Begegnung mit Freundschaft
Von John
Es ist der 4. Juli und wie fast jeder in den Vereinigten Staaten habe ich frei. Der Tag scheint dazu bestimmt zu sein, einer dieser warmen, wenn nicht sogar heißen und sonnigen Juli Tage zu werden, doch gegenwärtig ist der Himmel von einem Dunstschleier verhangen, darum ist die Atmosphäre kühl, freundlich, frisch und beruhigend.
Der Tag beginnt für mich unverändert wie jeder Tag mit dem Ausführen meines rabenschwarzen Pudels für seinen Morgen-Spaziergang, eine Aktivität, die für ihn ganz oben auf der Liste steht, er ist erpicht darauf, raus zu kommen. Unsere feste Route führt um ein Stadtviertel herum, für die wir etwa 10 Minuten brauchen.
Heute allerdings erinnerte ich mich bei unserem Aufbruch an die Orangen, die uns ausgegangen sind. Eine anderer meiner unumstößlichen Gewohnheiten: Ich mache mir gerne ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Unsere Gegend ist berühmt für ihre Orangen und diesen Umstand nutze ich gern aus.
Also beschloss ich, meine normale Route zu ändern und stattdessen auf die nette Katholische Karmeliter-Mission zuzugehen, die ein paar Stadtviertel von unserem Haus entfernt, ziemlich abgeschieden auf einem kleinen Hügel zwischen ihren Orangenhainen liegt. Die Mission verkauft Orangen für ein paar Euro den Beutel. Man kann sich eine große Plastiktasche voll kaufen, einfach, indem man seine Dollarscheine zusammenfaltet und sie in den kleinen Schlitz der Geldkassette steckt, die auf einem Pfahl neben dem Orangenstand angebracht ist. Großartig, denke ich, da kann ich mit meinem Hund Gassi gehen und gleichzeitig Orangen besorgen.
Als wir uns auf den Marsch machten, entlang der langen umständlichen Anfahrt durch den schmucken, einladenden Orangenhain zu der Mission auf dem Berg, entdeckte ich ein Schild, an dem ich zuvor schon etliche Male vorbeigelaufen bin, ohne mir die Zeit zu nehmen, es zu lesen. Die verblichene Schrift sagte: „Gebet ist nichts weiter, als mit Gott in guter Beziehung zu stehen.“ – Mutter Teresa
Von Herzen stimme ich dem zu und fühle mich gesegnet von der erfrischenden Botschaft und schnapp mir meine Tasche mit Orangen. Mein Hund ist derweilen weit mehr an dem flinken Eichhörnchen, das durch die Landschaft prescht, interessiert, mit vergnüglichen Gedanken vielleicht an eine Jagd.
Bald darauf bin ich wieder zuhause, der Hund ist gefüttert, mein Orangensaft gepresst, und ich bin für meine Andacht gerüstet. Dazu schlage ich mein Andachtsbuch auf und unbeabsichtigt öffnet sich ein Kapitel überschrieben: Beten mit offenen Ohren, bedeutet Freundschaft mit Gott“. Jetzt hat Er aber meine Aufmerksamkeit!
Zufall? Nein, nein, nein! Lange genug habe ich mit dem Herrn in meinem Leben gelebt, um zu wissen, dass Gott hier redet. Er hatte diesen kurzen Umweg heute Morgen eingefädelt und mich an dem kleinen Missionsschild vorbeigeführt, denn das war, worüber Er mit mir heute reden wollte. Beim Aufwachen hatte ich ein kleines Gebet für den Tag gesprochen und Ihn gebeten, „in meinen Tag hineinzureden“ und diesen Tag irgendwie Seine Anliegen widerspiegeln zu lassen.
Worüber redet Er mit mir heute Morgen? Nun, im Moment versteht sich das ja von selbst. Das Thema ist Freundschaft. Jetzt fängt mir die Andacht an, richtig Spaß zu machen, wo ich doch ein tieferes Verständnis von Freundschaft erlange, als ich je zuvor hatte.
Es ist keineswegs so, als hätte sich der Herr diesen Tag aus heiterem Himmel ausgesucht, um mit mir unverhofft und willkürlich über Freundschaft zu reden, sondern wie so oft hat es unterschwellige kleine Impressionen gegeben, Geschehnisse, usw. unlängst im Laufe der Tage entlang dieses Themas. Der Herr hat diese Angelegenheiten treu in den Vordergrund gerückt in meinen Erfahrungen und in meinem Bewusstsein. Heute gab es nur ein Feineinstellen, ein weiteres Herauskristallisieren des Wirkens von Gottes Geist.
Was habe ich nun konkret gelernt? Unter anderem, die tiefe Sehnsucht, die wir alle erfahren, das Alleinsein, das teilweise Erfüllung findet in dem Beisammensein und das wir in irdischen Beziehungen erleben, wird nur gänzlich gestillt in Bezug und in Freundschaft mit Ihm.
„Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.“ 1 Mir wird langsam bewusst, eine unter unseren größten Beschäftigungen ist die, dem Herrn ein Freund zu sein; nicht immer unbedingt zu versuchen, genau das Richtige zu tun, sondern bestrebt zu sein, der Freund oder die Person zu sein, der es möglich ist, die Art und Tiefe einer Beziehung einzugehen, die der Herr in uns sucht. Freundschaft bedeutet, sich in Gedanken und Sinn mit jemandem zu identifizieren, und da wir eine Beziehung mit dem Herrn entwickeln, die zuhört, kommuniziert und interaktiv ist, eröffnet sich uns eine wahre Freundschaft mit Ihm.
Angespornt von dieser Reihe von Geschehnissen, entschloss ich mich, eine kleine Dankesnotiz zu schreiben und sie vor die Tür des geschlossenen Missionsbüros zu legen.
Sehr geehrte Mission,
Mein Dank geht an euch für den Segen, den ich von eurem kleinen Schild heute Morgen bekommen habe, als ich mir ein paar eurer Orangen besorgen wollte. Als Bestätigung würde ich gerne noch hinzufügen:
„Die ganze Erziehung des Lebens besteht darin, uns zu befähigen, in engste Beziehung mit Christus zu treten.“
Mit freundlichen Grüßen
John
1Johannes 15:14
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