August 26, 2020
Sie wird als das menschlichste aller Instrumente bezeichnet, weil sie die edle Aufgabe hat, unsere tiefsten Emotionen auszudrücken. Es singt in seiner tiefen, eindringlichen Resonanz, um unsere Seele zu berühren. Oft wird im bewegendsten Teil eines Films eine Geige oder ein Cello gespielt, um die gefühlte Emotion zu unterstreichen. Wie der berühmte Violinist Joshua Bell sagte: „Wenn man ein Geigenstück spielt, ist man ein Geschichtenerzähler.“
Was macht diese Instrumente so besonders? In den letzten 300 Jahren seit den goldenen Tagen des Geigenbaus nach dem Stil von Stradivari sind viele Studien durchgeführt worden. Geigen wurden auf hundert verschiedene Arten geröntgt, analysiert und vermessen, doch das Geheimnis bleibt bestehen. Manche Dinge lassen sich nicht messen.
Hoch in den italienischen Alpen gibt es einen Wald namens Der Wald, der klingt (Il Bosco Che Suona). 1 Hier werden große Geigen geboren. Die besten Bäume überdauern ein raues Klima. Lorenzo Pellegrini ist ein Förster oder ein Waldgärtner, wie er sich selbst nennt, der uns leidenschaftlich erzählt, wie Geigenbäume wachsen sollen: „Langsam, langsam, langsam! Oben in den Bergen wachsen sie manchmal so langsam, dass sie ganz aufhören zu wachsen. Sie sammeln nur Kraft. Es gibt hier oben Bäume, die tausend Jahre alt sind. Können Sie das glauben? Und es sollte nicht zu nass sein. Das Herz des Baumes sollte trocken bleiben. Das ergibt das beste Holz. Solide. Enorme Resonanz!“, erklärt er.
Daran sollten wir denken, wenn wir weinend durch trockene Zeiten oder das Bachatal gehen, wie der Psalmist es nennt. Vielleicht bereitet uns der Geigenbauer 2 darauf vor, ein Instrument zu werden, das wunderbar resoniert und den Zuhörer zu Freudentränen bewegt.
Der Psalmist benutzt das Bachatal symbolisch, um einen schwierigen und traurigen Lebensweg zu veranschaulichen. Der Name des Tals deutet auf eine trockene, dürre Region hin, da dort diese Art von weinenden Bäumen (tropfendes Harz) zu wachsen scheinen. Wenn Menschen zum Gottesdienst nach Jerusalem reisten, durchquerten sie diesen mühseligen, „weinenden“ Ort, aber ihre Reise hat sich am Ende doch gelohnt:
„… Wohl dem Menschen, dessen Zuflucht bei dir ist, … Ziehen sie durch das Bachatal, machen sie es zum Quellgrund, und in Segen hüllt es der Frühregen. Sie schreiten dahin mit wachsender Kraft, bis sie vor Gott erscheinen auf Zion.“ 3
In gleicher Weise können diejenigen, die in diesem Leben Leid erfahren – und wer tut das nicht? –, in ihrem Glauben an Gott Kraft finden. Wenn der Herr an Seinem rechtmäßigen Platz bleibt, können wir feststellen, dass das Bachatal zu einem ganz anderen Ort wird. Die Reise eines gläubigen Christen durch Zeiten der Not ist eine schrittweise Expedition „von Stärke zu Stärke“. – Von gotquestions.org
Der perfekte Baum wird aufgrund seiner tonalen Qualität von Personen ausgewählt, die auf diese Aufgabe spezialisiert sind. Menschen wie Marcello Mazzucchi, ein Förster im Ruhestand, der sich selbst „Baumhörer“ nennt und sagt: „Ich beobachte, ich berühre sie, manchmal umarme ich sie sogar. Schauen Sie genau hin, und sie erzählen Ihnen ihre Lebensgeschichte, ihre Traumata, ihre Freuden, alles. Solch bescheidene Geschöpfe“. Jene mit zu vielen Zweigen oder mit Fehlern, ignoriert er. Endlich findet er einen, der ihm perfekt erscheint: „Schauen Sie, er schießt ganz gerade nach oben. Er ist sehr zylindrisch. Keine Äste am Boden. Wenn Sie mich fragen, da ist eine Geige drin gefangen."
Mazzucchi nimmt einen Bohrer, einen Handbohrer, heraus und dreht ihn wie einen Korkenzieher durch die Rinde hindurch. Er lauscht aufmerksam auf das pochende Geräusch, das der Bohrer jedes Mal macht, wenn er auf einen neuen Jahresring trifft. Er zieht eine Bohrprobe heraus und deklariert nach sorgfältiger Untersuchung: „Magnifico!“
Jesus sagt, dass nicht wir Ihn auserwählt haben, sondern Er uns. 4 Aber anders als der perfekte Geigenbaum wählt Jesus die Menschen nicht aus, weil sie gut oder perfekt sind. Wenn wir auf Bibelhelden wie Noah und Abraham oder die zwölf Jünger zurückblicken, stellen wir fest, dass sie, genau wie wir, voller Fehler sind. Wahrscheinlich arbeitet der Herr daran, das zu vervollkommnen, was Ihn betrifft. 5 Er muss das Potenzial in jedem von uns sehen und etwas, das „Magnifico“ ist, welches uns nicht bewusst ist, dass es da ist.
Bevor er das Holz fällt, stellt Mazzucchi sicher, dass in der Nähe winzige Fichtensprösslinge für die nächste Geigengeneration wachsen. „Ich habe in meiner Karrierelaufbahn eine Million Bäume gefällt“, sagt Mazzucchi, „aber an ihrer Stelle sind 100 Millionen weitere herangewachsen.“
Das Entfernen eines erwachsenen Baumes lässt mehr Sonne herein und hilft den Babys, heranzuwachsen. „Sobald ein Baum umfällt, können diejenigen, die im Schatten geboren wurden und leiden, schneller wachsen“, sagt der Leiter des Forstdienstes. Und einige werden dazu bestimmt sein, Musikinstrumente zu werden, die in Jahrhunderten von einem Maestro gespielt werden. Der Baum stirbt ab, lebt aber in seiner neuen Form weiter.
Dies ist die Weise der Geigenbauer. Sie haben eine Vision für die Zukunft. Wie diese Hüter des Waldes sollten auch wir auf unser Vermächtnis und die nächsten Generationen, die nach uns kommen werden, blicken. Genau am richtigen Tag, wenn alle Bedingungen optimal sind, wird der Baum in Platten geschnitten und zum Trocknen ausgelegt und dann ... zehn Jahre oder mehr gewartet, bevor er zu dem Wunder geformt wird, das wir Geige nennen. 6
Wenn du das nächste Mal den eindringlichen Klang einer Geige hörst, erinnere dich an alles, was in sie hineingegangen ist. In ähnlicher Weise bist du vielleicht ein in Arbeit befindliches Werk, und was du jetzt durchmachst, ist nur eine Vorbereitung auf den magischen Moment, wenn sich der Vorhang öffnet und der Meister Seinen Bogen auf deine Saiten legt, damit du deine Geschichte singen kannst.
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