Jesus Sein Leben und Seine Botschaft: Vorhersage über den Tempel (Teil 3)
Peter Amsterdam
Hinweis: Als ich ursprünglich anfing, über die Vorhersagen bezüglich des Tempels in Jerusalem zu schreiben, habe ich den Bericht im Markusevangelium verwendet. Seitdem habe ich einige Fragen bezüglich des parallelen Berichts im Matthäusevangelium im Kapitel 24 erhalten. Weil viele mit dem Bericht in Matthäus vertrauter sind und weil dieser Bericht detaillierter und umfassender ist, was die Vorhersagen bezüglich des Schicksals des Tempels und der endzeitlichen Ereignisse betrifft, wird der Fokus von diesem Punkt an auf Matthäus Kapitel 24 liegen.
Während einige Bibelausleger der Meinung sind, dass sich Matthäus 24 nur auf endzeitliche Ereignisse bezieht, verstehen viele andere den ersten Teil des Kapitels so, dass er sich auf Ereignisse bezieht, die in der Geschichte bereits passiert sind. Da viele mit der historischen Sichtweise nicht vertraut sind, dachte ich, es wäre hilfreich, diese Sichtweise bei der Behandlung dieses Themas darzustellen.
Wie Markus im Kapitel 13, beginnt Matthäus im Kapitel 24 mit der Vorhersage Jesu über die Zerstörung des jüdischen Tempels.
Als Jesus das Tempelgelände verließ, zeigten seine Jünger ihm die verschiedenen Gebäude, die zum Tempel gehörten. Doch er sagte zu ihnen: „Seht ihr diese Gebäude? Ich versichere euch: Sie werden alle zerstört werden, sodass kein Stein auf dem anderen bleibt.“ 1
Diese Vorhersage erfüllte sich in weniger als 40 Jahren, als der jüdische Tempel im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde.
Später saß Jesus am Hang des Ölbergs. Seine Jünger kamen zu ihm und fragten: „Wann wird all das geschehen? Und wird es vorher ein Zeichen geben, das deine Wiederkehr und das Ende der Welt ankündigt?“ 2
Die Jünger Jesu stellten Ihm drei Fragen: Wann werden diese Dinge sein, was wird das Zeichen Seines Kommens sein, und was wird das Zeichen des Endes des Zeitalters sein?
Jesus antwortete ihnen:
„Lasst euch von niemandem etwas weismachen. Viele werden in meinem Namen auftreten und behaupten: ‚Ich bin der Christus‘, und sie werden viele irreführen.“ 3
Jesus warnte vor denen, die fälschlicherweise behaupten würden, der Messias zu sein, der Befreier des jüdischen Volkes. (Siehe die Beispiele im ersten Teil dieser Serie.)
„Überall werden Kriege ausbrechen. Aber habt keine Angst - diese Dinge müssen geschehen, doch das Ende wird noch nicht unmittelbar darauf folgen. Völker und Königreiche werden sich den Krieg erklären. In vielen Teilen der Welt wird es Erdbeben geben, und es wird zu Hungersnöten kommen.“ 4
Jesus nahm Bezug auf kommende Kriege. Historisch gesehen gab es eine Vielzahl von Kriegen in der antiken Welt und im gesamten Römischen Reich während der Zeit zwischen 30-70 n. Chr., einschließlich des Bürgerkriegs in Rom 68-69 n. Chr. Jesus wies darauf hin, dass Kriege und Naturkatastrophen Teil der Erfahrung der Menschheit im Laufe der Geschichte sein würden und dass sie nicht als Zeichen des Endes gedeutet werden sollten. Aber habt keine Angst - diese Dinge müssen geschehen, doch das Ende wird noch nicht unmittelbar darauf folgen. 5 Jesu Hinweis auf den Beginn der Geburtswehen oder Wehen impliziert, dass die Ereignisse, von denen Er spricht, nicht unmittelbar bevorstehen.
„Ihr werdet verhaftet, verfolgt und umgebracht werden. Auf der ganzen Welt wird man euch hassen, weil ihr euch zu meinem Namen bekennt. Viele werden sich von mir abwenden und einander verraten und hassen.“ 6
Es wird zwar nicht ausdrücklich gesagt, wer „sie“ sind, die die Gläubigen der Trübsal und dem Tod ausliefern werden, aber es wird davon ausgegangen, dass Jesus von Menschen mit Machtbefugnissen spricht, Menschen, die gegen Gläubige vorgehen können. Daneben würde es Gläubige geben, die vom Glauben abfallen. Er bezog sich nicht auf diejenigen, die einen vorübergehenden Rückschlag in ihrem Glauben erfahren würden, sondern auf diejenigen, die ihren Glauben aufgeben und ihre Mitjünger verraten würden.
„Viele falsche Propheten werden auftreten und die Menschen täuschen.“ 7
In der Urgemeinde standen die Propheten in der von Paulus skizzierten Hierarchie an zweiter Stelle:
Gott hat euch in den Leib Christi eingegliedert als Apostel, andere als Propheten, wieder andere als Lehrer, dann solche, die Wunder vollbringen. 8
Im Neuen Testament werden einige Propheten genannt.
In jener Zeit kamen auch einige Propheten aus Jerusalem nach Antiochia. Einer von ihnen, ein Mann mit Namen Agabus, stand in einer der Versammlungen auf und weissagte, getrieben vom Heiligen Geist, dass eine große Hungersnot über das ganze Römische Reich hereinbrechen würde. Diese Prophezeiung erfüllte sich in der Regierungszeit des Claudius. 9
Danach sprachen Judas und Silas, die beide die Gabe der Prophetie besaßen, noch lange zu ihnen, um sie im Glauben zu ermutigen und zu stärken. 10
Dann reisten wir weiter nach Cäsarea und wohnten im Haus des Evangelisten Philippus, einer der sieben Männer, die gewählt worden waren, die Essensausgabe zu überwachen. Philippus hatte vier unverheiratete Töchter, die alle die Gabe der Prophetie besaßen. 11
Aufgrund der Rolle der Propheten in der Urgemeinde waren diejenigen, die zur Zeit der Zerstörung Jerusalems falsche Propheten waren, in der Lage, den Glauben der Gläubigen zu schädigen, indem sie sie in die Irre führten.
„Die Gesetzlosigkeit wird immer mehr überhandnehmen und die Liebe wird bei vielen erkalten.“ 12
Der Gebrauch von Gesetzlosigkeit bezieht sich hier nicht nur auf kriminelle Aktivitäten, sondern auf ein Leben, das außerhalb des Gesetzes Gottes steht. An anderer Stelle sprach Jesus von der Gesetzlosigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer: Ihr gebt euch den Anschein rechtschaffener Leute, doch euer Herz ist voller Heuchelei und Gesetzesverachtung. 13 Ein Autor erklärt: Wenn „Liebe“ (zu Gott und zu anderen Menschen) das Schlüsselprinzip für ein Leben als Volk Gottes ist (Matthäus 22,37-40) und damit das Gegenteil von „Gesetzlosigkeit“, dann markiert das „Erkalten“ der Liebe das Ende einer effektiven Nachfolge. 14
„Doch wer bis zum Ende durchhält, wird gerettet werden.“ 15
In Anbetracht dessen, was in diesem Kapitel über „das Ende“ gesagt wurde – Überall werden Kriege ausbrechen. Aber habt keine Angst - diese Dinge müssen geschehen, doch das Ende wird noch nicht unmittelbar darauf folgen. 16 Die Botschaft vom Reich Gottes wird auf der ganzen Welt gepredigt werden, damit alle Völker sie hören, und dann erst wird das Ende kommen 17 – das „Ende“ im Kontext dieser Verse bezieht sich wahrscheinlich auf die Zerstörung des Tempels, die das Thema der Frage der Jünger ist.
Auf welche Weise wurde das Evangelium des Königreichs vor der Zerstörung des Tempels in der ganzen Welt verkündet? Ein Autor erklärt dies:
Die „Welt“ ist hier die „bewohnte Welt“, die Welt der Menschen, womit damals vor allem das Gebiet rund um das Mittelmeer und die weniger bekannten Gebiete im Osten gemeint war, um die sich geheimnisvolle Regionen jenseits der Grenzen der Zivilisation erstreckten. Im engeren Sinne wurde er manchmal für das Gebiet des Römischen Reiches verwendet. Der gleiche Ausdruck wird verwendet, um das Ausmaß der Hungersnot in Apostelgeschichte 11,28 und das Ausmaß der Artemis-Verehrung in Apostelgeschichte 19,27 zu beschreiben. Solche Verwendungen mahnen zur Vorsicht bei einer allzu wörtlichen Auslegung, selbst in Bezug auf die damals bekannte Welt. Der Punkt ist, dass das Evangelium weit über Judäa hinausgehen wird, wie es das in den Jahrzehnten nach Jesu Auferstehung auch tat. 18
Im gesamten Neuen Testament finden wir Hinweise darauf, wie das Evangelium in der ganzen (bekannten) Welt gepredigt wird. Wenn wir für euch beten, danken wir Gott, dem Vater von Jesus Christus, unserem Herrn, immer wieder für euch, denn wir haben gehört, dass ihr auf Christus Jesus vertraut und alle liebt, die zu Gott gehören. Denn ihr glaubt an die Hoffnung, die der Himmel für euch bereithält, wie ihr sie durch das Wort der Botschaft Gottes gehört habt. Diese gute Botschaft, die euch erreicht hat, verbreitet sich in der ganzen Welt. Überall verändert sie das Leben der Menschen, so wie sie euer Leben von dem Augenblick an verändert hat, als ihr die Wahrheit über die Gnade Gottes gehört und erkannt habt. 19 Und doch kommt der Glaube durch das Hören dieser Botschaft, die Botschaft aber kommt von Christus. Aber was ist nun mit den Juden? Haben sie die Botschaft wirklich gehört? Ja, das haben sie: „Die Botschaft breitete sich aus über die ganze Erde und ihre Worte über die ganze Welt.“ 20
„Es wird eine Zeit kommen, da werdet ihr sehen, wovon der Prophet Daniel gesprochen hat: das abscheuliche Götzenbild, das den heiligen Ort, an dem es steht, entweiht. Wer dies liest, der horche auf! Dann müssen alle Menschen in Judäa in die Berge fliehen.“ 21
Ein Zeichen, dass das Ende in Jerusalem nahe ist, wäre der Gräuel der Verwüstung, der im Tempel aufgestellt wird. Im Buch Daniel bezieht sich der Gräuel der Verwüstung auf ein schreckliches Sakrileg, das durch den „König des Nordens“ herbeigeführt werden sollte, wenn er die regulären Opfer im Tempel in Jerusalem abschaffen würde. 22 Das Ereignis, das Daniel vorhersagte, war, als der Seleukiden König Antiochus Epiphanias 167 v. Chr. Jerusalem eroberte und jüdische Opfer verbot. Er errichtete einen Altar für heidnische Opfer auf dem Brandopferaltar im Tempel. Er blieb dort drei Jahre lang, bis zum Makkabäer Aufstand, als das jüdische Volk die Kontrolle über Jerusalem zurückgewann und den Tempel reinigte. Jesus wies darauf hin, dass der Tempel in Jerusalem auf ähnliche Weise wieder entweiht werden würde, was auch geschah, als die erobernden Römer den Tempel betraten und ihn schließlich zerstörten. Jesus erklärte, dass die Menschen in Judäa fliehen sollten, wenn die römischen Armeen Jerusalem belagerten. Im Lukasevangelium heißt es: „Dann müssen die, die in Judäa sind, in die Berge fliehen. Wer in Jerusalem ist, soll flüchten, und wer sich außerhalb der Stadt befindet, soll nicht in ihr Schutz suchen. Denn das werden die Tage der Vergeltung Gottes sein, und die Weissagungen der Schrift werden sich erfüllen.“ 23
Wer sich vor seinem Haus befindet, darf nicht mehr hineingehen, um zu packen. Wer draußen auf dem Feld ist, darf nicht erst nach Hause gehen, um sich einen Mantel zu holen. Besonders schlimm wird diese Zeit für schwangere Frauen sein und für Mütter, die ihre Kinder stillen. Betet darum, dass ihr nicht im Winter oder an einem Sabbat fliehen. 24
Jesus wies darauf hin, dass keine Städte oder Dörfer innerhalb von Judäa sicher sein würden, und deshalb müssten die Bewohner der Gegend Zuflucht in den Bergen suchen. Die Beispiele, die Jesus verwendete, drückten die Dringlichkeit der Situation aus. Jemand, der sich auf dem Dach seines Hauses befindet, sollte sich nicht einmal die Zeit nehmen, ins Haus zu gehen, um eine Tasche für die Reise zu packen. Der Feldarbeiter, der bei der Arbeit sein Obergewand ausgezogen hatte, sollte sich nicht die Zeit nehmen, es zu holen, bevor er flieht. Er wies auch darauf hin, dass es für Frauen, die schwanger sind oder Neugeborene haben, besonders schwierig wäre, schnell zu fliehen, und dass schlechtes Winterwetter es noch schlimmer machen würde. In den Bergen von Judäa kann es im Winter ziemlich kalt sein, und starker Regen kann Überschwemmungen verursachen, was das Reisen sehr schwierig macht.
Das Gebet, dass ihre Flucht nicht am Sabbat stattfinden würde, hatte mit dem jüdischen Gesetz zu tun, das einschränkte, wie weit man am Sabbat reisen durfte. Man durfte am Sabbat nur 2000 Ellen (etwa zwei Drittel einer Meile, oder 914 Meter) gehen. Wenn man also fliehen musste, aber an die Sabbatregeln gebunden war, konnte man es im Grunde nicht tun. Ein weiterer möglicher Grund wäre, dass am Sabbat die Geschäfte nicht geöffnet sind und die Dienstleistungen nicht zur Verfügung stehen, was eine unerwartete Reise noch schwieriger machen könnte.
„Denn es wird eine Schreckenszeit sein, wie die Welt sie noch nie erlebt hat und auch nie wieder erleben wird. Wenn diese Zeit der Not nicht abgekürzt würde, würde die gesamte Menschheit umkommen. Doch wegen der Auserwählten Gottes wird sie abgekürzt werden.“ 25
Der jüdische Historiker Josephus, der Priester, Gelehrter und Historiker war und die Zerstörung Jerusalems miterlebte, schrieb über die Schrecken der Belagerung Jerusalems. Ein Autor schreibt: Der Schrecken wurde in der Tat „abgekürzt“ durch die römische Einnahme der Stadt nach fünf Monaten, was denjenigen, die die Hungersnot in der Stadt überlebt hatten, physische Erleichterung brachte. 26
Die Auserwählten, Gottes auserwähltes Volk, von denen hier die Rede ist, werden später in diesem Kapitel wieder erwähnt. Sie sind diejenigen, die zum Menschensohn gehören. Der Begriff „Gottes auserwähltes Volk“, der sich zuvor auf das jüdische Volk bezog, wird hier auf die jüdischen Gläubigen an Christus angewandt, zusammen mit allen, die an Ihn glauben, aus der ganzen Welt.
(Fortsetzung folgt.)
Hinweis
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10. Apostelgeschichte 15,32.
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20. Römer 10,17-18.
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