September 15, 2015
Schließlich sollt ihr alle einig sein, voller Mitgefühl und gegenseitiger Liebe. Seid barmherzig zueinander und demütig.
*
Jeder braucht Zuspruch! Die meisten von uns fühlen sich im gewissen Maß minderwertigkeit und neigen dazu, für sich selbst nicht viel Hoffnung zu hegen, und aus diesem Grund ist Zuspruch, Ermutitgung ein wichtiger Faktor. Wir alle brauchen den Zuspruch anderer, und dennoch schaffen wir es allzu oft nicht, unsere Bewunderung oder unseren Trost für diejenigen in Worte zu fassen, mit denen wir am meisten zu tun haben.
Der Herr weiss, wie wichtig Zuspruch ist ... „Denkt über das nach, was rein und liebenswert und bewunderungswürdig ist, über Dinge, die Auszeichnung und Lob verdienen!“ Wir sollten das bei jenen anwenden, mit denen wir zu tun haben, und uns ständig an sie erinnern und sie für ihre guten Eigenschaften loben, ihre guten Seiten, genauso wie es der Herr mit uns macht! Amen? – David Brandt Berg
Hör zu, mein Sohn, Ich sage dir das, während du im Schlaf daliegst, deine kleine Hand unter deiner Wange und deine blonden Haarsträhnen klebrig nass auf deiner feuchten Stirn. Ich habe mich allein in dein Zimmer geschlichen. Gerade vor ein paar Minuten überkam mich eine erdrückende Welle der Reue. Schuldbewusst kam ich an deine Bettkante.
Und das, mein Sohn, ist, was mir durch den Kopf ging: Ich war verärgert über dich. Ich schimpfte dich aus, als du dich für die Schule fertigmachtest, weil du dein Gesicht lediglich mit einem Handtuch abwischtest. Ich nahm dich mir vor, weil du deine Schuhe nicht geputzt hattest. Ich brauste ärgerlich auf, weil du einige deiner Klamotten auf den Bodengeschmissen hattest.
Auch beim Frühstücken hatte ich etwas auszusetzen. Du kleckertest und verschlangst dein Essen. Deine Ellbogen stürztest du auf den Tisch. Butter schmiertest du zu dick auf dein Brot. Als du anfingst, zu spielen, und ich mich beeilte, rechtzeitig zu meinen Zug zu kommen, winktest du und riefst mir zu: „Auf Wiedersehen, Papps!“, und ich verzog mein Gesicht und erwiderte: „Halt dich gerade!“.
Am späten Nachmittag ging es von Neuem los. Als ich die Straße hinauf kam, sah ich dich auf deinen Knien und mit Murmeln spielen. Deine Socken hatten Löcher. Ich beschämte dich, als ich dich vor mir her nach Hause marschieren ließ. Socken sind teuer, und wenn du sie selbst kaufen müsstest, würdest du vorsichtiger sein. Stell dir das von einem Vater vor!
Erinnerst du dich daran, wie ich später im Lesezimmer saß und du mit einem verletzten Ausdruck in deinen Augen zögerlich herein kamst? Als ich über meine Zeitung schielte, ungehalten wegen der Unterbrechung, zögertest du an der Tür. „Was willst du!“, warf ich dir entgegen.
Du schwiegst, ranntest aber mit einem großen Satz auf mich zu, warfst deine Arme um meinen Hals und gabst mir einen Kuss. Deine kleinen Arme umschlossen mich mit einer Liebe, die Gott dir zum Aufblühen in dein Herz gegeben hatte, der selbst Unbeachtetsein nichts anhaben konnte. Dann warst du weg und trabtest die Treppe hinunter.
Weißt du was, mein Sohn, kurz danach glitt die Zeitung aus meiner Hand und eine erschreckende Furcht überkam mich. Was hat meine Angewohnheit mit mir angestellt? Die Angewohnheit, Fehler zu suchen, zu schimpfen – das war meine Belohnung für dich, dafür, dass du ein Junge bist; nicht, dass ich dich nicht lieben würde, sondern, weil ich zu viel von der Jugend erwartete. Ich verglich dich mit den Ansprüchen meines eigenen Alters.
Es gibt so vieles, was gut, schön und wahr an deinem Charakter ist. Dein kleines Herz ist so groß wie die Morgenröte selbst über den weiten Hügeln. Das hat sich gezeigt, als du aus einem spontanen Entschluss heraus hereingestürmt kamst und mir einen Gutenachtkuss aufgedrückt hast. Nichts ist in dieser Nacht wichtiger, mein Sohn. Ich bin an dein Bett gekommen und knie beschämt nieder.
Es ist eine schwache Geste der Versöhnung. Ich weiß, du würdest diese Dinge nicht verstehen, wenn ich sie dir erzählte, wenn du wach bist. Aber morgen werde ich dir ein richtiger Vater sein. Ich werde dir ein Kumpel sein, mit dir leiden, wenn du dir wehtust und mit dir lachen, wenn du ausgelassen bist. Ich werde mir auf die Zunge beißen, wenn ich ungeduldig losplatzen könnte. Ich wiederholte, als wäre es ein Ritual: „Er ist nur ein Junge, ein kleiner Junge!“.
Ich befürchte, ich hab dich als Mann vor meinen Augen gehabt. Doch wenn ich dich jetzt so sehe, mein Sohn, zusammengekuschelt und müde in deinem Bett, wird mir klar, du bist immer noch ein Baby. Gestern noch lagst du in den Armen deiner Mutter, deinen Kopf auf ihrer Schulter. Ich habe zu viel erwartet, zu viel. – W. Livingston Larned [3]
*
Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Nichts davon steht im Widerspruch zum Gesetz. – Galater 5:22-23
Wir brauchen dich, Jesus! – Sanfter, liebevoller Jesus, der du um die Menge geweint hast. Du warst so müde und dennoch schautest du auf die Menge, hattest Mitleid mit ihnen und machtest sie gesund. So erschöpft wie du warst, stelltest du dich nicht stur! Du bliebst sanft, still und voller Demut. Immer wieder weintest du wegen ihnen. Du wolltest sie nicht leiden sehen und weintest für sie.
Hilf uns, innerlich nicht hart zu werden. Weil wir in Eile sind, wäre es das Einfachste, unsere Herzen zu verhärten. Wir nehmen uns keine Zeit, weich zu werden, zu schmelzen, zu lieben und für andere zu sorgen. Hilf uns, oh Herr, nicht zu verhärten!
Du hattest so viel über die Kühle des Herzens zu sagen. [5] Hilf uns, andere nicht voller Strenge zu beurteilen, Herr. Ich selbst mache so viele Fehler und möchte nicht streng beurteilt werden, deswegen fällt es mir nicht schwer, demütig zu sein. Du bist so gut zu mir, wenn ich doch so sündig und ein Versager bin. Darum verstehe ich, wie du mir helfen kannst, gnädig, geduldig, langmütig und höflich zu sein.
Wir sollten unsere Arme um andere legen und ihnen Mut machen, sie animieren und ihnen unser Vertrauen in sie zeigen.
Manchmal haben wir es zu eilig. So als würden wir mit einem kleinen Baby ungeduldig werden. Wie viel Jahre braucht es doch, aufzuwachsen und für die Eltern, sie zu lehren und zu trainieren – Jahre der Liebe und Geduld.
Hilf uns, genug Geduld zu haben. Hilf uns, liebevoll zu sein. Hilf uns, bereitwillig Zeit zu nehmen.
Wenn etwas getan werden muss, musst du es tun, Herr! Wir müssen auf dich warten, im Bewusstsein, dass nur du es kannst. Nicht durch Gewalt und Kraft wird es geschehen, sondern durch deinen Geist. [6] Wir bitten dich, von dir Geduld und Vertrauen zu lernen, etwas, wozu es viel Zeit braucht. – David Brandt Berg
*
Ermutigt ihr euch gegenseitig, Christus nachzufolgen? Tröstet ihr euch gegenseitig in Liebe? Seid ihr im Heiligen Geist verbunden? Gibt es unter euch Barmherzigkeit und Mitgefühl? Dann macht doch meine Freude vollkommen, indem ihr in guter Gemeinschaft zusammenarbeitet, einander liebt und von ganzem Herzen zusammenhaltet. – Philipper 2:1 [8]
*
Worin wahre Stärke liegt
Gewöhnlich denken wir bei dem Wort „Stärke“ an das Gegenteil von Sanftheit, Weichheit und Zärtlichkeit. Das stimmt aber nicht immer. Während des 1. Weltkriegs machten britische Kampfjäger eine erstaunliche Entdeckung, dicke Lagen von Seide hielt langsamfliegende Granatsplitter besser auf als Stahl, darum wickelten sie sich Seidenschals um den Kopf und stülpten Reiterhelme darüber.
Die Wissenschaft ist sich bis heute nicht sicher, was der Seide ihre Kraft gibt, doch ist es erwiesen, dass in bestimmten Situationen die weiche, sanfte, zarte Seide sich stärker erweisen kann als harter Stahl.
Jesus zeigte uns, wie dasselbe auch auf den menschlichen Charakter zutrifft ... dass Sanftmut, ein Herz, das anderen gegenüber weich ist, und Zärtlichkeit Eigenschaften großer Stärke sind! – Aus storiesforpreaching.com [9]
Erschienen auf Anker im September 2015.
Copyright © 2024 The Family International