Handeln angesichts der Angst
Steve Hearts
Normalerweise verließ mich mein Mut in Lebenssituationen, wo er ausschlaggebend gewesen wäre, doch ich ihn nicht zu fassen bekam und ich mich der Angst hingab, deswegen, weil ich Furcht für etwas hielt, das ich besiegen musste, bevor ich Mut schöpfen könnte. Dann fing ich an, über einen Spruch nachzudenken, den ich schon jahrelang kannte: „Mut bedeutet nicht, furchtlos zu sein, sondern angesichts der Furcht zu handeln.“
In Gedanken darüber erinnerte mich der Herr an das passende biblische Beispiel in der Geschichte von Gideon. Gott beordert Gideon zum feindlichen Midianiterlager zu gehen und versichert ihm seinen Sieg. Dann sagt der Herr:
„Wenn du jedoch Angst hast sie anzugreifen, dann geh mit deinem Knecht Pura ins Lager hinunter. Belausche, was die Midianiter sagen, dann wirst du Mut fassen und mit leichterem Herzen angreifen.“ Also nahm Gideon Pura und schlich mit ihm zusammen hinunter zu den Wachen des feindlichen Lagers.
Die Heere von Midian, Amalek und den Völkern des Ostens hatten sich so zahlreich wie ein Schwarm Heuschrecken im Tal niedergelassen. Ihre Kamele waren zahllos wie die Sandkörner am Meer.
Gideon schlich sich an, als ein Mann seinem Kameraden gerade einen Traum erzählte. Der Mann sagte: „Ich habe geträumt, dass ein Laib Gerstenbrot ins midianitische Lager rollte. Er traf ein Zelt und warf es um, sodass es völlig zerstört dalag!“
Sein Kamerad antwortete: „Dein Traum kann nur eines bedeuten: Gott hat Gideon, dem Sohn von Joasch, dem Israeliten, den Sieg über Midian und die verbündeten Heere gegeben!“
Als Gideon den Traum und seine Deutung hörte, warf er sich vor Gott nieder und dankte ihm. Dann kehrte er ins israelitische Lager zurück und rief: „Steht auf! Der Herr hat euch den Sieg über die Midianiter geschenkt!“ – Richter 7,10-15
An dieser Geschichte gefällt mir, wie es Gott Gideon nicht nachträgt, sich ängstlich zu fühlen, denn schließlich schien Gideons Heer in beachtlicher Unterzahl zu sein, da Gott seine Armee von 3200 Soldaten auf bloße 300 minimiert hatte, demgegenüber das midianitische Heer aus 135 000 bestand. Statt ihn zu beschuldigen, hatte Gott Verständnis für ihn und zeigte ihm, wie er ein Heilmittel gegen seine Angst finden könnte. Natürlich lag es nun an Gideon, sich zusammenzureißen und mit seinem Diener zum feindlichen Lager zu schleichen. Ich bin sicher, ihm war nicht ganz wohl bei der Sache – mir zumindest wäre es an seiner Stelle so ergangen. Hätte er sich aber nicht entschieden, zum Feindeslager zu gehen, wäre es ihm versagt geblieben, von dem Traum zu hören, durch den sein Glaube den so dringend notwendigen Aufschwung bekam.
Die Bibel lehrt uns, der erste Schritt mit unseren Ängsten fertig zu werden, ist oft, ihnen entegenzutreten, statt Gott zu bitten, sie wegzunehmen und in der Zwischenzeit selbst nichts zu tun.
Für mich ist es am schwersten, mich den Versagensängsten zu stellen. Mehr als einmal rief mich der Herr, etwas zu tun, das ich schon einmal zuvor angegangen bin, doch dabei aus Mangel an Weisheit kläglich versagt habe, weil ich nicht ausreichend gebetet hatte, usw.
Zum Beispiel einmal vor vielen Jahren, als meine elektrischer Rasier nicht funktionierte, entschied ich mich, eine normale Rasierklinge zu benutzen, was, wenn du blind bist, nicht einfach ist. Weil ich aber weniger vorsichtig war als nötig, schnitt ich mich ziemlich schlimm und hinterließ eine blutige Schmiererei im Bad. Von da an weigerte ich mich, normale Rasierklingen zu benutzen, wenn mir niemand dabei helfen konnte. Doch später dann fühlte ich, wie der Herr mich aufforderte, es noch einmal zu versuchen, allerdings sehr viel vorsichtiger. Ich betete also um Weisheit und Schutz und nahm mir die Zeit, mich behutsam zu rasieren. Als ich mein Gesicht hinterher abtastete, stellte ich fest, mich ziemlich gut ohne Verletzungen rasiert zu haben. Selbst heute noch schneide ich mich gelegentlich beim Rasieren, doch längst nicht mehr so schlimm wie beim ersten Mal vor vielen Jahren. Am bedeutendsten jedoch ist, dass ich jetzt einen normalen Rasierer benutze ohne Angst zu haben.
Es ist ja natürlich, sich gereizt und nervös zu fühlen, wenn man zum ersten Mal etwas Neues versucht. Als ich vor einigen Jahren zum allerersten Mal alleine flog, hatte ich mir keine Sorgen gemacht, da es ein Direktflug war innerhalb der Vereinigten Staaten, wo ich zuhause bin. Doch im letzten Jahr ergab sich die Möglichkeit, alleine zu reisen mit einem Flug der zwar innerstaatlich war, aber kein Direktflug. Mir wurde versichert, die nötige Hilfe für meine Verbindung zu bekommen und alles war darauf vorbereitet. Dennoch war ich leicht nervös, da ich das noch nie vorher gemacht hatte. Ein paar andere Blinde von ihren unangenehmen Erfahrungen bei ihrem Übergang alleine von einem zum anderen Flug reden zu hören am Tag vorher, machte die Angelegenheit nicht besser. Trotz all meiner Angst und Sorge, wusste ich, dass dies Teil von Gottes Plan war.
Als der Tag dann kam, genoss ich die Reise so gut ich konnte und betete jeden Schritt des Weges. Alles an der Reisefront ging reibungslos, alles Umsteigen lief gut und pünktlich über die Bühne. Jetzt freue ich mich schon auf den nächsten Alleinflug mit Umsteigen, der in ein paar Monaten auf mich zukommt. Und dazu kommt noch, dass es ein internationaler Flug sein wird.
Wenn du also Angst hast, brauchst du dich nicht schuldig zu fühlen oder dich zu schämen. Bis zu einem gewissen Maß geht es uns allen so. Es ist nicht anderes zu erwarten, wenn immer wir versuchen, wie Petrus das Boot zu verlassen und auf dem Wasser zu gehen. Wichtig ist, uns nicht von der Angst lähmen zu lassen, sondern ihrer ansichtig zu handeln. Sobald wir zu Taten schreiten, wird unser Mut wachsen.
Die beste Art von unseren Ängsten befreit zu werden, liegt darin, uns ihnen in der Kraft von Gottes Geist zu stellen und das fortzuführen, wozu Er uns berufen hat. Dann kommt Er uns immer zu Hilfe, so wie es mit Gideon und unzähligen anderen geschah. Handeln wir angesichts der Angst, statt uns zu ducken, gehört der Mut und der Sieg uns.
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