April 14, 2015
Die moderne Psychologie sagt uns, um zum psychologisch Erwachsenen heranzureifen, brauchen wir das Verständnis von jemandem, der uns wichtig ist, der uns liebt. Sogesehen bedeutet Gott liebt uns, dass Er die Mühe auf sich genommen hat, uns zu verstehen, in dem Er ganz genau auf unsere Erfahrung als Menschen gehört hat, durch jemanden wie wir selbst – unseren Herrn Jesus.
Jene, die sich darin üben, zuzuhören, begreifen es als einen der mächtigsten und einflussreichsten Faktoren in zwischenmenschlichen Beziehungen. Es ist eine magnetische und schaffende Kraft. Genau genommen sind diejenigen, die uns zuhören, genau diejenigen, auf die wir uns zubewegen. Uns zuzuhören, erschafft uns, bringt uns zum Blühen und erweitert uns. Ideen entstehen und nehmen lebendige Formen an. Dasselbe geschieht, wenn wir anderen mit einem achtsamen, unvoreingenommenen Ohr zuhören. Zuhören gibt uns neue Kraft, womit wir einander niemals müde werden. Wir werden wiedererschaffen.
Zuhören ist eine Art, das ganze Gesetz gegenüber anderen besser zu erfüllen, wie Paulus in der Aufforderung zusammenfasst: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ [1] Wir vermögen, unseren Nächsten besser zu lieben, wenn wir liebevoll und aufmerksam denen zuhören, die mit uns reden. Das heißt mit der Einstellung, „Erzähl mir mehr.“ Wenn wir anderen zuhören, um sie zu verstehen, erfüllen wir Gottes Aufgabe in einer Form der Liebe Gottes. Uns mit anderen zu identifizieren, bedeutet zuhören, und liebevoll zuhören bedeutet verstehen. Zu verstehen, bedeutet zu vergeben, uns weniger zu schämen, andere unsere Brüder zu nennen. Und gemäß unserem Herrn bedeutet vergeben, selbst Vergebung zu bekommen.
Darum lasst uns kreativ sein und zuhören, wie Jesus Gott zuhörte, anderen zuhören und uns selbst zuhören. – Kelly Bennet [2]
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Forschungen haben ergeben, dass man nur 3% der Zeit einer Unterhaltung auf die Bedürfnisse einer Person eingeht. Das bedeutet, 97% der Zeit sind wir mehr mit unserem eigenen Empfinden beschäftigt, als den Gefühlen der Person mit der wir reden.
[Kommunikation] ist nicht immer einfach. Genaugenommen ist sie für einige von uns eine Frage schwerer Disziplin. Das trifft auf mich zu. Ich bin von Natur aus ein Redner. Doch schon seit Längerem lernte ich, mich zurückzuhalten und dem Gegenüber eine Möglichkeit zu geben zu reden.
Er oder sie hört mir leichter zu, wenn ich zuerst zuhöre. Da gibt es einen Spruch: „Keinen interessiert es, wie viel du weißt, bis sie wissen, wie sehr du interessiert bist.“ Das ist eine Tatsache. Nichts drückt echtes Interesse deutlicher aus, als einer Person in die Augen zu schauen und ihrem Herzen zuzuhören. – Dexter Yager [3]
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Andere dazu zu bringen, aus sich herauszukommen, verlangt von einer Führungskraft, mit anderen dort zusammenzutreffen, wo sie sich befinden.
Doch echte Kommunikation ist weit mehr als etwas in Worten auszudrücken. Die beste Definition, die ich gelesen habe, stammt von einem meiner Freunde. „Echte Kommunikation fühlt, was der andere im Moment fühlt, und sie akzeptiert ihn so. „Ein profundes Empfinden für Untergeordnete zu besitzen, stellt den wahren Schlüssel dafür dar, in zwischenmenschlichen Beziehungen Brücken zu schlagen. Ohne es setzt Entfremden ein und wirkt sich auf die Arbeit und die Haltung aus.
Hier sind einige Vorschläge, dir in deiner Kommunikation zu helfen:
1. Hör auf, zu reden! (Du kannst nicht zu hören, wenn du redest. Polonius [Hamlet]: „Leih jedem dein Ohr, doch wenigen deine Stimme.”]
2. Lass den Redner sich wohlfühlen. (Hilf ihm, sich frei zu fühlen, ungezwungen reden zu können.)
3. Zeig ihm, dass du zuhören möchtest. (Zeig dich interessiert. Lies nicht in deiner Post, während er redet. Hör zu, eher um zu verstehen, als um zu antworten.)
4. Vermeide Ablenkungen. (Kritzel nicht herum, trommel nicht mit den Fingern auf den Tisch oder sortiere deine Papiere nicht. Wird es leiser sein, wenn du die Türe zu machst?)
5. Fühle mit ihm. (Versuche, dich in seine Lage zu versetzen, um zu verstehen, wie er die Lage beurteilt.)
6. Hab Geduld. (Lass dir viel Zeit. Unterbrich nicht.)
7. Nimm dich zusammen. (Ist man verärgert, missversteht man, was gesagt wird.)
8. Sei vorsichtig mit Argumenten und Kritik. (Das zwingt ihn in die Defensive. Er könnte sich verschließen oder ärgerlich werden. Keine Diskussionen. Selbst wenn du gewinnst, verlierst du.)
9. Stelle Fragen. (Das animiert ihn und zeigt ihm dein Zuhören.)
10. Hör auf, zu reden! (Dies ist der erste und letzte Vorschlag, denn alle anderen hängen von ihm ab. Du kannst einfach nicht richtig zuhören, solange du redest.)
Von Natur aus hat der Mensch zwei Ohren, aber nur eine Zunge, ein vages Zeichen dafür, mehr zu zuhören, als zu reden. Gut zuzuhören bringt diese Vorteile: (1) Ein guter Zuhörer kann bessere Entscheidungen fällen, da er bessere Informationen besitzt; (2) ein guter Zuhörer spart Zeit, da er innerhalb eines gegeben Zeitraums mehr lernt; (3) Zuzuhören hilft dem Sprecher festzustellen, wie gut seine Botschaft aufgenommen wurde; (4) ein guter Zuhörer spornt die anderen an, sich besser auszudrücken; (5) gutes Zuhören vermeidet Missverständnisse. – Ted W. Engstrom [4]
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Die Hälfte dessen, was einen guten Zeugen ausmacht, ist, ein guter Zuhörer zu sein. Im Grunde ist es genau das, was die Menschen am meisten wollen: jemanden, der ihnen zuhört und mit ihnen sympathisiert, jemanden, mit dem sie reden und dem sie ihre Probleme erzählen können. Wenn sie das Gefühl haben, du verstehst sie, hilft es ihnen, sich besser und freier auszudrücken.
Du brauchst das auch. Um ein effektiver Zeuge zu sein, musst du dich auf eine Ebene mit ihnen stellen, sich in ihre Lage versetzen, mit ihnen fühlen – und das geht nur, wenn du ihren Antworten sorgfältig zuhörst. Wenn das Gespräch tiefer geht und deine Fragen gewichtiger werden, hilft es, ein stilles Gebet zum Herrn zu schicken, um dir beizustehen, ihr Herz und auch ihre Worte zu verstehen. Du kannst Ihn bitten, dir zu helfen, sie so zu sehen, wie Er sie sieht, und dir zu zeigen, wie du sie am besten mit Seiner Liebe erreichen kannst.
Du kannst sie mit einem zustimmenden Nicken anspornen oder das Gespräch lenken, wenn du gelegentlich ein paar treffende Worte einwirfst, doch es ist wichtig, dem Drang zu widerstehen, auf dem rumzuhämmern, was sie gesagt haben oder es als Gelegenheit zu benutzen, eine eigene Feststellung zu treffen. Pass auf, dass du ihnen nicht das Wort abschneidest; lass sie sich völlig aussprechen. Zuhören ist nicht nur einer der wichtigsten Punkte eines guten Bezeugens, sondern auch einer der allerschwierigsten. Es ist nur zu natürlich, bemüht zu sein, Antworten auf die Probleme und Fragen der Leute zu liefern, wenn dir die Antworten so deutlich auf der Zunge zu liegen scheint, doch sei damit nicht zu voreilig. Am Ende bekommst du vielleicht ihre ganze Lebensgeschichte zu hören, dennoch hör zu. Das ist ein weiterer wichtiger Bestandteil, ihnen Liebe zu beweisen.
Zuhören hat auch seine bedeutende Nebenwirkung: Wenn du einmal gezeigt hast, ein guter Zuhörer zu sein, werden andere eher interessiert und aufnahmebereiter sein, für das, was du zu sagen hast, wenn du an der Reihe bist zu reden. Sie werden weniger abgeneigt sein und offener für neue Ideen und Ansichten und selbst mehr Verständnis zeigen. – Shannon Shayler und Keith Phillips [5]
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Lerne von Jesus. Wenn du deine Probleme Jesus im Gebet vorträgst, hört Er nur für einen kurzen Moment zu und unterbricht dich dann? Selten! Er ist immer da, immer ansprechbar und bereit, von dir zu hören. Er lässt dich gerne ausreden – hört sich gerne deine Seite der Geschichte an. Er kommt auf deine Ebene. Er hört sich deine Worte ganz genau an, doch Er hört ebenfalls die erstickten Schreie deines Herzens. Du weißt, Er versteht dich.
Jesus schaut auf deine Beweggründe, nicht auf jeden gemachten Fehler oder jede Bescherung, die du angerichtet hast. Er ist niemals streng oder verachtend. Er bietet immer Gnade, Hoffnung und Vergebung an. Egal wie weit du vom Weg abgekommen bist, Er hört nie auf, dich zu lieben.
Zuhören – wirklich zuhören – vermittel das Gefühl der Liebe. Nicht nur deine Liebe, sondern auch die Liebe des Herrn für diesen Menschen, die keine Bedingungen stellt, für immer besteht und in jeder Hinsicht vollkommen ist. Lass andere Jesus in dir sehen, indem du versuchst, ein ebensoguter Zuhörer zu sein wie Er es ist, dann wirst du es nicht schwer haben, ihr Herz für Ihn zu gewinnen.
Zuhören ist ein Talent, das man ausprägen kann. Es beginnt mit dem ernsthaften Wunsch, andere zu verstehen, um sie besser lieben und ihnen besser helfen zu können. Bitte Jesus um die Gabe der Emphatie und dann, dir zu helfen, sie richtig anzuwenden, anderen beizustehen und sie in Sein himmlisches Königreich hineinzulieben. – Keith Phillips [6]
Erschienen auf Anker im April 2015.
1. Galater 5:14.
2. Streams in the Desert, Volume 2 (Zondervan, 1977).
3. Dynamic People Skills (Internet Services Corporation, 1997).
4. The Making of a Christian Leader (Grand Rapids, Michigan: Zondervan, 1978).
5. One Heart at a Time (Aurora Production, 2010).
6. Ibid.
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