Gedanken über die Bergpredigt
Von David Bolick
Gott segnet die, die erkennen, dass sie ihn brauchen, denn ihnen wird das Himmelreich geschenkt.
Gott segnet die, die traurig sind, denn sie werden getröstet werden.
Gott segnet die Freundlichen und Bescheidenen, denn ihnen wird die ganze Erde gehören.
Gott segnet die, die nach Gerechtigkeit hungern, denn sie werden sie im Überfluss erhalten.
Gott segnet die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren.
Gott segnet die, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen.
Gott segnet die, die sich um Frieden bemühen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Gott segnet die, die ihr Leben Gott ganz zur Verfügung stellen, denn das Himmelreich wird ihnen gehören.
– Matthäus 5:3-10
In einem Kommentar von Scot McKnight über die Bergpredigt las ich seine folgenden Hinweise:
Hier segnet Jesus drei Arten von Menschen:
Diejenigen, die die demütigen Armen sind
Diejenigen, die Gericht und Gerechtigkeit suchen
Diejenigen, die Frieden stiften
Ich frage mich, ob wir uns vielleicht wieder einmal die Menschen anschauen können, die unserem Maßstab gerecht werden. Woran messen wir Frömmigkeit? Woran messen wir Geistlichkeit? Wie messen wir wahres Christentum?
Jesus misst es daran, ob eine Person Gott, sich selbst und andere liebt. Er sieht es in den Menschen, die die demütigen Armen sind, die um Recht, Gerechtigkeit und um Versöhnung bemüht sind. Sein Maßstab und unserer stehen oft im Widerspruch miteinander. In meiner Erfahrung in den Kirchen erkenne ich diese Maßstäbe, mit denen ihre Gefolgschaft gemessen wird:
- Diejenigen, die ihre Bibel lesen und täglich beten.
- Diejenigen, die regelmäßig zur Kirche gehen
- Diejenigen, die ihren Zehnten geben
- Diejenigen, die viel über die Bibel wissen
- Diejenigen, die gut predigen
- Diejenigen, die die geistigen Gaben anwenden
- Diejenigen, die sich in geistigen Disziplinen üben
- Diejenigen, die das Evangelium predigen
- Diejenigen, die von eindrucksvollen Bekehrungen erzählen können
- Diejenigen, die Bücher schreiben
- Diejenigen, die sich abseits der Welt stellen
- Diejenigen, die es in der Geschäftswelt zu etwas gebracht haben
- Diejenigen, die ein öffentliches Amt einnehmen wollen
- Diejenigen, die im Militär dienen
Allgemein würden wir sagen, abgesehen von ein oder zwei kleinen Punkten, über die man streiten könnte, treffen sie auf Christen zu. Doch da stellt sich das Problem: Welchen Maßstab setzen wir an, um Geistlichkeit zu messen? An dem, was wir sehen können, oder nach den inneren Eigenschaften, die Jesus zu lehren scheint? Blicken wir also geistig in diejenigen, deren Liebe zu Gott und anderen derart mit ihrem innern Wesen verwebt ist, dass sie trotz ihrer Armut und der erlittenen Ungerechtigkeit demütig sind; alles daran setzen, Gerechtigkeit in diese Welt zu bringen und bemüht sind, diejenigen miteinander zu versöhnen, die miteinander im Streit liegen.
Die Seligpreisungen Jesu zeugen fast schon von einer Bewertungsrevolution. Wir sehen in denjenigen, die von Jesus gesegnet werden, diejenigen, die die Jesus People dieser Welt sind. Worauf Er unser Augenmerk in ihnen richtet, sind nicht die Elemente, die wir oft in unsere Einschätzungsmethode in Betracht ziehen.
Die Abweichungen zwischen denjenigen, die Jesus als gesegnet und denjenigen, die man gemeinhin als wohlhabend bezeichnet, haben mir gewaltig zu denken gegeben. Nicht lange, nachdem ich das gelesen hatte, erzählte mir meine Frau das Neueste über eine junge Frau, zu der sie und ich (hauptsächlich jedoch sie) über etliche Jahre hinweg bezeugt hatten. Aufgrund dessen, dass wir für lange Zeit vollzeitig in der Mission gewesen waren, die Lehren Jesus studierten und uns bestens bemühten, sie zu leben, und da wir zudem ihr gegenüber die Stellung der Ältesten einnahmen, stellte sich unsere Beziehung so dar, dass wir diejenigen waren, die das Lehren übernahmen. Doch jetzt fühle ich mich so, als wäre ich derjenige, der die Schulbank drückt.
In vielen Unternehmerkreisen kommt es heutzutage zu einer recht üblichen Methode, die Belegschaft auszubeuten – sie so anzustellen, dass sie verpflichtet sind, wenn überhaupt, nur die geringstmöglichen Zusatzleistungen zu erbringen, das Minimum zu zahlen und die Arbeiter dann zu entlassen, bevor die Zeit ihrer Anstellung in dem Betrieb sie in eine Position bringen würde, in der sie Anspruch auf höheren Lohn und mehr Vergünstigungen hätten. Nach der Universität gründete diese helle junge Dame mit einigen Kollegen eine Firma und zog einen Auftrag von einem großen Unternehmen an Land; doch es dauerte nicht lang, bis sich herausstellte, dass einer der Hüte, die sie zu tragen hatte, der des knallharten Sanierers wäre, der die oben genannten Strategien im Namen dieses Unternehmens durchsetzen müsste.
Würde sie sich dazu bereit erklären, wäre ihr ein gutes Gehalt sicher gewesen, Aufstieg in ihrer Karriere, usw. Doch das war nichts für sie, entschied sie und begann, selbstständig mit einem kleineren Unternehmen zu arbeiten. Da sie aber nicht bereit war, über Leichen zu gehen, konnten sie nicht mithalten und mussten das Geschäft schließen. Jetzt arbeitslos, begab sie sich auf die Suche nach einer Anstellung als Personalmanager, da das ihrer Ausbildung und ihrem Können entsprach, doch die einzigen Stellen, die ihr offenstehen, sind solche, mit dieser gnadenlosen Politik. Da sie sich selbst nicht vorstellen kann, das als Quelle ihres Lebensunterhalts anzunehmen, sagte sie, sie würde sich jetzt nach einer Anstellung auf einem völlig anderen Gebiet umschauen, auch wenn sie wahrscheinlich nicht so viel verdienen würde.
Welch mutige Frau – die nach Gerechtigkeit strebt und beträchtliche persönliche Opfer in Kauf nimmt! Es ist auch nicht so, als wäre ihr das Geld egal. Sie braucht unbedingt eine Beschäftigung, doch bedeuten ihr die eigenen Grundsätze mehr als ihr eigenes materielles Wohl.
Mich beeindruckte es, genau ein oder zwei Tage später davon zu hören, nachdem ich den obigen Kommentar über die Bergpredigt gelesen hatte. Er gab ihr einen neuen Anstrich in einer Sprache, die in der heutigen Welt gesprochen wird. Das stellte für mein eigenes Verlangen nach Recht einen Anreiz dar, vertiefte meinen Hunger und meinen Durst nach Gerechtigkeit und weckte zudem in mir das Begehren, selbst so ein Mensch sein zu wollen.
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