Ein Leben des Opferns – Teil1

September 21, 2017

Aus der Roadmap Reihe

[A Life of Sacrifice—Part 1]

Opfer. Was bedeutet Opfer?

Denkt man über das Leben eines Christen als Opfer nach, hilft es, das Wort in ein paar Wörterbüchern nachzuschlagen.

Wiktionary definiert Opfer u. a. so: „Die freiwillige Hergabe von etwas in der Erwartung, dadurch einen andersartigen (eventuell größeren) Vorteil zu erreichen (Kompensation erlangen).“

Das ist ein interessanter Ansatz, das Wort „Opfer“ zu sehen: Durch diese Definition haben wir, obwohl wir etwas aufgegeben haben, auch etwas von größerem Wert als Gegenleistung erhalten, was bedeutet, dass es wirklich einen Austausch gegeben hat, einen Ausgleich; es wurde kein wirklicher Verlust erlebt.

Es etwa wie ein Auto kaufen. Es kostet uns. Aber dieses Auto zu besitzen war uns wichtig, so dass wir irgendwie das Geld dafür zusammenbekamen, egal ob wir dafür mehr Arbeitsstunden in Kauf nehmen müssen oder wir für eine Weile unser Budget straffen müssen. Dieses Fahrzeug ist eine Sache von Wert und Bedeutung für uns, so dass wir bereit sind, den geforderten Betrag zu zahlen. Wir haben dafür geopfert. Aber wir haben dafür etwas erhalten, das wir als Gegenleistung für gleich oder höherwertig erachtet haben.

Es gibt viele andere Beispiele, bei denen die Kosten / Gewinn-Transaktion im täglichen Leben geschieht. Athleten opfern, um hart zu trainieren und in ihrem Sport zu gewinnen. Studenten opfern, um gute Noten zu machen und zu graduieren. Menschen am Arbeitsplatz bringen Opfer, um beruflich voranzukommen. Jeder muss etwas geben, um etwas zu bekommen. Und je höher der Wert dessen ist, was wir zu gewinnen versuchen, desto mehr wird uns das kosten.

Dies in Worte zu fassen, die sich auf unser Leben als Christen im Dienst des Herrn beziehen, bedeutet, dass wir – wie der Sportler, der Student oder der karrierefokussierte Einzelne – auch opfern müssen, um unsere Ziele zu erreichen.

Opfer ist nicht allein auf Christen beschränkt. Die durchschnittliche Person, die versucht, im Leben voranzukommen, erlebt viele der gleichen Härten. Das Leben ist schwierig. Zugegeben, wir stehen vielleicht vor verschiedenen Herausforderungen, die dem christlichen Glauben eigen sind, aber wir sind auch mit den geistlichen Gaben und dem notwendigen Verständnis gesegnet, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Der Punkt ist, dass es nicht darum geht, ob wir im Leben Opfer bringen müssen, sondern wofür wir uns entscheiden. Jeder, der danach strebt, in diesem Leben etwas zu erreichen, wird Opfer bringen müssen, um sein Ziel, seinen Traum oder seine angestrebte Karrierestufe zu erreichen. Als Christen haben wir die Ziele des Herrn für unser Leben angenommen und uns zu unseren eigenen gemacht.

Wir sind bereit, einen Austausch vorzunehmen – indem wir unser Leben geben, was im täglichen Leben bedeutet, dass wir unsere Zeit, unsere Ressourcen und unsere Finanzen geben; dass wir Besitztümer und Orte, die uns lieb sind, aufgeben, wenn der Herr uns darum bittet; dass wir uns selbst, unsere Gebete, unsere Güte, unser Mitgefühl und unsere Liebe geben – um das zu sein, was der Herr von uns möchte und wo Er uns haben  möchte, damit wir Seinen Willen tun und die Menschheit mit Seiner Liebe erreichen können.

Es ist ein Preis, den wir bereit sind zu zahlen, weil wir einen größeren Wert und eine größere Bedeutung darauf legen, Gottes Willen für unser Leben zu tun und den großen Auftrag zu erfüllen, statt auf unser eigenes Leben zu schauen und was es uns kostet.

Jetzt eine andere Definition, die Wiktionary für das Wort Opfer gibt, und die ist tatsächlicher Verlust.

„Etwas, das man abgibt oder spendet, so dass man selbst darauf verzichten muss“. …

 

Diese Art des Opfers – die Art von Opfer, bei der wir etwas ohne sichtbare Gegenleistung verschenken – ist oft die Art von Opfer, die wir während des Erdenlebens in unserem Dienst für den Herrn erleben. Es ist nicht so, dass es keine Gegenleistungen gibt, aber die bekommen wir in der Regel nicht sofort, und zum größten Teil gehen wir durchs Leben ohne offensichtliche Gegenleistung für einen Großteil unserer Spenden. Natürlich erleben wir Freude, Frieden und Segen, aber wir werden unseren vollen Lohn nicht erfahren, bis wir im Himmel sind.

Für das „Jetzt“ zu leben, unmittelbare Ergebnisse zu sehen, Anerkennung für unsere Bemühungen zu erhalten und die Früchte unserer Bemühungen zu ernten, kann attraktiver erscheinen als das Leben für die Ewigkeit. Aber Jesus hat uns gelehrt, über unseren Alltag hinaus zu blicken, um zu leben und zu arbeiten und in das kommende ewige Leben zu investieren, indem Er zuerst Sein Reich und Seine Gerechtigkeit suchte. Das mag nicht unmittelbar oder spürbar sein, aber wir wissen, dass nach Gottes Verheißungen das, was wir in Sein ewiges Reich investieren, ewig währen wird.

Bis dahin gibt es aber für das Opferbringen im Hier und Jetzt keinen Mangel. Und das ist es, was wir heute ansprechen – die Kosten, den Preis, den das Lebens für Jesus kostet.

Als Christen sind wir mit dem Konzept des Opferbringens sehr vertraut, aber was bedeutet es im Alltag wirklich?

Hier ist eine einfache Geschichte, die das Prinzip des täglichen Opfers illustriert:

 

Ich nahm Helen (acht Jahre alt) und Brandon (fünf Jahre alt) mit ins Einkaufszentrum, um ein wenig einzukaufen. Als wir parkten, entdeckten wir ein Peterbilt 5-achsigen Schwerlast-LKW mit einem großen Schild, auf dem stand: „Streichelzoo“ Die Kinder sprangen hastig aus dem Wagen und fragten: „Papa. Können wir hingehen? Bitte, bitte. Können wir hingehen?“

„Sicher“, sagte ich, und gab beiden je eine 50 Cent Münze, bevor ich in den Baumarkt ging. Sie jagten davon, und ich fühlte mich erleichtert, in Ruhe nach einer Dekupiersäge suchen zu können. Der Streichelzoo bestand aus einer beweglichen Umzäunung, die im Einkaufszentrum aufgestellt war, den eingegrenzten Boden bedeckte eine etwa 15 cm dicke Schicht Sägemehl auf der sich 100 pelzige kleine Haustiere aller Art tummelten. Kinder zahlten ihr Geld und blieben im Gehege, verzaubert von den kleinen, winzigen Kreaturen, während ihre Mütter und Väter einkaufen.

Ein paar Minuten später drehte ich mich um und sah Helen hinter mir hergehen. Ich war schockiert, als ich sah, dass sie den Baumarkt dem Streichelzoo vorzog. Ich erkannte meinen Fehler, beugte mich nach unten und fragte sie, was los sei.

Sie sah mich mit diesen riesigen schönen braunen Augen an und sagte traurig: „Nun, Daddy, es kostete aber einen Euro. Da gab ich Brandon meine 50 Cent“. Dann sagte sie das Schönste, was ich je gehört habe. Sie wiederholte das Familienmotto: „Liebe ist Handeln!“

Sie hatte Brandon ihr Geld gegeben, wo doch niemand kuschelige Pelztiere mehr liebte als Helen. Sie hatte meine Frau und mich dabei beobachtet, wie wir seit Jahren „Liebe bedeutet Handeln!“ im Haus sagen. Sie hatte „Liebe bedeutet Handeln“ gehört und gesehen, und nun hatte sie es in ihren Lebensstil integriert. Es war ein Teil von ihr geworden.

Was glaubst du wohl, was ich getan habe? Nun, nicht das, was du vielleicht denkst. Sobald ich meine Besorgungen gemacht hatte, ging ich mit Helen zum Streichelzoo. Wir standen am Zaun und sahen Brandon beim Streicheln und Füttern der Tiere zu. Helen stand mit Händen und Kinn auf den Zaun gelehnt und beobachtete Brandon. Ich hatte 50 Cent, die ein Loch in meine Tasche brannten; Helena habe ich sie ihr nie angeboten, und sie hat nie darum gebeten.

Denn sie kannte das ganze Familienmotto. Es heißt nicht „Liebe bedeutet Handeln“, sondern „Liebe bedeutet aufopferndes Handeln“! Liebe kostet immer etwas. Liebe ist teuer. Liebe gibt, sie grapscht nicht gierig. Liebe ist für den anderen Menschen. Helen gab Brandon ihren Fünfziger und wollte ihre Lektion zu Ende erleben. Sie wusste, dass sie das Opfer spüren musste. Sie wollte dieses Familienmotto ganz erleben. Liebe ist aufopferndes Handeln. – Dave Simmons1

 

Wie der Autor dieser Geschichte schrieb: „Liebe bedeutet aufopferndes Handeln“! Anders ausgedrückt, ein Opfern ist Liebe in die Tat umgesetzt, sie zahlt den Preis, es ist etwas, das dich kostet, und es ist teuer; Opfern ist Geben, nicht Grapschen; es ist das Aufgeben deines Lebens für den anderen Menschen.

Die Liebe des Herrn ist immer für uns da, und wir sind reich gesegnet. Aber manchmal werden uns diese Segnungen so alltäglich, bis zu dem Punkt, dass wir anfangen zu denken, der Herr schulde sie uns oder dass wir den Segen verdienen. Wir erwarten Glück in unserem Leben und sind überrascht oder fühlen uns beraubt, wenn der Herr etwas von uns verlangt, das wir nicht hergeben wollen.

Wir können dazu neigen, zu vergessen, dass die Berufung eines aktiven Christen ein Leben des Opferns bedeutet.

Es ist also nicht realistisch, wenn wir uns unser tägliches Leben ansehen und erwarten, dass alles einfach nur immer rosig sein wird, dass unser Leben immer gut geht und wir immer glücklich sein werden, dass es keinen Moment geben wird (oder geben sollte), in denen wir je Verlust, Herzschmerzen oder Entbehrungen erleiden müssen. Das wäre keine genaue Darstellung des Glaubenslebens.

Zu diesem Thema schrieb Maria Fontaine;

 

Wir haben oft unrealistische Erwartungen an unser Leben, das dem Herrn gewidmet ist und sind der Meinung, dass wir nicht so große Probleme haben sollten oder dass Probleme schneller verschwinden sollten, oder dass wir nicht so viel kämpfen müssten.

Es hilft allerdings wirklich, wenn wir einen anderen Ansatz verfolgen und uns daran erinnern, dass die Schlachten und Kämpfe, die wir durchmachen, und die Opfer, die wir bringen müssen, sehr oft einfach nur dem eingeschlagenen Kurs entsprechen; sie sind nur ein Teil des Lebens – die Schwierigkeit und das Elend und der Kampf sind alle Teil unseres Lernens, Trainings, Wachstums und unserer Steigerung von Ausdauer, Mitgefühl, Reife und Glauben.

 

Als der Herr sagte: „Wer sein Leben für mich und das Evangelium verliert, der wird es retten“ 2, meinte Er es, wie Er es sagte. Er wusste, dass Ihm zu dienen bedeuten würde, sein Leben zu „verlieren“.

Der Herr sagt uns auch, „sich selbst zu verleugnen und unser Kreuz täglich auf sich zu nehmen“3. Wörtlich bedeutet „sich selbst zu verleugnen,“ sich zu weigern, unsere persönlichen Bedürfnisse oder Wünsche zu befriedigen“, unseren Willen abzulehnen und stattdessen das Kreuz aufzunehmen – unser Leben aus Opfer und Dienst, jeden Tag – und Jesus nachzufolgen. Hier sind die Verse in voller Länge:

 

Denn wer versucht, sein Leben zu bewahren, wird es verlieren. Wer aber sein Leben um meinetwillen und um der guten Botschaft willen verliert, wird es retten. – Markus 8,35

 

Dann sagte er zu der Menge: "Wenn einer von euch mit mir gehen will, muss er sich selbst verleugnen, jeden Tag aufs Neue sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen. – Lukas 9,23

 

Genauso kann auch niemand mein Jünger sein, ohne alles für mich aufzugeben. – Lukas 14,33

 

Wir können also sehen, dass der Herr nicht die Tatsache beschönigt, dass das Leben eines Christen Opfer und Verzicht bedeutet, was sich oft in Schwierigkeiten, Prüfungen, Müdigkeit, Verlust und manchmal sogar Verzweiflung ausdrückt.

Ihr wisst, dass der Apostel Paulus dies verstanden hat, als er sagte: „Wir haben wirklich Vernichtendes erlebt, sodass wir schon glaubten, nicht mit dem Leben davonzukommen.“ 4 Paulus sagte auch in Bezug auf das Glaubensleben: „Ich sterbe täglich“.5

Das ist wirklich die schwerste Art zu leben, die Art, wo man sich selbst leugnet und täglich stirbt. Aber dazu haben wir uns verpflichtet, als wir einwilligten, dem Herrn zu folgen. Die Bibel sagt, dass wir von Gott „mit einem Preis gekauft“6 wurden.  Sie sagt, dass wir „unseren Körper als ein lebendiges Opfer darbringen sollen, heilig und annehmbar, was unser vernünftiger Dienst ist.“ 7 Opfer bringen ist unser „vernünftiger Dienst“.

Opfern tut weh. Dem Herrn und anderen zu dienen kann sich manchmal wie ein endloser steiler Anstieg anfühlen. Aber lasst uns diesen Kampf und die ihn begleitenden Gefühle ins rechte Verhältnis setzen, indem wir uns daran erinnern, unser Aufenthalt hier auf Erden ist nur für einen Moment, wenn wir ihn mit der Ewigkeit im Himmel vergleichen, die wir dort verbringen werden.

Jeder von uns muss sich entscheiden, ob das, wofür er lebt, den momentanen Schmerz und die unmittelbaren Verluste wert ist. Denken wir an unsere persönlichen Überzeugungen und Verpflichtungen. Denken wir darüber nach, was wir aufgeben und warum. Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass wir die heutigen Opfer gegen etwas viel Wertvolleres und Ewigeres eintauschen, dann ist es den Preis wert!

Wenn du erklären kannst, dass Jesus für dich ausreicht, wenn du verkünden kannst, dass der große Auftrag und die Verheißung ewiger himmlischer Belohnungen lebenswert sind, dann wird das Verstehen dein Opferverhalten verändern. Du wirst die Chance genießen, dem Herrn zurückgeben zu können und dankbar sein für den tieferen, mitfühlenderen und liebevolleren Menschen, der du durch deine Selbstlosigkeit und Hingabe werden wirst.

Bitten wir also den Herrn, uns zu helfen, egoistische Haltungen durch die Freude zu ersetzen, für Gottes Willen zu opfern. Und möge jedem von uns die Ehre zuteil werden, dass auch wir am Ende eines guten Lebens, das wir im Dienst Gottes verbracht haben, Jesus sagen hören: „Gut gemacht, mein guter und treuer Diener, tritt in meine Freude ein.“

 

Roadmap war eine von TFI entwickelte Videoserie für junge Erwachsene. Ursprünglich veröffentlicht im Jahr 2010. Adaptiert und neu veröffentlicht auf Anker im September 2017.


  1. Dave Simmons, Dad the Family Coach (Victor Books, 1991).
  2. Markus 8,35.
  3. Lukas 9,23.
  4. 2. Korinther 1,8.
  5. Korinther 15,31.
  6. Korinther 6,20.
  7. Römer 12,1.

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