Die Auswirkungen des Christentums – Teil 1

April 9, 2019

Peter Amsterdam

(Einige Punkte dieses Artikels wurden aus How Christianity Changed the World, von Alvin J. Schmidt1entnommen)

Mit Ostern im Sinn, – der Feier Jesu‘ Sieg über den Tod, indem Er aus dem Grab auferstand, um der Welt Erlösung zu bringen – ist das doch eine gute Zeit, um die positiven Auswirkungen die das Leben, der Tod und die Auferstehung von Jesus auf die Menschheit in den zweitausend Jahren danach hatten, zu betrachten. Als Jesus sein Leben niederlegte, damit diejenigen, die an ihn glauben, in eine ewige Beziehung zu Gott treten können, veränderte Er das Leben und die ewige Bestimmung von Milliarden von Menschen. Durch das Leben derer, die an Ihn glaubten und Ihm folgten, brachte Er der ganzen Welt große Veränderungen. Diese kurze Serie wird einige der Art und Weisen aufzeigen, auf denen Christen und das Christentum die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben.

Natürlich stammten viele christlichen Werte von der jüdischen Thora (das Alte Testament der christlichen Bibel), aber das Christentum war das Hauptinstrument zur Verbreitung der jüdisch-christlichen Kultur und ist auch das Instrument, mit dem die Botschaft der Erlösung durch Christus in der ganzen Welt verbreitet wurde.

Der Wert des menschlichen Lebens

Jesus wurde zu einer Zeit in der Geschichte geboren, als das Römische Reich einen Großteil der bekannten Welt regierte. Als solche prägten die moralischen Normen Roms einen Großteil der Gesellschaft. Die Römer hatten eine sehr geringschätzige Meinung über das menschliche Leben. Eine Person wurde nur dann als wertvoll angesehen, wenn sie zum politischen Gefüge der Gesellschaft beitrug. Dies wird in der römischen Welt auf verschiedene Weise deutlich, wie z.B. in den Praktiken der Kindstötung, der Gladiatorenspiele und des Selbstmordes.

Die frühen Christen hingegen hielten eine mehr „heiligere“ Sicht des menschlichen Lebens aufrecht, da sie glaubten, was die Schrift über den Wert des Lebens lehrt und dass die Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen werden.

So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie. 2

Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als die Engel (Gottheit), ja, mit Ruhm und Ehre hast du ihn gekrönt. 3

Sie verstanden, dass Gott das menschliche Leben ehrte, indem er seinen Sohn sandte, um als ein menschliches Wesen personifiziert zu werden:

Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Er war am Anfang bei Gott. … Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit und wir wurden Zeugen seiner Herrlichkeit, der Herrlichkeit, die der Vater ihm, seinem einzigen Sohn, gegeben hat. 4

Weil Gott das menschliche Leben schätzt, verstanden die frühen Christen, dass das Leben wertgeachtet und geschützt werden sollte.

Kindstötung und Kindesaussetzung

Die Tötung von Neugeborenen kurz nach der Geburt war in der griechisch-römischen Welt weit verbreitet. Säuglinge wurden wegen einer Vielzahl von Gründen getötet, z.B. weil sie missgebildet oder schwächlich geboren wurden, unerwünscht waren oder weil die Eltern meinten, sie könnten es sich nicht leisten, sich um das Kind zu kümmern. Der römische Philosoph und Staatsmann Seneca schrieb, tollwütigen Hunden ziehen wir eines über den Kopf ... nicht leibliche Nachkommen zerstören wir; wir ertränken sogar Kinder, die bei der Geburt schwach und anormal sind.  Meist wurde man ein unerwünschtes Kind los, indem man es aussetzte, sie als Neugeborene am Straßenrand oder auf Misthaufen oder in Müllhalden zurückließ. 

Für die Christen war Kindstötung Mord, und frühe christliche Schriften verurteilten das. Die Didache (Kirchenordnung, geschrieben zwischen 85 und 110 n. Chr.) besagte: Du sollst nicht.... Kindstötung begehen.Christen während der ersten vier Jahrhunderte n. Chr. hatten nicht die politische Macht, den in der Römerzeit üblichen Kindermord zu beenden, und litten selbst unter Verfolgung und Martyrium. Während dieser Zeit nahmen die Christen jedoch oft ausgesetzte Babys in ihr eigenes Heim auf oder brachten sie bei anderen Gläubigen unter, die sich um sie kümmerten und sie oft adoptierten. Das unterschied sie von vielen Nichtchristen, die ausgesetzte Kinder in die Sklaverei verkauften. Im Jahr 374 n. Chr. verbot Kaiser Valentinian unter dem Einfluss eines christlichen Bischofs die Kindstötung offiziell. Während der Kindermord im Römischen Reich nie ganz ausgerottet wurde, verurteilten die Christen ihn weiterhin. Nach dem Fall Roms, als sich im Laufe der Jahrhunderte getrennte Länder in Europa entwickelten, war die Kindstötung keine gängige oder legale Praxis mehr.

Gladiatoren Spiele

Ein weiteres Beispiel für die geringschätzige Sichtweise des menschlichen Lebens in der Antike sind die Gladiatorenspiele, in denen Gladiatoren, zur Unterhaltung anderer, oft bis zum Tod bekämpften. Diese beliebten Veranstaltungen fanden von 105 v. Chr. bis 404 n. Chr. in Arenen des gesamten Reiches statt, von denen das größte das römische Kolosseum war. Es wird geschätzt, dass allein im Kolosseum 500.000 Menschen getötet wurden. Manchmal waren es 30-50 Tausend Zuschauer, die diese Spiele sahen. Der Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.) veranstaltete viermonatige Gladiatorenspiele, bei denen zehntausende Gladiatoren kämpften, von denen Tausende getötet wurden - allesamt zur Unterhaltung. (Irgendwann wurden verfolgte christliche Märtyrer für ihren Glauben im Kolosseum getötet.)

Die Christen jener Zeit waren entsetzt über die abscheuliche Missachtung des menschlichen Lebens und die eklatante Missachtung des Gebotes Gottes: „Du sollst nicht töten". Kirchenführer verurteilten diese Spiele, weil sie menschliches Blut vergossen, und sie ermahnten die Christen, nicht daran teilzunehmen. Als das Christentum wuchs, wurde es schließlich als offizielle Religion anerkannt, als Kaiser Konstantin I. 313 n. Chr. das Edikt von Mailand erließ. Christliche Kaiser wie Theodosius der Große und Honorius untersagten schließlich Gladiatorenspiele im gesamten Römischen Reich. In seinem Buch über das Leben in Rom erklärte der Autor Jerome Carcopino, dass das Gemetzel und die Abschlachterei in den Arenen auf Befehl der christlichen Kaiser gestoppt wurden. 6W. E. H. Lecky schrieb:

Kaum eine andere Reform ist in der Moralgeschichte der Menschheit so bedeutend, wie die Abschaffung der Gladiatorenspiele, eine Leistung, die fast ausschließlich der christlichen Kirche zugeschrieben werden muss. 7

Menschenopfer

Zu Zeiten des Alten Testaments, können wir über Gesellschaftsformen lesen, die Menschenopfer praktiziert haben. Das Kinderopfer war bei den Anhängern von Baal in Kanaan allgemein üblich. In der Nähe der antiken Stadt Megiddo im Norden Israels entdeckten Archäologen die Überreste von Säuglingen, die während der Herrschaft von Ahab und Isebel im Tempel von Ashtoreth geopfert worden waren.  Einige gefallene Könige in Israel wandten sich von Gott ab und opferten ihre eigenen Söhne dem kanaanitischen Gott Moloch.9Solche Menschenopfer Praktiken war nicht auf die Kanaaniter oder die gefallenen Könige von Israel beschränkt. Während das Menschenopfer zu Jesu Zeiten im gesamten Römischen Reich verboten war, trafen die Christen es Jahrhunderte später in heidnischen Ländern an. Bevor ihnen zum Beispiel das Evangelium durch den Heiligen Patrick gebracht wurde, opferte das irische Volk Kriegsgefangene den Kriegsgöttern und Neugeborene den Erntegöttern. 10Menschenopfer waren unter heidnischen Preußen und Litauern bis ins 13. Jahrhundert üblich. Dies wurde durch den christlichen Einfluss beendet.

Selbstmord

Während der Römerzeit wurde sich das Leben zu nehmen, oft als Akt der Selbstachtung angesehen, und wurde weithin praktiziert. Viele bekannte römische Philosophen und Schriftsteller sowie einige römische Kaiser begingen Selbstmord. Es wurde auch als Strafe benutzt, da Kaiser manchmal Leuten, die ihnen missfielen, befahlen, „ihre Adern zu öffnen“. Während es kein Verbot gab, für römische Bürger sich ihr Leben zu nehmen, war es weder den Sklaven erlaubt, da sie als Eigentum galten, noch den Soldaten, es sei denn, sie waren von Gegnern auf dem Schlachtfeld umzingelt.

Christen predigten, da Gott der Geber und Schöpfer des Lebens ist, ist es nur Sein alleiniges Vorrecht, das Leben eines Menschen zu beenden. Christliche Führer im dritten und vierten Jahrhundert, wie Klemens von Alexandrien, Gregor von Nazianzus und Eusebius, lehnten Selbstmord ab. Auch Kirchenräte vom vierten bis zum vierzehnten Jahrhundert widersetzten sich dem. Thomas von Aquin schrieb, dass es moralisch falsch sei, sein Leben zu nehmen, weil es eine Sünde gegen die Natur sei:

Im Allgemeinen liebt sich jeder selbst; Selbstmord verletzte auch die Gemeinschaft, deren Bestandteil der Mensch ist; es war eine Sünde gegen Gottes Gabe des Lebens.11

Weitere Informationen zum Selbstmord findest du unter Lebendiges Christentum: Die zehn Gebote (Der Schutz des menschlichen Lebens, Teil 3).

In der römischen Welt zu Jesu Zeiten war der Wert des menschlichen Lebens sehr gering. Das Töten oder Aussetzen von Neugeborenen hat unserem Wissen nach, keine moralische Empörung hervorgerufen. Das eigene Leben zu nehmen, wurde im Allgemeinen nicht als moralisch falsch angesehen. Zuzusehen, wie Gladiatoren sich zu Vergnügungszwecken gegenseitig töteten, galt als normal. (Natürlich gibt es heute viele Filme und Fernsehsendungen, die Gewalt, Tod und Mord in schrecklicher, ungeheuerlicher Weise darstellen; ein Unterschied besteht darin, während  das zwar nicht als geistig gesund anzusehen ist, doch der in ihnen dargestellte Tod nur Schauspielerei und nicht der tatsächliche Tod ist.)

Das Leben war in der Antike fast nichts wert. Mit der Ausbreitung des Christentums im gesamten römischen Reich begann der Wert des Lebens jedoch zu steigen. Die Botschaft, das menschliche Leben sei heilig, und das Verständnis, es sei moralisch falsch, das Leben eines unschuldigen Menschen zu nehmen, hat Wurzeln geschlagen. Die Auswirkungen der christlichen Botschaft im Laufe der Jahrhunderte führten zu einem moralischen Verständnis bezüglich des menschlichen Lebens, das sich in der ganzen Welt ausgebreitet und dazu beigetragen hat, die Welt zu verändern.

 

Anmerkung: Zitierte Schriftstellen stammen, wenn nicht anders vermerkt, aus: Neues Leben. Die Bibel © 2002 und 2006 SCM R. Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

 

1 Alvin J. Schmidt, Wie das Christentum die Welt veränderte (Grand Rapids: Zondervan, 2004).

2 Genesis 1,27.

3 Psalm 8,5. - HFA

4 Johannes 1,1–2, 14.

5 Lucius Annaeus Seneca, On Anger (Über die Wut) 1.15.2.

6 Jerome Carcopino, Alltag im alten Rom (New Haven: Yale University Press, 1940), 247.

7 WEH Lecky, Geschichte der europäischen Moral: Von August bis Karl dem Großen (New York: D. Appleton, 1927), 73.

8 HH Halley, Halley's Bible Handbook (Grand Rapids: Zondervan, 1965), 198, 206.

9 2 Könige 16,3, 21,6.

10 Thomas Cahill,“Ending Human Sacrifice,” Christian History(Das Menschenopfer beenden),Christian History 60 (1998): 16 .

11 Thomas von Aquin, Summa Theologica, trans. Väter der englischen dominikanischen Provinz (Westminster, MD: Christian Classics, 1948), 2: 1463.

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