Haltung bewahren

Juni 4, 2018

William B. McGrath

[Enduring Well]

Ich erinnere mich gerne an die außergewöhnlichen Erlebnisse, in denen der Herr meine Gebete erhört hat. Eine davon war, als ich einen schweren Hepatitis Rückfall hatte. Wir hatten ein Wiedersehen mit den Verwandten von der Seite meiner Frau. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass ich krank bin. Ich wusste, ich war in einer misslichen Lage. Ich bat den Herrn, mich zu heilen. Dann, gleich nach dem Gebet, obwohl ich mich so schwach und krank fühlte und weitere Symptome hatte, sprang ich in ein Schwimmbecken und schwamm. Nach einem kurzen, kräftigen Bad war ich so überrascht. Ich war wirklich geheilt, vollständig und schnell.

Ich erinnere mich nicht nur an bemerkenswerte und schnelle Antworten auf Gebet, sondern erkenne auch, dass die größten und wichtigsten Antworten auf Gebet für mich erst nach einer langen Zeit des Wartens gekommen sind; nicht nur nach dem Warten auf die Antwort, sondern auch nach dem Lernen, mit dem Problem erfolgreich umzugehen. Das mag ein Grund sein, warum der Herr einige unserer Gebete nicht sofort so erhört, wie wir es uns wünschen. Wir brauchen einige langfristige Schwierigkeiten in unserem Leben, denn sie machen uns stärker.

Ich kann mich erinnern, eine gewisse Sorge, ein anhaltendes Problem, über Jahre hinweg immer wieder vor den Herrn gebracht zu haben und ihn höflich zu bitten, einzugreifen. Gleichzeitig ließ ich Ihn wissen, dass ich verwirrt darüber war, warum ich mich immer wieder mit dem gleichen Problem befassen musste, wie mit zwischenmenschlichen Beziehungen, die unfair schienen, der Heilung einer Krankheit oder einer geistigen Schwäche. Zu sehen, wie der Herr diese wichtigen Fragen beantwortet, ist wunderbar, aber die Antwort kann lange Jahre oder Jahrzehnte dauern.

Ich glaube, dass dieses Aushalten von Not oder Leiden und dabei eine gute Haltung zu bewahren, ein Teil von Gottes Schulung für uns ist. Er interessiert sich für den Aufbau von Charakter und innerer Stärke. Manchmal erfordert das einfach, über lange Zeiträume Probleme zu ertragen. Während wir durch die Wasser oder die Flammen der Not gehen, 1 wie die Bibel es nennt, ist Er bei uns, und durch die Schwierigkeiten werden wir nicht überwältigt, sondern dazu trainiert, mehr wie Er zu werden, toleranter, mitfühlender, etc. Wie sich ein irritierendes Sandkorn zu einer Perle in einer Auster entwickelt, kann sich unsere andauernde Schwierigkeit in unserem Herzen verwandeln; sie kann Tugend wachsen lassen.

Viele der berühmten Persönlichkeiten in der Bibel mussten jahrelang einiges aushalten, wurden aber später in ihrem Leben auf eine besondere Weise belohnt, die mit ihrem Kampf zusammenhing. Joseph wurde von seinen eifersüchtigen Brüdern verbannt, weil er ein Träumer war, aber die Träume, die der Herr ihm später gab, bewahrheiteten sich. Moses musste um sein Leben rennen, nachdem er einen Ägypter aus Überzeugung für sein Volk getötet hatte. Er lebte im Verborgenen viele Jahre, als Gott ihn rief, nach Ägypten zurückzukehren und Sein Werkzeug zu sein, um dieselben Menschen zu retten, die er schon vor langer Zeit retten wollte. Sarah, die in jungen Jahren ein Kind wollte, bekam erst im hohen Alter eines. Sie hatte wahrscheinlich einen langfristigen Konflikt damit. Erst Jahrzehnte später versprach der Herr, sie würde einen Sohn im Alter über das normale gebärfähige Alter hinaus gebären. Es scheint, dass der Herr ihr eine große Ehre zukommen ließ, indem Er ihr eine Gunst auf eine Weise gewährte, die mit dem zusammenhing, womit sie so lange gekämpft hatte.

Auch heute gibt der Herr einige erstaunliche Antworten auf das Gebet erst in der späteren Zeit unseres Lebens und erfüllt unsere tiefsten Wünsche. Es mag nicht das Ausmaß dessen haben, was Er für Joseph oder Moses oder Sarah getan hat, aber es kann etwas Wunderbares sein, ein Zeichen Seiner Gunst. Der Herr ist sich der Dinge bewusst, die uns einst lieb waren, die wir zurücklassen mussten, um Ihm zu dienen und zu gefallen, oder der Dinge, die wir lange ertragen haben, und Er wird es nicht versäumen, uns Seine Liebe und Wertschätzung zu zeigen – weder in diesem noch im nächsten Leben, und es wird uns so viel bedeuten.

In Psalm 84,5-7 sehen wir eine Person, deren Kraft in Gott liegt, eine Person, die vom Herzen heraus nach Seinem Willen handelt, die durch das Tal von Baca geht und dort einen Brunnen baut. Bibelforscher sagen, dass ein Ort namens Baca nicht gefunden wurde. Dies könnte ein symbolisches Tal sein, eines mit anhaltenden Schwierigkeiten, durch die Gottes Volk im Leben geht. Was macht man, nachdem man dem Herrn alles über das Problem erzählt hat und dann Tag für Tag damit kämpft? Wir graben dort einen Brunnen (wir kultivieren eine tiefere Verbindung mit dem Herrn) und lernen, die Schwierigkeiten tapfer zu ertragen. Wir können den Herrn auch fragen, wie Er sich wünscht, dass wir einige unserer Einstellungen und Denkgewohnheiten ändern, und welche Lehren Er für uns darin verborgen hat. Dann, Jahre später, können wir sehen, wie Er die Schwierigkeit beseitigt und uns eine besondere Belohnung gewährt, die sich auf die Schwierigkeit bezieht.

Jesaja 58,11 sagt: „Dann wird dich der Herr beständig leiten, und dir selbst in Dürrezeiten innere Zufriedenheit bewahren“ – durch die Jahre oder Monate der Schwierigkeit. Und Jesaja 30,20f sagt uns: „In der Not wird euch der Herr Brot und in der Bedrängnis Wasser geben. Deine Lehrer werden sich nicht mehr verkriechen müssen. Du wirst die, die dich lehren, mit eigenen Augen sehen können. Ob dein Weg nach rechts oder links führt, wird eine Stimme hinter dir herrufen und dir ansagen: ‚Das ist der richtige Weg, den geh!‘“ Durch unsere langen Jahre des Grabens eines tieferen Brunnens werden wir lernen, eine engere Beziehung zu Gott einzugehen und Seine Stimme und Führung klarer erkennen.

 

„Leiden ist eine Schule, deren Schüler Dinge über sich selbst, über Gott und über das Leben lernen, die sie ohne sie nie gelernt hätten. Rückblickend auf die unschätzbaren Lektionen, die er gelernt hat, kann der Leidende Demjenigen, der alles bestimmt hat, sagen: „Du bist gut, und was du tust, ist gut.“ – Timothy Keller.


[1] See Isaiah 43:2.

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