Worauf schaust du?

Juni 18, 2014

Von Steve Hearts

Seit kurz nach meiner Geburt bin ich blind. Wenn ich also höre, wenn jemand sagt, seine Augen hätten ihm einen Streich gespielt, kann ich mir nicht richtig vorstellen, was sie damit meinen. Doch wenn es um meine geistigen Augen geht, weiß ich ganz genau, was gemeint ist.

Vor nicht allzu langer Zeit war ich so deprimiert wie schon lange nicht mehr. Die ganze Zeit machte ich mir Sorgen und steckte voller Angst, verlor leicht die Geduld und war irritiert. Meinen Verstand zu zähmen oder zu bändigen, schien unmöglich. Meine Gebete waren nicht länger die des Glaubens und Vertrauens in Jesus. Stattdessen kamen sie aus einer unsicheren, entschuldige-dass-ich-lebe, es-tut-mir–leid-dich-zu-stören-Herr Haltung. Die Freude, die ich davon abgeleitet hatte, dass ich Jesus liebte und diente, flackerte beachtlich schwach.

Zu dem Zeitpunkt bekam ich die Möglichkeit, eine Reise zu unternehmen. Das bot mir dringend notwendige Zeit weg vom Alltagstrott, wodurch ich meine schwachen Batterien wieder aufladen konnte. Ich genoss und schätzte jeden Augenblick.

Als die Zeit für mich kam, wieder zurückzufahren und mein normales Leben aufzunehmen, zögerte ich – wie ein Soldat, der zurück aufs Schlachtfeld musste, noch bevor seine Wunden ausgeheilt waren. Ich sagte dem Herrn meine ehrliche Meinung, „Ich fühle mich noch nicht so weit, wieder voll einzusteigen. Ist es aber tatsächlich dein Zeitpunkt für mich, doch wieder einzusteigen, dann musst du es durch mich tun – denn für mich ist es unmöglich.“

Ich brachte mein Herz zur Ruhe und wartete darauf, ob Er etwas zu antworten hätte.

Die Antwort kam in Form einer Frage. „Worauf schaust du? Konzentrierst du dich auf mich und meine Macht, deine Schwächen und deine Gebrechlichkeit außer Kraft zu setzen? Oder betrachtest du nur dich selbst und deinen Zustand?

Es gab nichts, womit ich die Tatsache verleugnen oder vertuschen konnte, auf mich und meinen Zustand geschaut zu haben. Ich hatte meinen geistigen Augen erlaubt, mir einen Streich zu spielen.

Auf einmal klang ein Lied in meinem Kopf, das ich schon seit meiner Kindheit kannte. Nur diesmal klang es in meinem Herzen so süß, als würde es von Engeln gesungen. Ich konnte sie nicht nur singen hören sondern auch ihre Gegenwart bei mir spüren. Sie sangen so direkt zu mir, wie niemand anderes zuvor.

Ach, meine Seele, bist du matt und betrübt?
Scheint dir im Dunklen kein Licht?
Siehst du den Retter, siehst du das Licht,
Siehst Leben in Hülle und Fülle.

Richte deine Augen auf Jesus.
Schaue ihm voll ins wunderbare Angesicht, 
Und die Dinge auf dieser Welt werden verblassen 
In dem Licht seiner Herrlichkeit und Gnade. 1

Das war also alles, was ich zu tun hatte? Meine Augen auf Jesus zu richten? Da ich mir erlaubt hatte, besorgt und durcheinander zu sein, konnte ich kaum das Licht sehen. Alles nur, weil ich aufgehört hatte, auf die Quelle der Ruhe, der Stille und des Lichts zu sehen. Wie Petrus schaute ich auf die Wellen meiner eigenen Schwächen, die Zustände um mich herum, statt auf den Einen, der mich immer führt und dem ich eigentlich folgen sollte.

Jetzt, auf dem Wege des lieben Liedes Seiner Himmlischen Boten, rief Er mich, zu Ihm über das Wasser zu kommen, genau wie bei Petrus, dem Apostel. 2 Solange, wie ich auf Ihn schaute und befolgte, was das Himmlische Lied sagte, wäre ich mehr als „okay.“ Ich würde übernatürliche Kraft finden, Stärke und die Willenskraft, mich  jedem Sturm auf dem Ozean des Lebens zu stellen .

Hatte ich nun neuen Mut aus dieser Erfahrung geschöpft, schritt ich hinaus aufs Wasser und fuhr nach Hause. Ja, es gab Stürme, die ausgestanden werden wollten, doch diesmal ließ ich Jesus nicht aus den Augen. Weiterhin auf Sein wunderbares Angesicht zu schauen, ließ das Irdische nicht nur verschwinden, sondern Sein Himmlisches Licht schien sehr viel heller und ich sah meinen Weg vor mir sehr viel deutlicher als noch vor einiger Zeit.

Jetzt, in den Momenten, wenn ich spüre, wie mein Glaube und mein Mut sich einem Tiefpunkt nähern, frage ich mich dieselbe Frage, die mir der Herr an jenem Tag stellte: „Worauf schaust du?“


1 Aus “Turn Your Eyes Upon Jesus,” von Helen H. Lemmel, 1922.

2 Matthäus 14:23–31.

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