Die Menschlichkeit Jesu
Peter Amsterdam
Nach Gottes Heilsplan ist die Menschlichkeit Jesu genauso wichtig wie Seine Göttlichkeit, denn unsere Erlösung hängt davon ab, dass Jesus sowohl ganz Gott als auch ganz Mensch ist. Nur wer Gott ist, kann das Gewicht der Sünden der Welt tragen. Nur wer ewig Gott ist, kann ein Opfer von unendlichem Wert bringen und dem Gesetz Gottes vollkommen gehorchen, den Zorn Gottes erlösend tragen und so andere vom Gericht des Gesetzes befreien.
Umgekehrt kann nur einer, der an der Menschheit teilhat, die Erlösung ermöglichen. Weil der erste Mensch, Adam, gesündigt und alle Menschen verurteilt hat, war es notwendig, dass ein anderer Mensch die Strafe trägt und Gottes Gericht über sich selbst empfängt – denn nur ein Mensch kann die Menschheit stellvertretend verkörpern. „So wie der Tod durch einen Menschen – Adam – in die Welt kam, hat nun durch einen anderen Menschen – Christus – die Auferstehung von den Toten begonnen. Die Menschen sterben, weil alle mit Adam verwandt sind. Ebenso werden durch Christus alle lebendig gemacht und neues Leben empfangen.“ 1
Oftmals richten die Menschen ihren Blick auf die Gottheit Jesu und rücken Seine Menschlichkeit in den Hintergrund. Aber während Jesus Gott war, der auf Erden im menschlichen Fleisch lebte, war Er genauso menschlich wie du und ich. Er hatte die gleichen körperlichen Bedürfnisse und Schwächen wie wir. Er hatte die gleichen körperlichen und geistigen Einschränkungen. Er hatte die gleichen Emotionen. Er war versucht zu sündigen und hatte inneres geistiges Leiden, so wie wir es tun. Er war ein Mensch; Er wurde geboren, lebte und starb wie jeder andere Mensch. Er hatte die menschliche Natur, was sowohl einen materiellen Körper als auch eine rationale Seele oder einen Geist bedeutete.
Jesus besaß die beiden Hauptelemente menschlicher Natur – einen materiellen Körper und eine rationale Seele. Er sprach von Seinem Körper und Seiner Seele/Seinem Geist (in einigen Fällen werden Seele und Geist austauschbar verwendet, und bedeuten das Gleiche). Er sprach von Seinem Fleisch und Seinen Knochen.2Das Buch der Hebräer spricht davon, dass Er Fleisch und Blut hat. 3
Jesus nannte sich selbst einen Menschen im Buch Johannes: „Nun aber suchet ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, welche ich von Gott gehört habe.“ 4Andere bezeugten auch, dass Er ein Mensch war: „Ihr israelitischen Männer, höret diese Worte: Jesus von Nazareth, einen Mann, von Gott bei euch erwiesen durch Kräfte und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn tat, mitten unter euch, wie ihr selbst wisset.“5
Wie bei allen Menschen wurde Jesus von den normalen Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Wachstums und der Entwicklung bestimmt. Wie bei allen Menschen galten für Jesus die normalen Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Wachstums und der Entwicklung Er wurde geboren,6Er wuchs körperlich von der Kindheit bis zum Erwachsensein. 7Er durchlief den normalen Lernprozess, den ein Kind durchläuft. Er wuchs in Wissen, Verständnis, Weisheit und Verantwortung.8Er wurde im Laufe der Zeit stark im Geiste, höchstwahrscheinlich durch das Erlernen von Lektionen, wie z.B. Gehorsam gegenüber Seinen Eltern, durch Leiden und andere Erfahrungen. 9
Jesus hatte auch die körperlichen Schwächen und Bedürfnisse, die wir als Menschen haben. Er wurde hungrig, durstig, kraftlos. 10Er wurde körperlich schwach. Er wurde müde. Einmal war Er so müde, dass Er inmitten eines heftigen Sturms in einem Fischerboot fest schlief.11
Jesus erlebte Emotionen wie wir. Er hatte Mitgefühl mit den Menschen. 12Er bedauerte die Bedürftigen. Er weinte. 13Er staunte, war tief bewegt, wurde wütend. 14Er trauerte. Er betete in Verzweiflung, war traurig, hatte psychologische Qualen.15Bisweilen war Er beunruhigt. Er hatte Freunde und Er liebte sie. 16Und wie jeder Mensch ist auch Jesus gestorben. Sein Körper hörte auf, Leben zu haben.
Die Menschen, mit denen Jesus aufwuchs und unter denen Er bis zum Beginn Seines öffentlichen Dienstes lebte, schienen alle Ihn als einen normalen Menschen zu betrachten, was sich in ihrer Reaktion auf Ihn zeigt, als Er Seinen Dienst begann. Nachdem Er Wunder gewirkt und in Galiläa gepredigt hatte und große Menschenmassen Ihm folgten, besuchte Er Seine Heimatstadt Nazareth und wurde von Seinen ehemaligen Nachbarn und Stadtbewohnern abgelehnt. 17
Sogar Seine Brüder glaubten nicht an Ihn, 18 obwohl einige von ihnen schließlich als Gläubige und Kirchenführer bekannt wurden – Jakobus und Judas.
Wenn diejenigen, welche die meiste Zeit Seines Lebens mit Ihm und um Ihn herum lebten, sich fragten, woher Er die Weisheit und das Wissen nahm, so autoritär zu sprechen und zu predigen, und darüber erstaunt waren, dann ist es ziemlich klar, dass sie Ihn als einen normalen Menschen betrachteten – nicht als Gott, nicht einmal als einen großen Lehrer, sondern nur als einen normalen Menschen.
Er aß, trank, schlief und wachte; war müde, traurig, freudig; weinte, lachte; war hungrig, durstig, kalt; schwitzte, sprach, arbeitete, betete. Jesus war vollkommen menschlich. Er hat das Leben so erlebt, wie wir es tun. Er war in jeder Hinsicht ein Mensch, bis auf die Sünde. Das ist der einzige Unterschied. Jesus hat nicht gesündigt, niemals. „Er hat keine Sünde begangen, und auch keine Täuschung wurde in seinem Mund gefunden.“ 19
Du wirst dich vielleicht fragen, ob Jesus sündigen kann. Die Antwort, die auf der Schrift basiert, scheint nein zu sein, Er konnte es nicht. Wenn man sich die Schrift ansieht, sagt sie uns, dass 1) Jesus nicht gesündigt hat; 2) Jesus in jeder Hinsicht versucht wurde, wie wir sind, und als solche wissen wir, dass Er wirklich zur Sünde verführt wurde, 20und 3) Jesus ist Gott, und Gott kann nicht mit Bösem versucht werden. „Wer der Versuchung erliegt, sollte niemals sagen: ‚Diese Versuchung kommt von Gott.‘ Gott lässt sich nicht zum Bösen verführen, und er verleitet auch niemanden zur Sünde.“ 21
Eines der Attribute Gottes ist Seine Heiligkeit, was bedeutet, dass Er von der Sünde getrennt ist. Gott kann nicht sündigen; wenn Er es täte, wäre Er nicht Gott. Die Schrift sagt uns, dass Jesus ganz Gott war und ganz Mensch war. Sie sagt uns auch, dass Jesus versucht wurde und dass Gott nicht versucht werden kann.
Wenn die menschliche Natur Jesu unabhängig von Seiner göttlichen Natur existierte, dann wäre Er Adam und Eva ähnlich gewesen, als sie zum ersten Mal erschaffen wurden, indem Er frei von Sünde gewesen wäre, aber theoretisch in der Lage, zu sündigen. Doch die menschliche Natur Jesu existierte nie außerhalb Seiner göttlichen Natur, da beide Naturen in einer Person existierten. Ein Akt der Sünde wäre ein moralischer Akt gewesen, der so aussieht, als ob er die ganze Person Christi, sowohl Seine göttliche als auch die menschliche Natur, einbezogen hätte. Wenn das passiert wäre, dann hätte die göttliche Natur Jesu gesündigt, was bedeutet, dass Gott gesündigt hat, und das bedeutet, dass Er nicht Gott sein würde. Aber das ist nicht möglich, denn es würde bedeuten, dass Gott gegen Seine eigene Natur verstößt, etwas, was Gott nicht tut.
So zeigt sich, dass die Vereinigung der menschlichen und göttlichen Natur Jesu in einer Person ihn daran gehindert hat, sündigen zu können. Aber genau wie das passiert ist, können wir nicht wissen. Es ist eines dieser Geheimnisse, mit denen wir im Christentum konfrontiert sind, was verständlich ist, wenn man bedenkt, dass Jesus der Einzige ist, der jemals zwei Naturen gehabt hat – die Natur Gottes und die Natur des Menschen – also ist es logisch, dass es für uns schwierig, wenn nicht unmöglich ist, zu wissen, wie solche Dinge mit Ihm funktionierten.
Ihm sind dieselben Versuchungen begegnet wie uns, 22 aber in jedem Fall widersetzte Er sich der Versuchung und sündigte daher nicht. Er musste durch jede Versuchung kämpfen, um der Sünde zu widerstehen. Der Reiz der Sünde, den Er erfahren hat, ist genau derselbe Reiz, den wir erleben. Der Unterschied ist, dass Jesus nie der Versuchung nachgegeben hat, also hat Er nicht gesündigt.
Weil Jesus nicht sündigte, war es nicht notwendig, dass Er für Seine eigenen Sünden starb, sondern Er konnte stattdessen für die Sünden der Menschheit sterben. Wenn wir bedenken, dass Gott der Sohn sich entschieden hat, sich selbst zu demütigen, indem Er die menschliche Natur und alles, was das Menschsein mit sich bringt, angenommen hat, so dass jeder von uns die Möglichkeit haben würde, für unsere Sünden vergeben zu werden und für immer zu leben, dann kann es nicht anders, als uns dazu zu bringen, Ihn zu lieben und Ihm dafür zu danken.
Ursprünglich veröffentlicht am 28. Juni 2011. Angepasst und neu herausgegeben im März 2019.
- 1.Korinther 15,21-22.
- Lukas 24,39.
- Hebräer 2,14.
- Johannes 8,40 – SLT.
- Apostelgeschichte 2,22. – SLT
- Lukas 2,7.
- Lukas 2,40.
- Lukas 2,52.
- Hebräer 5,8.
- Matthäus 4,2; Johannes 4,6-7.
- Matthäus 8,24.
- Matthäus 9,36.
- Johannes 11,35.
- Matthäus 8,10; Johannes 11,33.
- Lukas 22,44; Johannes 12,27.
- Johannes 11,5.
- Matthäus 13,53-58.
- Johannes 7,5.
- 1.Petrus 2,22.
- Vgl. Hebräer 4,15.
- Jakobus 1,13.
- Vgl. Hebräer 4,15.
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