Das Kindlein in der Krippe

Dezember 15, 2015

Drei Weihnachtsgeschichten

[The Babe in the Manger]

„Der Retter - ja, Christus, der Herr - ist heute Nacht in Bethlehem, der Stadt Davids, geboren worden! Und daran könnt ihr ihn erkennen: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe liegt!“ – Lukas 2:11-12

 

Den Geber nicht vergessen

Einmal an Weihnachten erreichte einen Pfarrer ein Anruf vom Schuldirektor in seiner Kirchengemeinde. Mit aufgewühlter Stimme bat er den Geistlichen um seine Hilfe. Am letzten Schultag vor den Ferien kam ein sechsjähriger Junge ins Klassenzimmer mit einem an seinem abgetragenen Anorak angehefteten Zettel. Der war von seinem Vater. Darauf stand: „Bitte helfen Sie meinem Sohn, wenn Sie können. Seine Mutter ist vor kurzem abgehauen und hat uns verlassen, und letzte Woche habe ich meine Arbeit verloren. Um meines Sohnes Willen überwinde ich meinen verletzten Stolz: Niemals zuvor musste ich um Hilfe bitten, aber wäre es Ihnen möglich, ihm ein Weihnachtsgeschenk zu machen?“

Als der Pfarrer diese Geschichte hörte, konnte er sich allzu gut in den sorgenvollen Vater versetzen. Er willigte ein zu helfen und beschloss, seine eigenen Kinder mitmachen zu lassen und sie am Gabengeben zu beteiligen. An jenem Nachmittag zogen sie in den Supermarkt und besorgten Lebensmittel für den Vater und seinen Sohn. Danach ging es in einen Spielzeugladen, wo jedes Kind ein Geschenk für den Jungen kaufte, und zuhause packten sie alles schön ein. Spätnachmittags fuhren sie zu der Adresse, einem dieser kleinen schäbigen Häuser, dessen schräges Dach bis auf den Boden reichte, nach einem Anstrich schrie und repariert werden musste. Sie klopften an die Tür. Als der Mann diese öffnete und sein Blick über den Pfarrer, seine Kinder, die Lebensmittel und Geschenke gleiten ließ, widersprachen seine feuchten Augen seiner äußerlich starren Körperhaltung.

Der kleine Junge, beim Anblick der Geschenke mit Augen, groß wie Untertassen, streckte seine Hände nicht aus, um sie entgegenzunehmen, sondern dem Pfarrer entgegen, um ihn zu umarmen. Der Kleine schaute hinauf in sein Gesicht und sagte: „Danke, Herr Pfarrer, mein Lehrer sagte, sie würden kommen, er sagte, sie würden kommen.“

Der kleine Junge hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sein Augenmerk war auf den Geber und nicht auf die Geschenke gerichtet.

Meiner Meinung nach hatte der kleiner Junge in dieser Geschichte es richtig verstanden. Ich kann von ihm lernen. An dieser Weihnacht gedenke ich nicht nur des Geschenkes des Lebens, das das Baby in der Krippe brachte, sondern des Kindleins in der Krippe. Denn wegen dieser Beziehung zu Ihm bin ich ganz gemacht worden. In dieser Verbindung mit Ihm liegt meine Hoffnung. In dem ich mich Ihm unterwerfe, gehört mir das Versprechen. – Verfasser unbekannt.

 

Das Kamel verließ seinen Stammplatz

In unserer Familie herrschte eine liebe Weihnachtstradition, bei der wir eine Krippe und ihre Figuren ganz aus Porzellan mit den Weisen, Kamelen, Hirten, Schafen und natürlich Maria, Josef und das Baby Jesus aufstellten. Jedes Jahr war die Krippenszene gleich.

Als meine Kinder noch klein waren, wickelte ich jede Figur aus ihrer Verpackung und stellte eine kunstvolle Szene der ersten Weihnacht nach, und die Kinder sammelten sich um mich herum und beobachteten den Werdegang. Wir sprachen über die Geburt Jesu, den Besuch der Hirten und der Weisen. Danach bedeutete ich den Kindern wie immer, die filigranen und zerbrechlichen Figuren nicht zu berühren.

In diesem Jahr war die Versuchung für Elisabeth, meiner zweijährigen Tochter, allerdings zu groß. An dem Tag, an dem wie die Krippe aufgestellt hatten, fiel mir irritiert wiederholt auf, wie ein Kamel sich von seinem Stammplatz entfernt hatte oder ein Schaf dem wachsamen Auge eines Hirten entwichen war. Jedes Mal stellte ich die Figuren wieder auf ihren Stammplatz zurück, suchte nach der Schuldigen und schalt sie, nichts mehr anzufassen.

Am nächsten Morgen erwachte Elisabeth früher all ich und stieg vor mir zum Wohnzimmer herunter. Als ich dann erschien, fiel mir sofort auf, wie die Krippe wieder umgestellt worden war. Alle Figuren standen ungewöhnlich dicht gedrängt auf einem Haufen. Ich war ungehalten und drauf und dran, das zu korrigieren, doch hielt erstaunt inne, als mir der Sinn hinter dieser neuen Aufstellung bewusst wurde: Alle 23 Gestalten standen dicht gedrängt im Kreis, um den besten Platz zu erwischen, das Figürchen in ihrer Mitte bestmöglichst sehen zu können, das Baby Jesus.

Es rührte mich zutiefst, als ich über das Verständnis dieser Zweijährigen nachdachte. Ganz genau, Christus sollte im Mittelpunkt unserer Festlichkeiten stehen. Wenn wir uns alle nicht nur zur Weihnachtszeit dichter um unseren Retter drängen würden, sondern jeden Tag, könnten wir Ihn sehr viel besser sehen. Mit der Liebe, die Er uns allen entgegenbringt, könnten so leichter jene nicht so Nahestehenden bedacht werden. Darum beließ ich es dieses Jahr so, wie Elisabeth es sich gedacht hatte und damit blieb uns für den Rest des Jahres eine rührende Erinnerung an die wahre Bedeutung des Weihnachtsfestes.

 

Zwei Babys in der Krippe

1994 kamen zwei amerikanische ehrenamtliche Erzieherinnen einer Einladung des russischen Bildungsministeriums nach, auf der Bibel beruhende Sitten und Moral an verschiedenen Schulen und Einrichtungen zu unterrichten. Darunter auch ein Heim für etwa 100 verwaiste und misshandelte Kinder.

Kurz vor Weihnachten brachten die beiden in diesem Heim den Kindern die Geschichte der ersten Weihnacht nahe, eine von den meisten von ihnen noch nie gehörte Erzählung. Die Kinder folgten mit andächtigem Erstaunen der Ankunft Marias und Josefs in Bethlehem, wie sie keinen Platz in der Pension fanden und dann in einem Stall unterkamen, wo Maria das Baby Jesus gebar und in einer Krippe zum Schlafen legte.

Dem schloss sich ein Kunstprojekt an. Die Erzählerinnen gaben jedem Kind ein Stück Karton, mit dem sie eine Krippe basteln sollten, eine gelbe Serviette zum Zerschneiden für das Stroh, einen Streifen beigefarbenen Filz als das Baby Jesus und etwas Stoff, um es einzuwickeln. Während die Kinder an ihren Krippen bastelten, gingen die Erzieherinnen im Raum umher, unterhielten sich mit den Kindern und halfen ihnen, wo nötig.

Als eine der beiden zum sechsjährigen Misha kam, sah sie, dass er mit seiner Aufgabe schon fertig war. Dann, bei näherer Betrachtung, sah sie zu ihrem Erstaunen zwei Babys in der Krippe liegen und fragte Misha darüber aus. Der verschränkte seine Arme vor sich, runzelte die Stirn und fing an, mit ernster Miene zu erzählen. Für einen Jungen in diesen Umständen, der die Weihnachtsgeschichte nur einmal gehört hatte, gab er sie ziemlich genau wieder, bis zu dem Punkt, an dem Maria das Baby Jesus in die Krippe legte, und er zu improvisieren begann.

„Das Baby Jesus schaute mich an und fragte mich, ob ich eine Bleibe hätte. Ich erklärte Ihm, dass ich weder Vater noch Mutter hätte und somit auch kein Zuhause. Darauf sagte mir Jesus, ich könnte bei Ihm bleiben. Aber ich sagte Ihm, das ginge nicht, weil ich Ihm nicht wie jeder andere ein Geschenk bringen könnte. Weil ich aber so gerne bei Jesus bleiben wollte, dachte ich darüber nach, was wohl ein passendes Geschenk von mir für Ihn wäre. Ich fragte Jesus: „Wenn ich dich warmhalten würde, reichte das als Geschenk?“ Darauf antwortete mir Jesus. „Wenn du mich wärmst, wäre das das beste Geschenk, das man mir jemals gemacht hat.“ Also legte ich mich zu Ihm in die Krippe, und Jesus schaute mich an und sagte dann, ich könne immer bei Ihm bleiben.“

Während Misha die Geschichte zu Ende erzählte, kamen ihm die Tränen und rannen seine Wangen herunter. Mit Händen vor seinem Gesicht beugte er seinen Kopf auf den Tisch und schluchzte. Misha hatte Jemanden gefunden, der ihn nie verlassen oder schlecht behandeln würde, Jemand, der für immer an seiner Seite bleiben wird. [1]– Verfasser unbekannt

  1. Die Geschichten stammen von http://homeandholidays.com.

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