Kreuz oder Krone
Von Steve Hearts
Wer kennt nicht den Ruf Jesu, sein Kreuz auf sich zunehmen und Ihm zu folgen? 1 Ich hielt das Kreuz immer für ein Symbol unseres Dienstes für Ihn. Doch erst in letzter Zeit begann ich, diese Passage in einem anderen Licht zu sehen, das, so muss ich eingestehen, mir „meine Augen weit öffnete.“
Es gibt viele verschiedene Kreuze. Der Dienst für Gott ist ganz bestimmt eines davon. Doch gibt es Leute, wie mich, die mit einer nach Außen hin sichbaren Behinderung geschaffen wurden. Dann gibt es da solche, die an einer chronischen Krankheit leiden oder Gesundheitsprobleme haben und keine spürbare Besserung erfahren, trotz ihrer eigenen Gebete und der Gebete anderer. Diejenigen, die wir uns in einer solchen Situation wiederfinden, können uns entweder fragen, wieso das so ist und uns schuldig fühlen, wenn keine Heilung sich am Horizont abzeichnet; oder wir entscheiden uns, Gott dafür zu loben wie wir sind, akzeptieren seinen Willen und bemühen uns derweilen darum, Sein Königreich auf Erden vorwärts zu bringen.
Die letztere Option verlangt Unterwerfung und Hingabe, zwei wertvolle doch auch faszinierende Qualitäten, für die ich mich, mit des Herrn Hilfe, entschieden habe. Nach und nach habe ich meine Blindheit als einen versteckten Segen wahrnehmen können, einen wertvollen und teuren Schatz, verpackt in etwas, das das Auge weniger anspricht. Hatte ich mich einmal entschlossen hinter die Maske scheinbarer Schwierigkeiten und Ungelegenheiten zu schauen und stattdessen die guten Ergebnisse zu sehen, die es in meinem Leben und in derer, denen ich diene, zustande bringt, fand ich mich nur einen ungeheuer wertvollen Schatz betrachtend, den Gott zum Einsatz brachte. Hat sich die Maskerade aufgelöst? Oder hat sich meine Perspektive einer drastischen Überholung unterzogen? Was auch immer der Fall ist, ich sehe mich nicht länger als jemand, der leidet.
Glaube ich an die Kraft Gottes und seine Fähigkeit mir Augenlicht zu geben? Natürlich! Er heilte nicht nur Blinde in den Zeiten der Bibel, sondern heilt sie auch heute noch. Dennoch hat Er es klargestellt, was auch durch etliche Zeugen bestätigt wurde, dass meine Blindheit dazu bestimmt war, Teil der Mission zu sein, für die ich sowieso auf die Welt gekommen bin. Vor einer Weile, beim Nachdenken über den Ruf Jesus, unser Kreuz auf sich zu nehmen und Ihm zu folgen, da sprach Er ganz deutlich zu meinem Herzen: „Jeder einzelne trägt ein anderes Kreuz für mich. Deins ist die Gabe der Blindheit.“
Auf so viele Arten hat sich meine Blindheit als ein Geschenk herausgestellt. Hauptsächlich in der Art, wie es die Menschen motiviert, sie betroffen und ihnen Mut macht. Wie oft hat man mir erzählt: „Ich habe mich oft über die Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten in meinem Leben beschwert. Doch wenn ich dich sehe, schäme ich mich über mich selbst.“ So oft, wie mir das gesagt wurde, bedeutet das nicht, dass man mich niemals gehört hätte, wie ich mich beschwerte. Doch wenn, dann macht mich der Heilige Geist betroffen, und stichelt mein Gewissen, wenn ich mich daran erinnere wie ich Leuten Mut machte, Gott für alles zu danken.
Die Situationen, in denen Gott anderen durch mich Seine Liebe und Seinen Zuspruch bewiesen hat um Seines Namens willen, sind unzählige gewesen. Warum soll ich mir dann Sorgen machen, ob ich in diesem Leben jemals mein Augenlicht erlange oder nicht? Denn was ist letzten Endes wichtiger: Die Erfüllung meiner eigenen Wünsche und Begehren oder die Verwirklichung von Gottes Plan für mein Leben?
Als kleiner Junge habe ich meine Gebete gehabt, um mein Augenlicht zu erlangen. Danach haben auch viele für mich gebetet. Man hat die Hände auf mich gelegt, ich habe Gebete in Zungen erhalten, man hat mit mir gebetet um mich von Dämonen zu befreien. Auf keinen Fall halte ich die Gebete anderer für mich, um wieder sehen zu können, für wertlos oder gehe ihnen aus dem Weg. Dennoch glaube ich fest an das, was Joni Eareckson Tada in ihrem Buch: Sehnsucht nach Heilung schreibt: „Gott behält sich das Recht vor, uns zu heilen oder auch nicht, gerade so wie es ihm gefällt.“ (Als erläuternde Lektüre kann ich dieses Buch nur empfehlen.)
In 1. Petrus 4:19 lesen wir: „Wenn ihr also leidet, weil Gott es so will, dann hört nicht auf, Gutes zu tun, und vertraut euch Gott an, der euch geschaffen hat. Er wird treu zu euch stehen!“ 2
Meine Position der „Gabe“ der Blindheit gegenüber, die mir gegeben worden ist, wird im Wort des Paulus im 2. Korinther 12:7-10 unterstrichen: „Obwohl ich wunderbare Offenbarungen von Gott empfangen habe. Doch damit ich nicht überheblich werde, wurde mir ein Dorn ins Fleisch gegeben, ein Bote des Satans, der mich quält und mich daran hindert, überheblich zu werden. Dreimal habe ich zum Herrn gebetet, dass er mich davon befreie. Jedes Mal sagte er: ‚Meine Gnade ist alles, was du brauchst. Meine Kraft zeigt sich in deiner Schwäche.‘ Und nun bin ich zufrieden mit meiner Schwäche, damit die Kraft von Christus durch mich wirken kann. Da ich weiß, dass es für Christus geschieht, bin ich mit meinen Schwächen, Entbehrungen, Schwierigkeiten, Verfolgungen und Beschimpfungen versöhnt. Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.“ 3
Einmal habe ich eine kurze Rede bei einer Jugendfreizeit darüber gehalten und Zeugnis gegeben von Gottes Treue, mich bei meiner Geburt zu bewahren, und über mein Leben als Missionar in vielen Ländern. Bei dem Treffen war ein Jugendpfarrer zugegen, der sich zuvor mit einem ernstlichen Gebet für mich, wieder sehen zu können, vorgestellt hatte. Nachdem ich mit meiner Rede fertig war, kam er sofort auf mich zu und erzählte mir, wie ihn mein Zeugnis zu Tränen gerührt hätte. „Niemals zu vor habe ich jemanden mit solch positiver Einstellung zu seiner Behinderung gesehen.“ Andere bei dem Treffen erzählten davon, angespornt worden zu sein, mehr für den Herrn zu tun als sie es gegenwärtig tun würden. Als Antwort konnte ich nur den Herrn loben.
Ein weiterer Grund warum ich es als unnötig ansehe, mich darum zu sorgen, in diesem Leben wieder sehen zu können oder nicht, ist das Wissen, auf jeden Fall im nächsten Leben sehen zu können. Paulus schreibt im 2.Korinther 4, Vers 17: „Denn unsere jetzigen Sorgen und Schwierigkeiten sind nur gering und von kurzer Dauer, doch sie bewirken in uns eine unermesslich große Herrlichkeit, die ewig andauern wird!“ Das Leben auf dieser Erde ist nur vorübergehend. Wenn Gott es vorzieht, dass ich so bleibe, wie ich bin, um für Ihn auf dieser Erde von besserem Nutzen sein zu können, und wenn Er mir garantiert, im nächsten Leben sehen zu können, warum soll ich mich dann beklagen?
Es gibt die Geschichte über einen Soldaten, der unter einer tödlichen Krankheit litt. Da er wusste, er würde nicht lange zu leben haben, setzte er sich voll auf dem Schlachtfeld ein. Schließlich wurde er von der Krankheit geheilt durch die Kunstfertigkeit eines begabten Arztes. Doch von dem Punkt an, hielt er sich vom Schlachtfeld fern und versuchte sein Leben zu behüten statt noch mehr zu riskieren. Nachdem ich die Geschichte das erste Mal gehört hatte, sagte ich dem Herrn: „Wenn du meinst, es sei besser für mich, blind zu bleiben, um meine Nützlichkeit als Soldat in deiner Armee zu erhalten, dann soll es auch so sein.“
Nachdem ich also meine Blindheit als die Gabe erkennt habe, die sie im Grund ist, betrachte ich sie nicht länger als ein Kreuz. Wenn ich die Ergebnisse sehe, die sie für Gottes Ehre gebracht hat, während ich Seine Botschaft so gut ich konnte, verbreitete, hat sie meine Ansicht dahin verändert, dass ich meine Blindheit als eine wunderbare Krone ansehen kann, mit der ich mich privilegiert fühle, sie tragen zu dürfen. Auch wenn ich weiß, dass es im nächsten Leben eine Krone zu tragen gibt, werde ich diese Krone der Blindheit sicherlich wertschätzen, solange ich sie habe. Wie es so schön heißt: „Diejenigen, die das Kreuz auf sich nehmen, werden die Krone tragen.“
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