Woran nicht zu rütteln ist
Von Hannah Whitall Smith.
„Das deutet auf eine Verwandlung der ganzen Schöpfung hin, die erschüttert wird, damit nur das Ewige bleibt.“ Hebräer 12:27
Wir werden zugeben, denke ich, wenn unsere Seelen in Frieden und Trost ruhen sollen, dann kann es nur auf einer unerschütterlichen Grundlage sein.
Es mag Zeiten geben, in denen uns unser Glaube so festgesetzt und unbeweglich erscheint wie die ewigen Berge. Dann kommt ein Aufruhr, der alle Fundamente erschüttert und umwirft, und bereitwillig verzweifeln wir und stellen die Frage, ob wir überhaupt Christen sein können. Manchmal ereignet sich dieser Aufruhr in unseren äußeren Umständen oder manchmal als eine innere Erfahrung. Wenn man sich auf seinem gewissenhaften Dienst ausruht, ist der Herr oft gezwungen, uns die ganze Kraft zum Arbeiten wegzunehmen oder alle Gelegenheit zu verscheuchen, bei denen die Seele sich ausruhen könnte, um uns zu zwingen, nur im Herrn selbst zu ruhen.
Manchmal beruht die Abhängigkeit auf guten Empfindungen oder frommen Gefühlen, und die Seele muss dieser entledigt werden, bevor sie lernen kann, nur vom Herrn abhängig zu sein.
Oder vielleicht kommt der Aufruhr über unsere äußeren Umstände. Alles scheint ordentlich gefestigt zu sein und kein Gedanke an eine Katastrophe stört uns. Unser guter Ruf ist gesichert, unsere Arbeit gediehen, unsere Anstrengungen haben sich über unsere Vorstellung hinaus gelohnt und unsere Seele ist erleichtert. Die Abhängigkeit von Gott läuft Gefahr, zu verschwinden und zu verschwimmen. Dann ist der Herr gezwungen, dem allen ein Ende zu setzen, unser Wohlstand fällt in sich zusammen wie ein Kartenhaus und wir denken, der Herr wäre zornig mit uns. Aber in Wahrheit ist es kein Zorn, sondern zärtliche Liebe. Seine Liebe zwingt Ihn, uns den äußerlichen Wohlstand zu nehmen, der unsere Seele davon abhält, das innere geistige Königreich zu betreten, nach dem wir uns sehnen.
Paulus erklärt, alles als Verlust anzusehen, damit er Christus gewinne; wenn wir denn lernen, dasselbe sagen zu können, wird der Friede und die Freude, die das Evangelium uns verspricht, zu unserem ewigen Besitztum.
Die alten Mystiker lehrten das, was sie die „Loslösung“ nannten, und meinten damit die Befreiung der Seele von allem, was sie von Gott abhalten könnte. Diese Notwendigkeit des „Loslösens“ ist das Geheimnis vieler unserer „Erschütterungen.“ Wir können dem Herrn genauso wenig gänzlich folgen, solange wir fest an etwas anderes gebunden sind, wie ein Boot nicht hinaus in den offenen Ozean segeln kann, solange es am Ufer fest vertäut ist.
Wenn wir die Stadt erreichen könnten, „die ein festes Fundament hat“, dann müssten wir wie Abraham von allen anderen Städten hinausziehen und uns von allen irdischen Banden lösen. An allem, woran in Abrahams Leben gerüttelt werden konnte, wurde gerüttelt. Wir schauen wie Abraham auf die Stadt, die ein Fundament hat, deren Schöpfer und Baumeister Gott ist. Der Psalmist wusste davon und nach allem, was ihn erschüttert hat, rief er aus: „Ich will fest auf Gott vertrauen, denn er ist meine Hoffnung. Er ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, in der mir nichts geschehen kann. Meine Rettung und meine Ehre kommen allein von Gott. Er ist meine Zuflucht, ein sicherer Fels, auf dem kein Feind mich erreicht.“
Zu guter Letzt war Gott alles für ihn; somit stellte er fest, wie Gott für ihn völlig ausreichte.
Auf diese Art geht es auch mit uns. Wenn alles, was in unserem Leben und unserer Erfahrung aufgerüttelt werden kann, aufgerüttelt wurde und nur das, was sich nicht aufrütteln lässt, übrig bleibt, sind wir darauf gestoßen worden, dass nur Gott unser Fels und unser Fundament ist. Dadurch lernen wir, was wir erwarten nur von Ihm entgegenzunehmen.
„Deshalb fürchten wir uns nicht, auch wenn die Erde bebt und die Berge ins Meer stürzen, wenn die Ozeane wüten und schäumen und durch ihre Wucht die Berge erzittern! . . . Gott selbst wohnt in dieser Stadt, deshalb ist sie uneinnehmbar. Gott wird sie jeden einzelnen Tag aufs Neue beschützen.
„Deshalb ist sie uneinnehmbar“ – was für eine beflügelnde Feststellung! Besteht die Möglichkeit für uns, die wir uns so leicht vom Irdischen einnehmen lassen, an einen Platz gelangen zu können, wo nichts unsere Ruhe stören kann? Ja es ist möglich; der Apostel Paulus wusste davon. Unterwegs nach Jerusalem in Vorahnung zu erwartender Gefangenschaft und Leid konnte er siegesgewiss ausrufen: „Doch mein Leben ist nichts wert, wenn ich es nicht nutze, um das zu tun, was der Herr Jesus mir aufgetragen hat“.
An allem im Leben und den Erfahrungen des Paulus, woran gerüttelt werden konnte, ist gerüttelt worden, und er achtete sein Leben oder seine Besitztümer nichts wert. Wir, wenn wir Gott Seinen Willen mit uns lassen, mögen vielleicht zu derselben Einstellung gelangen, mit der weder die Angst noch Furcht der Nichtigkeiten des Lebens uns des Friedens berauben können, der alles Verstehen übertrifft. Wir werden gelernt haben, nur im Herrn zu ruhen.
Nach „Der Gott allen Trostes“ von Hannah Withall Smith (1832-1911).
Erschienen auf Anker im Mai 2014.
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