Etwas Wunderbares erschaffen
Maria Fontaine
Die Geige und die gerissene Saite
Es gibt eine Geschichte über den weltberühmten Geiger Itzhak Perlman, die in verschiedenen Versionen auf mehreren Websites zu finden ist. Sie veranschaulicht ein wunderschönes Prinzip über Gottes Gnade und Macht, wie Er alles, was wir Ihm in diesem Leben anzubieten haben, nehmen und in etwas Schönes verwandeln kann. Ich möchte es dir nacherzählen.
Itzhak Perlman spielte eines Abends vor ausverkauftem Haus, als mitten in einem Stück das von allen Geigern auf der Bühne gefürchtete Geräusch ertönte – der Klang einer reißenden Geigensaite!
Die Spannung in der Luft war greifbar, als das Orchester innehielt und darauf wartete, was Itzhak tun würde. Doch anstatt nach einer anderen Geige zu rufen, hielt er einen Moment inne und gab dem Dirigenten ein Zeichen, mit dem Stück fortzufahren. Er stellte sich einer Aufgabe, die die meisten für unmöglich halten würden: ein komplexes Musikstück auf einer Geige mit nur drei Saiten zu spielen. Er spielte mit Leidenschaft und Kraft, und es schien, als ob er die Noten während des Spielens in seinem Kopf überarbeiten würde. Als das Stück zu Ende war, herrschte fassungsloses Schweigen, gefolgt von tosendem Applaus und Jubel sowohl seitens des Publikums als auch der anderen Musiker.
Itzhak Perlman waren Herausforderungen in seinem Leben nicht fremd, da er als Kind an Kinderlähmung erkrankt war, die ihn dauerhaft an Beinschienen und Krücken gehen ließ. Unter dem Beifall stand er auf und forderte das Publikum auf, still zu werden.
Dann sagte er bescheiden: „Wissen Sie, manchmal ist es die Aufgabe des Künstlers, herauszufinden, wie viel Musik man mit dem, was einem bleibt, noch machen kann.“
Als ich über diese Geschichte nachdachte, erinnerte sie mich an die Gaben, die wir in diesem Leben haben, und daran, dass es sie in allen Formen, Größen und Ausprägungen gibt. Einige scheinen offensichtlich zu sein: die schöne Stimme, der hochbegabte Turner, der brillante Musiker, das Computergenie und so viele andere.
Aber wie oft halten wir inne, um über die anderen Gaben nachzudenken, die das Leben so vieler Menschen ausfüllen – die Blindheit, die andere Sinne so weit entwickelt, dass die Person in der Lage ist, noch größere Leistungen zu vollbringen, oder die körperliche Schwäche, die mit Gottes Liebe eine übernatürliche Zärtlichkeit, ein Mitgefühl und eine Weisheit in jemandem hervorbringt, die in der Lage ist, das Leben anderer zu verändern und ihnen neue Hoffnung, Orientierung und Freude zu bringen?
Das Leben ist voller Segnungen (Dinge, die wir als gut ansehen) und Rückschläge (Dinge, die wir als schlecht ansehen), aber was auch immer wir erleben, wenn wir es mit Gottes Hilfe angehen, wird es zu einer Gelegenheit, das, was wir haben, zu nutzen, um etwas Wunderbares zu schaffen.
Itzhaks Verständnis dafür, wie man Niederlagen in größere Leistungen umwandelt, ist nicht zufällig entstanden. Er entschied sich dafür, sein eigenes lebenslanges Leiden in ein Werkzeug für das Gute zu verwandeln, das dann zu einer Leidenschaft wurde, jedes Hindernis als eine Gelegenheit zu sehen, noch weiter zu gehen. Seine eigenen körperlichen Kämpfe brachten eine Demut hervor, die ihn vor der Korruption des Stolzes schützte, selbst in den Bereichen, in denen er sehr erfolgreich war.
All diese Dinge waren Geschenke, die er durch sein Beispiel mit anderen teilen konnte. In der heutigen Welt werden die Menschen allzu oft zu Opfern und geben allen und allem die Schuld, sogar Gott. Die bessere Wahl ist, die Dinge, die wir besitzen, zu nutzen, um Qualitäten zu entwickeln, die uns befähigen, dort, wo wir sind, mit Seiner Liebe hell zu leuchten.
Wenn du dich schwach fühlst, dann wird Seine Stärke in der Schwäche vollkommen.
Wenn du Kummer verspürst, denke daran, dass der Kummer eine Nacht lang andauert, aber die Freude am Morgen kommt.
Wenn die Hoffnung verloren scheint, ist Er deine Hoffnung.
Wenn die Angst dich umgibt, vertreibt die vollkommene Liebe die Angst.
Wenn du dich verloren fühlst, ist Er mehr für dich als ein Licht und besser als ein bekannter Weg.
Wenn du dich schuldig fühlst, erinnere dich daran, dass es für diejenigen, die in Christus sind, keine Verurteilung gibt.
Wenn du das Gefühl hast, nicht mehr weiterzukönnen, denke daran, du kannst alles tun durch Christus, der dich stärkt.
*
Wenn du warten musst
Wenn wir uns die Zeit nehmen, unsere Segnungen aufzuzählen, werden wir feststellen, dass der Herr in den meisten Fällen äußerst barmherzig zu uns ist. Er kümmert sich so oft um uns, wenn wir es nicht verdienen. Er wartet geduldig darauf, dass wir verstehen und lernen, und er verzeiht uns unsere Ausbrüche und unser Ringen, ihm zu vertrauen. Er kennt unsere Lage, Er weiß, dass wir nur Staub sind, und oft schickt Er uns Heilung und die Antwort auf unsere Gebete, noch bevor wir Ihn anrufen.
Aber es gibt Zeiten, in denen Er weiß, dass es das Beste ist, wenn wir warten oder im Glauben durch bestimmte Erfahrungen gehen. In solchen Zeiten wird der Glaube zum Band zwischen Ihm und uns, das uns trägt, bis wir das größere Gut, das Er bewirkt, verstehen können.
Als ich eines Morgens aufwachte, spürte ich etwas in meinem Auge, aber als ich in den Spiegel schaute, konnte ich nichts sehen, was dieses Unbehagen verursacht hätte. Also betete ich, dass der Herr es entweder auflösen oder an eine Stelle bringen würde, an der ich es sehen konnte, um es zu entfernen. Als nach einer Weile nichts geschah, fragte ich Ihn: „Herr, warum wird das nicht besser?“ Seine geduldige Antwort war: „Manchmal muss man warten.“
Es war keine große Sache. Es war nur ein kleines Problem, aber der Herr wollte mir etwas Wichtiges zeigen. Er wollte mir in diesem Moment ein wertvolles Prinzip veranschaulichen.
So oft beten wir aufrichtig um etwas, von dem wir meinen, dass Er es tun soll, entweder für uns selbst oder für jemand anderen, und aus unserer Sicht brauchen wir es jetzt. Aber wenn wir nicht sehen, dass etwas geschieht, beten wir noch verzweifelter und fragen uns: „Herr, warum hilfst Du nicht? Warum bringst Du nicht die Rettung? Warum kümmerst Du Dich nicht um diese schwierige Situation? Warum gibst Du nicht, was nötig ist? Du musst doch wissen, wie dringend die Sache ist!“ Wenn wir nicht sofort eine Antwort sehen, werden wir leicht ungeduldig.
Manchmal wartet Er vielleicht darauf, für uns innezuhalten und auf das zu hören, was Er uns zu verstehen geben will. Vielleicht fordert Er unseren Glauben heraus, um unsere Überzeugung zu stärken, Ihm zu vertrauen, auch wenn sich unsere Pläne nicht so schnell umsetzen lassen. Vielleicht plant Er etwas viel Besseres als eine umfassendere Antwort auf unseren Herzensschrei. Vielleicht entwickelt Er in unserem Leben unsichtbare Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen, Mitgefühl, Barmherzigkeit und Weisheit. Diese Entwicklung erfordert, bei uns zumindest einige der Schwierigkeiten zu erleben, die andere durchmachen.
Für Seine Kinder haben die Segnungen, die Vorteile und die Kämpfe dieses Lebens, in welcher Form sie auch immer auftreten, letztlich das Ziel, uns zu helfen, Gott näherzukommen und Ihm ähnlicher zu werden.
Wenn du rufst, kannst du wissen, dass Er deinen Schrei gehört und deine Tränen gesehen hat, dass Sein Herz es versteht - und dass Er nach Seinem Willen und auf die Weise geantwortet hat, von der Er weiß, dass sie am besten ist! Er weiß, dass Er ein wunderbares Ergebnis herbeiführen wird.
Bedenke also: Wenn du betest, erhört Er dich. Wenn du Fürsprache einlegst, antwortet Er. Auch wenn du die Antwort nicht sofort siehst (oder überhaupt in diesem Leben), sei guten Mutes. Er hat versprochen, dir die Antwort auf deine Gebete zu geben, zusammen mit der Stärkung deines Herzens und deines Glaubens!
Wenn das, was dir bevorsteht, Geduld für das größere Gute erfordert, dann halte dich an die Verheißung: „Die, die auf den Herrn warten, gewinnen (schöpfen) neue Kraft. Sie schwingen sich nach oben wie die Adler. Sie laufen schnell, ohne zu ermüden. Sie gehen und werden nicht matt.“ Hab Geduld und hab Vertrauen.
Zusammengestellt aus Beiträgen von Maria, die im Jahr 2019 veröffentlicht wurden. Neuerscheinung auf Anker im Februar 2022.
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