Der Heilige Geist und der Messias
Peter Amsterdam
Im Alten Testament offenbarte sich der Geist des Herrn in der Regel nur bestimmten Personen und das auch nur vorübergehend. Es wurde jedoch prophezeit, dass eine Zeit kommen würde, in der Gott Seinen Geist in Fülle über sein ganzes Volk ausgießen würde. 1
Das Alte Testament enthält auch Prophezeiungen über den Messias, der kommen sollte und der mit dem Geist Gottes mächtig erfüllt und große Dinge in Gottes Namen tun würde. Während das jüdische Volk nicht dachte, dieser Messias sei der Sohn Gottes, da ihnen die Idee einer Dreifaltigkeit Gottes nicht vertraut war, so begriffen sie jedoch, dass der Messias, ein gesalbter König, durch Gottes Geist in hohem Maß ermächtigt werden würde.
Auf den Messias hinweisend sagt das Buch Jesaja: „Aus dem Stumpf Isais wird ein Spross hervorgehen - ein neuer Trieb aus seinen Wurzeln wird Frucht tragen. Auf ihm wird der Geist des Herrn ruhen - der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Macht, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.“ 2
Diese Prophezeiung sagt uns, der Messias würde von der Linie Davids, des Sohnes Isais, abstammen und der Geist Gottes würde auf Ihm ruhen, was bedeutet, der Geist würde auf Ihm bleiben. Er würde mit Weisheit, Verstand, Rat, Wissen und Gottesfurcht ausgestattet werden. Jesaja prophezeite über den Messias ferner und erklärte erneut, Gottes Geist würde auf Ihm ruhen. 3
Später im Buch Jesaja wurde erneut prophezeit, der Gottes Geist werde mächtig auf dem Messias sein und Er werde gesalbt werden und Seine Arbeit mit der Kraft des Geistes des Herrn tun:
„Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt, um den Armen eine gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, um die zu heilen, die ein gebrochenes Herz haben und zu verkündigen, dass die Gefangenen freigelassen und die Gefesselten befreit werden. Er hat mich gesandt, um ein Gnadenjahr des Herrn und einen Tag der Rache unseres Gottes auszurufen und alle Trauernden zu trösten. Er hat mich gesandt, um es den Trauernden zu ermöglichen, dass ihnen ein Kopfschmuck anstelle von Asche, Freudenöl anstelle von Trauerkleidern, und Lobgesang anstelle eines betrübten Geistes gegeben werde; und dass man sie ‚Eichen der Gerechtigkeit‘ und ‚Pflanzung zur Verherrlichung des Herrn‘ nennen kann.“ 4
Diese Prophezeiungen erfüllten sich im Leben Jesu, des verheißenen Messias. Alle vier Evangelien sprechen davon, dass Jesus zu Beginn seines Dienstes mit dem Geist erfüllt war, als Er von Johannes dem Täufer getauft wurde. 5
Später, über Jesus befragt, antwortete Johannes der Täufer: „Er ist von Gott gesandt. Und er spricht Gottes Worte, denn Gott gibt ihm seinen Geist ohne jede Einschränkung. Der Vater liebt seinen Sohn und hat ihm Macht über alles gegeben.“ 6
Am Anfang von Jesu Dienst kam der Heilige Geist ohne Maß auf Ihn herab und blieb für immer bei Ihm. Unmittelbar danach führte Ihn der Geist in die Wüste, wo der Teufel Ihn erfolglos zu besiegen versuchte. 7 Nachdem Er den Versuchungen widerstanden hatte, begann Jesus, in der Kraft des Geistes, anderen zu dienen. 8
Als Jesus nach Nazareth, das Dorf, in dem Er aufgewachsen war, zurückkehrte, wurde Er in der Synagoge ausgewählt, aus der Heiligen Schrift zu lesen. Die Stelle, die Er las, war aus Jesaja über den Dienst des Messias, und am Ende der Lesung machte Jesus deutlich, dass es über Ihn sprach: Er war der Messias, auf den der Geist des Herrn gefallen war.
„Er rollte die Schriftrolle zusammen, gab sie dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge sahen ihn an. Und er sagte: ‚Heute ist dieses Wort vor euren Augen und Ohren Wirklichkeit geworden!‘“ 9
Jesus verkündete, Sein Dienst habe begonnen, Er würde die gute Nachricht verkünden und den Gefangenen Freiheit bringen, die Unterdrückten würde Er heilen und befreien, und das alles mit Gottes Geist auf Ihm. Der Heilige Geist, der auf Jesus herabgestiegen war, spielte in Seinem Dienst eine wichtige Rolle; er führte, leitete und ermächtigte Ihn.
Kurz bevor Jesus in den Himmel aufgestiegen war, sagte Er Seinen Jüngern, Er werde „die Verheißung des Vaters“, den Heiligen Geist, die Kraft Gottes, senden und sie sollten in Jerusalem warten, bis sie diese Kraft von oben empfangen hätten. 10
Der Heilige Geist, der Jesus führte, leitete und ermächtigte, sollte für Seine Jünger das Gleiche tun. Jesus bereitete sie auf Sein Abscheiden vor, indem Er erklärte, damit der Heilige Geist auf sie kommen könne, müsse Er weggehen. Er sagte: „Es ist das Beste für euch, dass ich fortgehe, denn wenn ich nicht gehe, wird der Ratgeber nicht kommen. Wenn ich jedoch fortgehe, wird er kommen, denn ich werde ihn zu euch senden.“11
Jesus sagte, es sei notwendig für Ihn, in den Himmel aufzusteigen, um zum Vater zurückzukehren und verherrlicht zu werden, bevor der Heilige Geist – der Tröster, der Helfer– kommen könne.
Jesus war ungefähr dreieinhalb Jahre lang mit Seinen Jüngern gewesen. Sie reisten mit Ihm, lebten mit Ihm, lernten von Ihm, hörten Ihm zu, wenn Er zu der Menge predigte und sie lehrte. Sie hatten gesehen, wie Er Kranke heilte, Tote auferweckte und Dämonen austrieb. Sie erhielten vertraulichen Unterricht von Ihm und beobachteten, wie Er mit anderen umging, mit den Reichen, den Armen, den Ausgestoßenen, den Religiösen. Sie sahen, wie Er verhaftet und gekreuzigt wurde. Sie wussten, Er war tot, doch Er stand wieder lebendig vor ihnen im Obergemach. Dann kam die Zeit für Ihn, zu gehen. Er war so vieles für sie, aber jetzt würde Er gehen. Er hatte ihnen gesagt, Er würde den Vater bitten, ihnen einen anderen Tröster oder Helfer zu senden. „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ 12
Das in diesem Vers verwendete Wort Helfer oder Tröster stammt vom griechischen Wort paraklētos, was so viel bedeutet, wie jemandem zur Seite gerufen zu werden, zu seiner Hilfe, ein Helfer, Berater, Assistent; wie auch als jemand, der sich für die Sache eines anderen einsetzt vor einem Richter, ein Verteidiger, ein Anwalt.
Jesus sagt, der Vater werde den Jüngern einen anderen Tröster geben, woraus folgert, dass sie gegenwärtig noch einen hatten. Jesus, der Helfer, Tröster, Ratgeber und Fürsprecher, der momentan für sie da war, wird weggehen und an Seiner Stelle wird der Vater den Heiligen Geist senden. Was Jesus den Jüngern gewesen war und was der Heilige Geist für sie sein sollte, war sehr ähnlich.
- Beide „kommen“ / „sind gesandt" vom Vater in die Welt. 13
- Beide werden „Heilig“ genannt und sind durch „die Wahrheit“ charakterisiert. 14
- Beide lehren. 15
- Jesus kam, um die Welt zu überzeugen und sie zu überführen, obwohl viele Ihn nicht empfingen, wie es auch beim Heiligen Geist der Fall ist. 16
Während Jesus den Jüngern sowohl ein Helfer und Tröster war, als auch ein Lehrer, einer, der für die Wahrheit einstand und ein Zeuge, sagte Er, Er werde nach Seinem Dahinscheiden einen anderen Tröster schicken, der ihnen auch all dies sein würde. Dieser Tröster würde die Jünger in ihrer Mission mächtig salben. Und genau das ist passiert-und passiert noch bis zum heutigen Tag.
Erstmals erschienen im Mai 2013. In Auszügen neu veröffentlicht im September 2017.
1. Joel 2,28f.
2. Jesaja 11,1f.
3. Jesaja 42,1.
4. Jesaja 61,1-3.
5. Siehe Matthäus 3,13-17; Markus 1,9-11; Lukas 3,21-22; Johannes 1,32-34.
6. Johannes 3,34f.
7. Lukas 4,1f.
8. Lukas 4,14f.
9. Lukas 4,20f.
10. Lukas 24,49.
11. Johannes 16,7.
12. Johannes 14,16.
13. Johannes 5,43; 16,28; 18,37; Johannes 14,26; 15,26; 16,13.
14. Johannes 6,69; 14,26; 6,16f.
15. Johannes 13,13; 14,26.
16. Johannes 1,11f; Johannes 16,7-11, Johannes 14,17.
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