Das Bilde der Gnade
Wie definiert man Gnade? Ich versuch`s erst gar nicht! Jesus redete viel über Gnade, meistens aber mit Geschichten. Einmal blieb ich im Verkehr in Los Angeles stecken und kam 58 Minuten zu spät bei der Hertz-Leihwagen-Niederlassung an. Missgelaunt trat ich ein, legte die Schlüssel hin und fragte: „Wie viel schulde ich ihnen?“
Die Frau erwiderte: „Nichts. Alles ist in Ordnung!“
Ich sagte, ich sei spät und sie lächelte zurück: „Ja, aber es gibt eine einstündige Gnadenfrist.“
Da fragte ich sie: „Tatsächlich? Was ist Gnade?“
Ihre Antwort: „Ich weiß es nicht.“ [Das wird in den Hertz-Lehrstunden scheinbar nicht behandelt] „Was es heißen könnte“, fuhr sie fort, „selbst wenn man eigentlich zahlen müsste, braucht man es nicht.“
Das ist ein guter Anfang für eine Begriffserklärung. – Philip Yancey
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Ahmed Shah war ein bekannter Herrscher Afghanistans.
Die Nation war heruntergekommen aufgrund der Konflikte zwischen den Stammesfürsten, Shah jedoch brachte Frieden. Der Legende nach führte Shah das Volk zu einem geheimen Tal, das er auf seinen Reisen entdeckt hatte, eine ausgestreckte Ebene rundum von schroffen Felshängen umgeben. Um ihr neues friedliches Leben zu schützen, war es unabdingbar, dass keiner den geheimen Zugang zur Ebene verriet.
Eines Tages kam ein nervöser Leutnant zu Ahmed Shah: Emir: „Wir haben jemanden geschnappt, der die Stelle des geheimen Durchgangs verraten hat.“ Der Verräter war Ahmed Shahs Mutter!
Bestürzt hätte Ahmed Shah seiner Mutter die Freiheit schenken können, den Soldaten, der sie gefangengenommen hatte töten und den ganzen Vorfall vertuschen können, wenn er die Wachen, die sie entdeckt hatten, töten ließe. Doch die Hölle wäre ausgebrochen, wenn das ans Licht gekommen wäre. Shah befand, über die Angelegenheit eine Nacht zu schlafen und seinen Entschluss am Morgen bekannt zu geben.
Als der Morgen anbrach versammelten sich alle auf dem Marktplatz. Ahmed verkündete, seine Mutter müsse hundert Peitschenhiebe erhalten, was unweigerlich ihren Tod bedeuten würde. Seine Mutter wurde auf den Platz gebracht und gefesselt.
Die ersten beiden Hiebe ließen ihr Blut fließen und sie in die Knie gehen. Ahmed ertrug es nicht länger. Er unterbrach die Bestrafung, befreite seine Mutter, trug sie zu seinem Zimmer und legte sie auf sein Bett.
Dann trat er aus seiner Hütte hervor und befahl, dass niemand sich entferne, er hätte etwas zu sagen. Damit richtete er sich an die Menge: „Die Strafe für das Vergehen meiner Mutter waren einhundert Schläge. Sie hat für zwei schon bezahlt. Ich bezahle die restlichen 98.
Am Ende war Ahmed dem Tode nahe, geschlagen, blutüberströmt und geschunden. Für etliche Wochen bestanden Zweifel an seiner Genesung. Er überlebte und sein Volk vergaß niemals diesen Gnadenakt der Liebe. – Michael Frost. [Michael Frost, Jesus the Fool (Hendrickson Publishers, 2010]
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„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern das ewige Leben hat.“ Mit anderen Worten, du bist ein Sünder, du wirst sterben und zur Hölle fahren, wenn du Jesus nicht hast. Doch Gott liebte dich so sehr, dass Er Jesus gab, um an deiner Stelle zu sterben, um deine Bestrafung auf sich zu nehmen.
Hier habe ich eine kleine Illustration, die für meine Kinder benutzte, als sie noch klein waren: „Gott ist unser Vater im Himmel und Jesus ist unser großer Bruder, Gottes Sohn, und wir sind Gottes Kinder. Doch wir sind alle irgendwann einmal böse gewesen. Du bist böse gewesen, oder?“ Jeder weiß, dass er einmal was Böses getan hat. „Richtig, du verdienst eine Bestrafung, oder? Doch Gott liebt dich so sehr, dass Er dir nichts antun und dich nicht für deine Sünden bestrafen möchte. Also lässt Er Jesus deine Bestrafung für dich auf sich nehmen; dann ist alles, was du tun musst, an Jesus zu glauben und Ihm dafür zu danken. Du musst nur daran glauben und Ihn persönlich annehmen.“ – David Brandt Berg
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Gottes Gnade ist etwas Erstaunliches! Wir sind wegen der Gnade gerettet – ein unverdienter Gefallen Gottes – denn wir leben wegen der Gnade, die auch Gottes Kraft in unserem Leben ist, das zu tun, was wir aus eigener Anstrengung heraus niemals schaffen würden. Und das alles, weil Gott Liebe ist und Er uns bedingungslos liebt, immer und alles an uns. – Joyce Meyer
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Dies ist ein Wunder Seiner Gnade: Er kam, um unser Lasten auf sich zu nehmen. Er kam, um sich in unserem Leben zu engagieren, um unsere Kraft zu sein. Nicht, wenn wir stark sind entdecken wir Seine Kraft, sondern wenn wir schwach sind und unzureichend. „Wir halten uns selbst nicht dazu fähig, irgendetwas zu bewirken, was bleibenden Wert hätte. Unsere Kraft dazu kommt von Gott.“ [2. Korinther 3:5]
Ich selbst steckte schon in vielen unerträglichen Situationen. Als ich mir der Wahrscheinlichkeit bewusst wurde, meinen Mann wegen seiner Krebserkrankung zu verlieren, übermannten mich meine Ängste als junge Frau und Mutter vierer Kinder. Und als ich selbst mit Krebs erkrankte, fielen die körperlichen Schmerzen, die ich erlitt, ganz bestimmt in die Kategorie „unerträglich“. Hinterher bekam ich Fibromyalgie und erlebte oft, dass der Schmerz und die Erschöpfung zusammen mit seelischer und körperlicher Anspannung mehr waren, als ich ertragen konnte.
Doch niemals hat Jesus mich im Stich gelassen. Niemals ließ Er mich alleine. Es gab keine Zeit, in der Seine Gnade für mich nicht ausreichte. Ich habe mich auf Ihn gestützt, hing von Ihm ab, und als alles andere versagte, sackte ich hilflos in Seine Arme. Er ist stark genug. Ihm ist es nicht egal. Er kann heute noch Wunder tun.
Prüfe Ihn. Nimm die Last, die du trägst, das Gewicht, das dir auf den Schultern liegt, und gib es Ihm. Er nimmt es an deiner Stelle, das ist der Moment, in dem du Seine Kraft findest. Nur wenn wir zum Ende von uns Selbst kommen, entdecken wir erst, wie Christus völlig ausreicht. Erst in dieser Abhängigkeit von Ihm erkennen wir Ihn wahrlich, Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit. [Kolosser 1:27]
Das ist unsere Hoffnung und Kraft, dieselbe Hoffnung und Kraft, die dem Apostel Paulus in seinen schrecklichen Problemen und Leiden beistand und ihn dazu brachte, zu sagen: „Nun bin ich zufrieden mit meiner Schwäche, damit die Kraft von Christus durch mich wirken kann.“ [2. Korinther 12:9] Wir sind schwach, doch Er ist stark. Wir sind ungenügend, doch Seine Gnade reicht völlig aus. Unsere Qualen sind unerträglich, doch wird Er sie für uns erdulden. „Er nahm unsere Krankheiten auf sich und trug unsere Schmerzen.“ [Jesaja 53:4] „Ich will Gott vertrauen.“ [[Hebräer 2.13] – Misty Kay
Erschienen auf Anker im Januar 2017
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