht aus dem Weg. Buchstäblich akzeptiert und umarmt er sie. Das reflektiert ein Muster der Demut, beispielhaft durch die Art der Lebensführung, der Weg, weg vom Heidentum und hin zum Einbeziehen der Randschichten. Könnten wir solch eine demütige Haltung einnehmen? Wird man sich an uns erinnern, die Ausgestoßenen mit Demut und Gnade umarmt zu haben? – Ed Stetzer
Erschienen auf Anker im Juli 2015.
- 2. Korinther 10:17.
- 2. Korinther 7:14; 9:3–4.
- 2. Korinther 10:17.
- Galater 6:14.
- 1. Korinther 10:12.
- 1. Korinther 4:7.
- Jakobus 1:17.
- Psalm 103:14.
- Psalm 103:13.
- Ursprünglich erschienen im Februar 1971, gekürzt.
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