An jedem Ort präsent
Jewel Roque
Jakob ist ein biblischer Charakter, der Bilder von Betrug und Täuschung in den Sinn bringt. Schon der Name bedeutet „Betrüger“ 1 und genau das war er, um das zu bekommen, was er als das Beste im Leben ansah. 2
Jakobs geschmeidiges Reden und rechtzeitiges Kochen brachten ihm das Geburtsrecht eines erstgeborenen Sohnes ein. Dem Rat seiner Mutter zu folgen und sich wie sein Bruder zu kleiden, brachte ihm den besonderen Segen, der normalerweise nur dem ersten Sohn zuteilwird:
„Gott wird dich segnen, mein Sohn, mit Tau vom Himmel und mit fruchtbaren Feldern, reich an Getreide und Trauben. Nationen werden deine Diener sein und sich vor dir verneigen. Du wirst über deine Brüder herrschen, und sie werden vor dir knien. Wer dich verflucht, wird verflucht werden; wer dich segnet, wird gesegnet werden.“ 3
Es sieht so aus, als ob Jakob bereit ist. Er hat das Erstgeburtsrecht bekommen. Er hat den Segen bekommen.
Doch es kam alles anders, als er erwartet hatte. Innerhalb kurzer Zeit, nachdem er seinen Segen erhalten hatte, war er im Grunde ein Ausgestoßener, der um sein Überleben kämpfen musste, während sein Bruder ihm mit Hass und Rache drohte. Er floh in ein Land, in dem er noch nie gewesen war – die Heimat der Verwandten seiner Mutter, ohne zu wissen, was ihn dort erwartete. All die unerwarteten Schwierigkeiten, mit denen er konfrontiert wurde, müssen sich zu einem gigantischen Fragezeichen in seinem Kopf zusammengefügt haben, als er sich alleine auf den Weg machte.
Er hielt an, um für die Nacht zu rasten – die Kleidung, die er trug, war seine einzige Decke, ein Stein sein Kissen, der Boden sein Bett. Er schlief vor Erschöpfung des Körpers und Leere der Seele ein.
Und dort träumte er von einer Leiter, die sich bis zum Himmel erstreckte. Von Engeln, die auf- und absteigen in die Gegenwart des Herrn und von ihm weg. Dann spricht Gott und gibt Jakob ein Versprechen:
„Ich bin der Herr, der Gott, der von Abraham und Isaak angebetet wurde. Ich werde dir und deiner Familie das Land geben, auf dem du jetzt schläfst. Deine Nachkommen werden sich über die Erde in alle Richtungen ausbreiten und so zahlreich werden wie die Staubkörnchen. Deine Familie wird ein Segen für alle Menschen sein. Wohin du auch gehst, ich werde über dich wachen und dich später wieder in dieses Land zurückbringen. Ich werde dich nicht verlassen – ich werde alles tun, was ich versprochen habe.“ 4
Als Jakob erwacht, sagt er: „Der Herr ist an diesem Ort, und ich habe es nicht einmal gewusst.“ 5
Die schöne Wahrheit, die wir oft nicht sehen, ist, dass der Herr an jedem Ort ist. In jeder schwierigen Erfahrung. In jeder schwierigen Beziehung. In jeder schwer zu verstehenden Person. In jedem einsamen Ort. In jeder Träne, die wir vergießen.
Er ist da, streckt Seine Hand aus, macht sich selbst bekannt durch Seine Liebesbekundungen. Ein hoffnungsvoller Gedanke. Ein ermutigender Traum. Ein motivierendes Wort. Eine herzerwärmende Umarmung. Eine unerwartete Freundschaft.
In jedem Moment, in dem wir Hoffnung finden, und in jedem Moment, in dem wir Gnade spüren, ist Christus da und sagt: „Ich bin mit dir an diesem Ort, und du bist nicht allein.“
Wie Jakob haben wir vielleicht etwas getan, das uns befürchten lässt, dass wir in Ungnade gefallen sind oder dass sich ein dunkler Fleck auf unserem ewigen Bericht im Buch des Lebens befindet. Aber wenn du dein Herz für Sein Wort öffnest, wirst du feststellen, dass Jesus genau dort ist und deinem Herzen zuflüstert, dass es für jeden Zweck und jede Jahreszeit unter dem Himmel eine Zeit gibt – sogar für die schwierigen. 6
Schließlich ist Er, dessen Wesen die Liebe ist, derjenige, der in jedem Moment deines Lebens anwesend ist. Er ist immer bei dir, sogar bis zum Ende des Lebens, und verspricht, jedem vermeintlichen Tod Leben einzuhauchen und Regenbögen durch die Sturmwolken hervorzubringen.
Nachdem er Gottes Versprechen gehört hatte, nahm Jakob sein Steinkissen und baute es als eine Art Altar auf. Dann legte er ein Gelübde ab, das er dem Herrn zurückgab:
„Wenn Gott mit mir sein wird und auf dieser Reise, die ich unternehme, über mich wacht und mir Nahrung zu essen und Kleidung zum Anziehen gibt, sodass ich sicher in das Haus meines Vaters zurückkehre, dann wird der Herr mein Gott sein und dieser Stein, den ich als Pfeiler aufgestellt habe, wird Gottes Haus sein, und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben.“ 7
Es klingt, als wäre er auch nach seiner Vision der himmlischen Dinge nicht völlig überzeugt gewesen. Sind wir nicht manchmal auch so? Wir erhalten eine Verheißung oder eine Gebetserhörung, wir sehen ein Wunder, oder etwas entwickelt sich genauso, wie wir es uns erhofft haben, und doch sind wir immer noch nicht ganz sicher, dass Gott alles von Anfang bis Ende geplant hat.
Das Erstaunliche ist, dass Er uns so nimmt, wie wir gerade sind und uns immer wieder ermutigt, ihm zu folgen, unseren Glauben zu stärken, indem wir unsere Augen auf Ihn richten und Ihm Schritt für Schritt folgen. Wenn wir das tun, entdecken wir, dass Er Seine Versprechen wahr macht. Wir werden in der Lage sein, mit Josua zu sagen: „Du weißt von ganzem Herzen und von ganzer Seele, dass nicht eine einzige der guten Verheißungen, die der Herr, dein Gott, dir gegeben hat, fehlgeschlagen ist. Jede Verheißung hat sich erfüllt; nicht eine hat versagt.“ 8
Nachdem Jakob zwanzig Jahre lang bei seinem Onkel Laban gelebt und gearbeitet hatte, machte er sich auf den Weg zurück in sein Vaterhaus. Jakob kann sich den Gesichtsausdruck seines Vaters fast vorstellen, seine Freude, ihn wieder zu Hause zu haben. Aber was ist mit seinem Bruder?
Esau hatte geschworen, ihn zu töten und wollte ihn eindeutig tot sehen. Hatten die zwei Jahrzehnte irgendetwas getan, um sein Racheversprechen zu besänftigen? Plötzlich sah die Zukunft so ungewiss aus, wie nie zuvor, vor allem, als Jakob, nachdem er Esau seine Rückkehr angekündigt hatte, hörte, dass Esau ihm entgegenkommen würde ... mit 400 Männern!
Jakob betet: „Ich bin all der Güte und Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast, nicht würdig. Rette mich, ich bitte dich, aus der Hand meines Bruders Esau, denn ich fürchte, er wird kommen und mich angreifen, und auch die Mütter mit ihren Kindern. Aber du hast gesagt: ‚Ich will dich reich machen und deine Nachkommenschaft wie den Sand am Meer, den man nicht zählen kann.‘“ 9
Er erinnert Gott an die Verheißungen, die Er gemacht hat; aber, weil er befürchtet, dass diese Verheißungen nicht ausreichen könnten, schmiedet er Pläne. Er bereitet ein Geschenk für seinen Bruder Esau vor: 220 Ziegen, 220 Schafe, 30 weibliche Kamele mit ihren Jungen, 50 Kühe und 30 Esel. Jakob schickt diese Herden mit ihren Pflegern in Richtung seines sich schnell nähernden Bruders, in der Hoffnung, dass diese Geschenke vielleicht ausreichen, um Esau zu besänftigen und ihn davon abzuhalten, ihnen Schaden zuzufügen. Dann schickt Jakob seine Frauen und Söhne und sein ganzes Hab und Gut über den Fluss Jabbok. Nun ist er allein, ängstlich und merkt, dass er nichts mehr tun kann, um zu planen und vorzubereiten und alles zu regeln.
Er beginnt erneut mit Gott zu ringen, und diesmal war es nicht nur im Gebet. Die Bibel erzählt uns, dass „ein Mann mit ihm rang bis zum Morgengrauen.“ Es war nicht nur ein Mann. Und Jakob weigert sich, loszulassen, und selbst als seine Hüfte aus der Fassung gerissen wird, hält er sich fest. Die Gestalt befiehlt: „Lass mich gehen, denn es ist Tagesanbruch.“ Jakobs Antwort? „Ich werde dich nicht gehen lassen, es sei denn, du segnest mich.“ 10
Zwanzig Jahre zuvor erhielt Jakob den Segen, den er so lange gesucht hatte ... durch Täuschung und Lügen. Dieses Mal erhielt er den Segen, den er suchte, indem er bis zum Morgen durchhielt, indem er bis zur Erschöpfung rang, indem er sich weigerte, loszulassen. Jakob erhielt nicht nur den Segen, sondern sein Name wurde in Israel geändert – „ein Fürst Gottes.“ 11 Aber es war kein leichter Sieg, und Jakob hinkte für den Rest seines Lebens.
Lange Zeit ging es in seinem Leben darum, seinen nächsten Schritt zu planen, Entscheidungen zu treffen, die ihn in die Lage versetzen würden, als Sieger hervorzugehen. Aber dieses Mal ging es darum, sich festzuhalten, durchzuhalten, sogar zu ringen – nicht mit den Menschen, sondern mit Gott – und zu erkennen, dass es nur einen Weg gibt, einen entscheidenden Sieg zu erringen – durch die Macht und den Segen Gottes, der nur zu Seiner Zeit und auf Seine Weise kommt.
Wir wissen nicht, was in dieser Nacht in Jakob vorging, aber sein Leben war nie wieder dasselbe. Vielleicht diente die ausgekugelte Hüfte für den Rest seines Lebens als Erinnerung an diese seltsame und mysteriöse Nacht. Und zweifellos war es ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Glauben an den Gott, der immer Sein Versprechen hielt, bei jedem Schritt des Weges bei ihm zu sein.
Ich wage zu behaupten, dass wir alle bis zu einem gewissen Grad diesen Teil unserer Natur haben, der alles im Griff haben will. Wir wollen irgendwie sicher sein, dass alles so klappt, wie wir es uns erhoffen, planen und für unsere Zukunft erträumen. Aber so funktioniert Gott nicht.
Wir mögen mit Gott ringen und versuchen, Ihn von unseren Plänen zu überzeugen und wie wir denken, dass alles funktionieren sollte. Aber erst, wenn unsere Kräfte schwinden und unsere Argumente sich als vergeblich erweisen, wenn ein neuer Morgen anbricht, kommen wir endlich zu der Erkenntnis, dass es nicht unsere Pläne sind, die in Erfüllung gehen werden. Es sind nicht unsere Träume, die wunderschön über ein goldenes Meer gleiten werden. Es sind nicht unsere Strategien, die den Sieg erringen werden.
Es dreht sich alles um Ihn und die Pläne, die Er für unser Leben hat – derjenige, dessen Versprechen niemals ins Wanken gerät, egal wie schwerwiegend die Umstände auch zu sein scheinen. Wenn Er sagt: „Wohin du auch gehst, ich werde über dich wachen. Ich werde dich nicht verlassen – ich werde alles tun, was ich versprochen habe“,12 dann müssen wir einfach vertrauen, glauben und uns an Seine Verheißungen halten.
Und Gottes ewige Verheißungen und Seine Pläne für unsere Zukunft sind jeden Tag besser als unsere eigenen Pläne. 13
Alles Schriftstelle sind frei aus dem englischen Originaltest übertragen, sofern nicht anders angegeben!
1. Vgl. https://www.behindthename.com/name/jacob.
2. 1. Mose 27,26.
3. 1. Mose 27,28-29.
4. 1. Mose 28,13-15.
5. 1. Mose 28,16.
6. Prediger 3,1.
7. 1. Mose 28,20-22.
8. Josua 23,14.
9. 1. Mose 32,9-12.
10. 1. Mose 32,24, 26.
11. 1. Mose 32,28.
12. 1. Mose 28,15.
13. Angepasst von Just1Thing Podcasts.
Neueste Artikel
- Der Weg, auf dem man sich befindet, übertrumpft die Absicht
- Mit Gott wandeln
- Einladung zum großen Bankett
- Die Schöpfung: Gottes Plan
- Mit Lob antworten, dagegenhalten und zurückschlagen – Teil 2
- Mit Lob antworten, dagegenhalten und zurückschlagen – Teil 1
- In der Liebe Christi wandeln
- Erfüllte Prophezeiung: Der Beweis, dass Jesus der Messias ist
- Nicht nur Adam und Eva
- Beharrlichkeit im Gebet