Willie und die Fünf-Minuten-Gefälligkeit
Iris Richard
Wir waren gerade dabei, die Verteilung von 50 zehn Kilo schweren Care-Paketen an arme Menschen – die meisten von ihnen verwitwet oder behindert – in einer Halle am Rande eines der größten Slums in Ostafrika abzuschließen.
Ich war froh, das Projekt fertiggestellt zu haben, und wollte gehen, als meine Kollegin Sally das letzte Paket hochhielt und sagte: „Bevor wir einpacken, lasst uns dieses schnell bei Willie oben auf dem Hügel abliefern. Er ist nicht in der Lage, hier herunter zu kommen!“
Ich war müde, verschwitzt und hatte Rückenschmerzen. „Den Hügel hinauf“ klang einfach, aber nach dem Regen war der Weg im Slum ziemlich aufgeweicht, und wir mussten über Felsen und Müll klettern, um seine Hütte zu erreichen.
In Gedanken, diese Aufgabe auf ein anderes Mal zu verschieben, erinnerte ich mich an meine neue Resolution der „Fünf-Minuten-Gefälligkeiten“, die durch etwas inspiriert wurde, das ich online gelesen hatte:
Willst du die Welt zu einem besseren Ort machen? ... Dann folge dem Fünf-Minuten-Gefälligkeits-Konzept, das nicht komplizierter ist, als sein Name andeutet: Nimm dir fünf Minuten deines Tages, um etwas zu tun, das einer anderen Person zugutekommt. ... Es kostet dich nicht viel, aber es kann einen großen Unterschied im Leben eines anderen Menschen ausmachen.
Als ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass Großzügigkeit nicht nur Glück verbreitet, sondern auch den Nutzen hat, das Glücksgefühl zu verbessern. Manche sagen sogar, dass dies mit Langlebigkeit verbunden ist. Schließlich liegt im Geben die bekannte Wahrheit: „Ihr werdet mit einem vollen, gedrückten, gerüttelten und überlaufenden Maß an Gutem überschüttet. Gott wird das Maß, mit dem ihr bei anderen messt, auch für euch verwenden.“ 2
Zurück zu Willie. Nun, wir sind diesen Hügel hinaufgestiegen, und als ich in seine winzige Hütte kam, wusste ich, dass sich die Mühe gelohnt hatte. Da saß er auf einem klapprigen Bett, dem einzigen Möbelstück, das er noch hatte, nachdem seine Habseligkeiten von einer kürzlichen Sturzflut weggespült worden waren, als der schmutzige Fluss, der durch den Slum führt, über die Ufer trat. Er wurde gerettet und in einem winziges Zimmer auf dem Hügel untergebracht.
Willie, so erfuhren wir, hatte als Caddy in einem örtlichen Golfklub gearbeitet und war auf dem Weg zur Arbeit von einem Auto angefahren worden. Der Unfall kostete ihm sein Bein. Offensichtlich war das Fahrzeug nicht verkehrstauglich und hatte fehlerhafte Bremsen. Der Fahrer war geflohen, aber als er später gefasst wurde, stellte sich heraus, dass er weder versichert war, noch Willie für den Unfall entschädigen konnte.
Aufgrund seiner Behinderung verlor Willie seinen Job und konnte die Miete nicht bezahlen und befürchtet seine Kündigung. Um zu überleben, möchte er vor seiner Hütte ein kleines Geschäft am Straßenrand gründen und Reinigungsmittel an Leute aus seiner Gegend oder an Passanten verkaufen, aber es fehlen ihm die Mittel.
Willie nahm unser Care-Paket mit einem breiten Lächeln entgegen. „Gott hat euch geschickt“, sagte er, und eine Träne lief ihm über die Wange.
Diese Gefälligkeit hat uns etwas mehr als fünf Minuten gekostet, aber sie hat einen großen Unterschied im Leben dieses Mannes gemacht, da sie nicht nur einem unmittelbaren Bedürfnis entsprach, sondern auch Willie eine Chance eröffnete. Als Ergebnis dieses Besuchs konnten wir mit anderen Menschen Kontakt aufnehmen, die daran interessiert waren, ihm zu helfen, und wir sammelten für ihn drei Monatsmieten und monatliche Lebensmittelpakete werden an seine Haustür geliefert.
„Durch Euch habe ich neue Hoffnung und einen neuen Lebenssinn gefunden“, sagte Willie, als ihm gespendetes Material für sein kleines Geschäft am Straßenrand von Gratulanten überbracht wurde!
***
Adam Grant von der Wharton Schule an der Universität von Pennsylvania praktiziert eine erfrischend angenehme Herangehensweise an das Leben und den Erfolg; eine Herangehensweise, die man normalerweise nicht mit einem Professor einer Wirtschaftsschule in Verbindung bringt. Seine Arbeit konzentriert sich darauf, wie ein „Geber“ zu sein – d. h. seinen Kollegen Hilfe anzubieten – die letztlich mehr Erfolg und Respekt bringt, als wenn du ein „Empfänger“ bist. Er hat sogar ein ganzes Buch zu diesem Thema geschrieben. In seinen Forschungen über leistungsstarke Verkäufer hat er zum Beispiel herausgefunden, dass sie dazu neigen, „ungewöhnlich hoch abzuschneiden ... bei dem Wunsch, anderen von Nutzen zu sein.“
Großzügigkeit am Arbeitsplatz ist eine sehr schöne Idee, aber ein Problem, das viele Menschen mit dieser Philosophie haben, ist: Wer hat schon die Zeit dafür? Versuch die „Fünf-Minuten-Gefälligkeit“, ein Begriff, den Grant geprägt hat, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, dass nicht jeder Akt des Gebens besonders zeitaufwendig sein muss.
Man kann nie sagen, welche großartigen Dinge durch eine Fünf-Minuten-Gefälligkeit im Laufe eines normalen Tages, am Arbeitsplatz oder einfach unterwegs in Bewegung gesetzt werden können.
- https://www.huffpost.com/entry/five-minute-favor-adam-rifkin_n_3805090.
- Lukas 6,38. NeÜ
- https://www.thecut.com/2015/08/just-take-5-minutes-to-do-someone-a-favor.html.
Neueste Artikel
- Der Weg, auf dem man sich befindet, übertrumpft die Absicht
- Mit Gott wandeln
- Einladung zum großen Bankett
- Die Schöpfung: Gottes Plan
- Mit Lob antworten, dagegenhalten und zurückschlagen – Teil 2
- Mit Lob antworten, dagegenhalten und zurückschlagen – Teil 1
- In der Liebe Christi wandeln
- Erfüllte Prophezeiung: Der Beweis, dass Jesus der Messias ist
- Nicht nur Adam und Eva
- Beharrlichkeit im Gebet