Besteigung der Dinara
Irena Zabickova
Es war ein langer, arbeitsreicher Sommer mit vielen Projekten und Aktivitäten, Koordination der Freiwilligen und Organisation unseres kroatischen Freiwilligenzentrums. Mein Mann Paolo und ich freuten uns auf einen schönen, erholsamen Urlaub.
Als wir uns auf den Weg machten, reizte es uns, die kroatische Küste entlang zu fahren. Das warme Wetter hielt an, auch wenn der Sommer offiziell zu Ende ging, und so beschlossen wir, etwas Zeit am Strand mit Wandern in den nahe gelegenen Bergen zu kombinieren. Die kroatische Küste hat diese beiden Möglichkeiten direkt nebeneinander, so dass sie eine angenehme Mischung aus Entspannung am Meer und Naturgenuss beim Wandern in den Bergen bietet.
Auf unserer Reise entlang der Küste stellten wir fest, dass wir nicht allzu weit vom höchsten Berg Kroatiens die Dinara entfernt waren. Dies war unsere Gelegenheit, diesen Gipfel zu erobern, der sonst zu weit weg ist, um ihn zu erreichen. Wir sammelten Karten, Informationen, Tipps von den Einheimischen, alles, was uns helfen würde, uns auf den Tag der Bergbesteigung vorzubereiten. Wir schauten diesem Tag mit großer Erwartung entgegen und freuten uns auf diese einzigartige Gelegenheit.
Und dann passierte es. Am Tag vor unserer Wanderung beugte sich Paolo, um eine leere Plastik-Wasserflasche aufzuheben, als er ein seltsames Ziehen in seinem Rücken spürte. Er dachte in dem Moment nicht allzu viel darüber nach und schaffte es, ins Haus zu kommen und sich auf das Bett zu legen, um sich ein wenig auszuruhen. Innerhalb weniger Stunden konnte er sich wegen der qualvollen Schmerzen in seinem Rücken nicht mehr bewegen. Wir beteten, baten Jesus, Seine heilende Berührung zu senden, und warteten darauf, dass der Schmerz verging.
Da sich die Situation nicht viel zu ändern schien, ging ich am nächsten Morgen in eine Apotheke, um Medizin zu holen. Sie half, die stärksten Schmerzen zu lindern, aber sie reichte nicht aus, um ihm zu helfen, aus dem Bett zu kommen. Wir erhielten einen Einblick in das Leben von Menschen, die aufgrund von Krankheit oder Verletzung bettlägerig oder hilfsbedürftig sind, vielleicht für einen längeren Zeitraum oder sogar lebenslang. Wir haben mit verschiedenen Menschen in ähnlicher Lage gearbeitet und hegten sehr viel Mitgefühl für sie. Wir begannen ein wenig davon mitzubekommen, wie es sich anfühlt, an ihrer Stelle zu sein.
Anstatt die Dinara zu besteigen, mussten wir in den nächsten Tagen diesem medizinischen Notfall mit verschiedenen Höhen und Tiefen in die Augen sehen.
Während einer der schwierigen Momente im Kampf gegen die Schmerzen sah mich Paolo an und sagte: „Wir wollten die Dinara besteigen, doch jetzt besteigen wir eine andere Art von Dinara. Im Vergleich zu diesem Gesundheitsproblem wäre das Besteigen der echten Dinara ein Kinderspiel gewesen. Diese Dinara bringt uns körperlich und geistig an die Grenzen, aber sie stärkt unseren Glauben. Es ist eine schwere Kletterei, aber wir werden es bis zum Gipfel schaffen. Wenn ich einen Tiefpunkt erreiche und es scheint, keine Besserung zu geben und auch kein Ende in Sicht zu sein, ist es ähnlich wie das Besteigen eines echten Berges. Manchmal denkt man, man sei fast oben, aber stattdessen sieht man einen versteckten Gipfel und der eigentliche ist noch weit weg und außer Sicht. Das kann ziemlich enttäuschend sein, aber wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass wir, solange wir unsere Füße voreinander setzen, werden wir irgendwann den Gipfel sehen und ihn erreichen.“
Diese Worte machten uns beiden großen Mut. Diese Parallele begleitete uns, als wir uns durch die nächsten Tage kämpften, schließlich einen Krankenwagen rufen mussten, einige Injektionen und Medikamente erhielten, mit mehreren Ärzten zu tun hatten und schließlich überlegten, wie wir am besten wieder nach Hause kamen. Es war eine herausfordernde Zeit, voller Überraschungen, aber unser Herr kam wie immer zum Durchbruch. Seine Anwesenheit war konstant und Seine Führung makellos, so wie jedes Mal.
Einige mögen sagen: „Das war wahrscheinlich kein sehr schöner Urlaub.“ Aber für uns war es das, was es sein sollte. Wir kehrten friedlich nach Hause zurück. Wir hatten uns mit der Absicht zu schwimmen und Berge zu besteigen aufgemacht. Und das ist es, was wir getan haben! Wir bestiegen zwar eine andere Art von Berg, doch mit Gottes Hilfe erreichten wir den Gipfel.
Jeder sieht sich in seinem Leben irgendwann einmal mit Bergen konfrontiert. Es könnte sich um gesundheitliche Probleme handeln, möglicherweise viel ernstere oder langlebigere als wir sie erlebt haben. Vielleicht ist es die Beziehung zu jemand Lieben, eine berufliche Situation oder ein finanzielles Problem. Vielleicht fühlst du dich allein und deprimiert. Egal welche Art von Berg es ist, wenn du anfängst zu klettern, denk daran, dass du vielleicht nicht weißt, wie hoch er ist oder wie lange es dauert, bis du den Gipfel erreichst. Aber wenn du deine Hand in die Hand Gottes legst und Ihn deinen Bergführer sein lässt, wird Er dich dorthin bringen. Setz einfach einen Fuß vor den anderen, egal wie klein die Schritte auch sein mögen. Wenn du Jesus im Auge behältst, wirst du schließlich den Gipfel erreichen und sagen können: „Ich bin in meinem Leben einen sehr hohen Berg hinaufgeklettert, und mit Gottes Hilfe habe ich gerade den Gipfel erreicht!“
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