Mit Verlust fertig werden

Oktober 7, 2020

George Sosich

[Coping with Loss]

Vor zwanzig Jahren durchlebte ich eine äußerst kritische Phase meines Lebens. Mit 37 Jahren versagten meine Nieren und ich musste eine lebenserhaltende Dialysebehandlung beginnen. Meine Frau und ich hatten fünf Kinder, und wir fürchteten um mein Leben und unsere Zukunft. Meine Familie und Freunde schlossen sich zusammen, um uns in diese Zerreißprobe zu unterstützen, und nach vier Jahren schlechter Gesundheit und Dialysebehandlung griff Gott wie durch ein Wunder ein und schickte meine kostbare Schwester, die mir anbot, eine ihrer Nieren zu spenden. Die Operation war erfolgreich, und obwohl die Angewöhnung des neuen Organs einige Herausforderungen mit sich brachte, wurde mein Leben gerettet und meine Frau, meine Kinder und ich fühlten eine ungeheure Erleichterung und Dankbarkeit.

Aber die Erleichterung währte nicht lange, denn kurz nachdem ich mich von der Operation erholt hatte und das Leben zu einem gewissen Grad der Normalität zurückgekehrt zu sein schien, starb meine schöne Frau plötzlich an einem Gehirnaneurysma. Sie war gerade 34 Jahre alt. Es war ein verheerender Verlust und schien überhaupt keinen Sinn zu machen, so kurz nach dem wunderbaren Sieg meiner Transplantation und dem verbesserten Gesundheitszustand. Meine fünf Kinder und ich weinten, und unsere Familie und Freunde weinten mit uns.

Nierenversagen, Dialyse und schließlich die Transplantation schienen eine monumentale Kraftanstrengung gewesen zu sein, die mich all meinen Glauben und meine Energie gekostet hat. Aber mit dem unerwarteten Verlust meiner lieben Frau und Mutter unserer Kinder kurz danach umzugehen, war ein ganz anderer Kampf, auf den ich völlig unvorbereitet war. Ich verlor ihn im Grunde emotional. Ich hatte nicht das Rüstzeug, um das anzugehen. Ich war innerlich zerschlagen, und es dauerte lange, bis ich mich wieder erholt hatte. Wie habe ich das verkraftet?

Glücklicherweise haben sich Familie und Freunde wieder versammelt, um uns zu unterstützen, und sie taten alles, was sie konnten, um meinen Kindern und mir zu helfen. Es war sehr hilfreich, eine so liebevolle und fürsorgliche Gemeinschaft zu haben, die uns unterstützte. Sie wussten, dass wir gelitten hatten, und sie kamen uns ohne zu zögern zu Hilfe. Gott segne sie.

Etwa sechs Monate nach dem Tod meiner Frau saß ich einfach still, nahm den Trost und die Hilfe von Familie und Freunden an, gewöhnte mich an die neue Niere und kümmerte mich um meine Kinder. Obwohl ich immer noch innerlich kämpfte, fühlte ich, dass es Zeit war, mit dem Leben weiterzumachen und zu meiner Aufgabe und Missionsarbeit nach Japan zurückzukehren. (Wir waren für die Transplantationsoperation in meine Heimat Australien gekommen.) Mich auf diese Aktivitäten zu konzentrieren war eine große Hilfe für den Heilungsprozess. Aber obwohl ich ein tapferes Gesicht machte, war ich innerlich immer noch emotional verkorkst. Ich hatte den Sturm noch nicht durchgestanden.

Außerdem hatte ich immer noch gesundheitliche Probleme, weil sich mein Körper noch nicht an meine neue Niere gewöhnt hatte und ich alle zwölf Stunden immunsuppressive Medikamente einnehmen musste, um eine Abstoßung zu verhindern. Ich wurde mehrmals wegen verschiedener Krankheiten und anderer Leiden, die ich mir zugezogen hatte, ins Krankenhaus eingeliefert, weil mein Immunsystem geschwächt war. Jedes Mal bestand für mich die Gefahr, meine neue Niere zu verlieren. Ich kämpfte mit der Angst davor, was mit meinen Kindern passieren würde, wenn ich die Niere verliere und sich mein Gesundheitszustand wieder verschlechtert, oder schlimmer noch, auch ich sterben würde. Und natürlich musste ich meine Kinder erziehen und auch sie durch ihre Trauer und Ängste führen. Das war alles viel zu viel für mich, und ich musste mich täglich der Gnade Gottes ausliefern.

Ich erhielt weiterhin ungeheures Verständnis und Hilfe von anderen, aber es gab nur so viel, was sie tun konnten. Sie konnten mein gebrochenes Herz nicht heilen. Eigentlich schien mir, dass niemand um mich herum wirklich verstand, was ich durchmachte. Wie sollten sie auch? Keiner meiner über 40-jährigen Altersgenossen hatte den Verlust des Ehepartners und gleichzeitig eine lebensbedrohliche chronische Krankheit hinter sich. Das war der Teil des Kampfes, den ich nur allein in meinem Innersten ausfechten konnte. Ich vertiefte mich in Gottes Wort, las stärkende und tröstende Passagen aus der Bibel und von christlichen Schriftstellern. Diese gaben mir den Trost, dass meine Frau glücklich und gesund im Himmel bei unserem lieben Herrn war und dass wir alle sie eines Tages wiedersehen würden. Ich fand auch die Gewissheit, dass, wenn ich mein Vertrauen in Ihn setze, mein innerer Sturm schließlich vorübergehen würde.

Während der Kampf weiterging, gab es einige Male, bei denen ich emotional völlig durchdrehte, und alles, was ich tun konnte, war, mich hinzulegen und stundenlang unkontrolliert zu heulen. Das waren die dunkelsten Stunden meines Lebens. Aber hier begegnete mir Gott auf wundersame Weise. Jedes Mal, wenn dies geschah, sah ich in meinem Kopf eine Vision von einer Krankenhausbettszene. Der Patient auf dem Bett war ich, und ich befand mich in einem sehr ernsten Zustand. Ich war von medizinischem Personal umgeben, das mitfühlend zuschaute. Ich hatte den deutlichen Eindruck, dass sie den Herrn, den Arzt, und seine Engel, das Pflegepersonal, darstellten. Ich hatte das Gefühl, dass sie alles für mich taten, was sie konnten, aber dass meine „Wunden“ so schlimm waren, dass es lange dauern würde, bis ich geheilt und rehabilitiert würde. Aber sie schienen mir gegenüber völlig friedlich und zuversichtlich zu sein, dass ich vollständig genesen würde. Ich kann nicht annähernd beschreiben, wie viel Trost und Kraft mir diese wiederkehrende Vision gegeben hat. Jedes Mal konnte ich nach stundenlangem Weinen aus den Tiefen meiner Seele wieder aufstehen und mich dem Leben stellen. Irgendwie schaffte es unser wundervoller Herr jedes Mal, mich durchzubringen.

Diese Periode dauerte etwa zwei Jahre, und dann, nach insgesamt sieben mühsamen Jahren des Kampfes, ging endlich die Sonne auf. Meine Kinder und ich erholten uns emotional, meine neue Niere wurde von meinem Körper gut angenommen, und ich lernte meine neue Frau kennen, die mir half, mich aus dem Morast von Schmerz und Selbstmitleid zu ziehen. Wir sind sehr glücklich verheiratet und haben zwei gemeinsame wunderschöne kleine Kinder.

Wie tief unsere Trauer auch sein mag, unser Herr greift barmherzig hinab, um uns in unserer verzweifeltesten Zeit der Not zu trösten und zu stärken. Ich weiß das, weil ich es erlebt habe.

Hier sind einige Bibelverse, die eine solche Zusicherung und Gewissheit bieten:

Die Nacht ist noch voll Weinen, doch mit dem Morgen kommt die Freude. – Psalm 30,6

Gepriesen sei Gott, der Vater von Jesus Christus, unserem Herrn. Er ist der Ursprung aller Barmherzigkeit und der Gott, der uns tröstet. In allen Schwierigkeiten tröstet er uns, damit wir andere trösten können. Wenn andere Menschen in Schwierigkeiten geraten, können wir ihnen den gleichen Trost spenden, wie Gott ihn uns geschenkt hat. – 2.Korinther 1,3-4

Der Herr ist allen nahe, die verzweifelt sind; er rettet die, die den Mut verloren haben. – Psalm 34,19

Er heilt gebrochene Herzen und verbindet Wunden. – Psalm 147,3

Glücklich sind die, die traurig sind, denn sie werden getröstet werden. – Matthäus 5,4

 

Copyright © 2024 The Family International