Reichlich gesegnet

Mai 7, 2014

Von Steve Hearts.

Wie ich es sehe, gibt es vielerlei Arten des Alleinseins, die sich darin unterscheiden, wie man ihnen begegnet. Eine ist die Art, die wir vorübergehend erleben, wenn wir dem Rummel des Lebens entkommen und uns an einem ruhigen stillen Ort zum Beten, Meditieren zurückziehen oder einfach im Frieden dieser Umgebung baden, bevor wir uns weiter abrackern. Diese Art der Einsamkeit ist wohltuend. Eine andere ist diejenige, die durch den Verlust einer persönlichen Beziehung entsteht. Oft dauert sie länger als die andere und ist augenscheinlich die schmerzhaftere und unangenehmere von beiden.

Wenn eine persönliche Kameradschaft in die Brüche geht, überwältigen uns die Empfindungen der Leere, des Schmerzes und der Einsamkeit. Diese Betrachtungen berufen sich nicht auf Informationen aus zweiter Hand. Solchen Verlust und die dann entstandene Einsamkeit erfuhr ich am eigenen Leibe. War es schmerzlich? Natürlich! Allerdings, durch den Verlust verbesserte sich meine Beziehung mit dem Einen drastisch, der uns wie niemand anderes in unserem Schmerz beistehen kann.

Der Tod ist Teil des Lebens, wie man sagt. Das letzte Mal als ich einen beziehungsmäßigen Verlust erlitt, fühlte es sich anfangs an wie Sterben. Mein Herz fühlte sich an wie ein Fleck Erde dem sein Baum entrissen wurde – leer und verwundet. Mit der Zeit jedoch offenbarte sich das Werk des Obergärtners, als neue Früchte in meinem Leben auftauchten. Dann kristallisierte sich heraus, wie dieses scheinbar tragische und schmerzliche Ereignis als ein Werkzeug in der Hand des Schöpfers Seinen vollkommenen Willen und Plan verwirklichte.

Der erste Schritt in diesem Heilungsprozess bestand darin, zu lernen, während dieses Geschehens Dank zu sagen. Als der Herr mich dazu aufforderte, hielt mein eigener Verstand es für undenkbar. Demgegenüber machte Er mit Mut, es als Seelentherapie zu betrachten und führte weiter aus, auch wenn die Mühen anfangs nicht leicht seien, auf Dauer gesehen würden sie jedoch die für mich benötigte Genesung herbeiführen. Folglich begann ich, unbändig den Herrn zu loben mit unerwarteten sofortigen Ergebnissen. Mein geistiges Feingefühl und meine Verbindung mit Gott nahmen sprunghaft zu. Ich erlebte, über den Schmerz hinausschauen zu können. Die Stimme des Herrn in meinem Herzen war viel deutlicher hörbar.

Es dauerte nicht lange bis ich merkte, dass ich in den Tagen vor diesem schmerzhaften Ereignis beträchtlich Abstand von meiner ersten Liebe gewonnen hatte, während ich dieser persönlichen Beziehung nachging. Doch die Suche nach einer engeren und tieferen Beziehung mit Jesus, die aus der Aufgabe der persönlichen Beziehung erwuchs, wirkte Veränderungen, auf die ich lange, aber bisher vergeblich gehofft hatte. Ich wuchs und schwelgte in der Gemeinschaft mit Demjenigen, der in der Tat meinen Schmerz verstand und den es interessierte, was ich durchmachte. Ich erwarb mir aufs Neue die verloren gegangene Kunst, Seine Stimme in meinen Gedanken zu hören und Ihm mit meiner eigenen zu antworten.

Mich mit Ihm zu unterhalten, verschaffte mir dringend erforderliche Genesung und Erkenntnis. Ich entdeckte mit der Zeit mehr über geistige Gaben, die Möglichkeiten eröffneten, dem Herrn besser nützen zu können, da ich zunehmend zu einem Instrument Seiner Liebe, Seiner Heilung, Seines Trostes und Seiner Errettung für andere wurde.

Es veranlasste mich, mein vergrabenes Talent des Liederschreibens aus zu buddeln. In meinem Innersten erblickten Lieder des Bekennens, der Dankbarkeit und der Andacht das Licht der Welt und brachten auch anderen neuen Mut.

Als Kind hörte ich öfters die Geschichte des kleinen Mädchens, das eine Kette mit falschen Perlen besaß und die ihr sehr teuer war. Eines Tages jedoch bat ihr Vater sie, die Perlen ins Feuer zu schmeißen, ohne ihr den Grund zu sagen. Zwar bereitete es dem Mädchen beträchtlichen Kummer, doch gehorchte sie ihm. Ihr Vater überreichte ihr daraufhin eine echte Perlenkette und ihr momentaner Kummer machte schnell Platz für Freude. Meine Erfahrung ähnelte dem, da ich lernte, die von mir so inbrünstig verfolgte Beziehung aufzugeben, um stattdessen eine weitaus wirklichkeitsnähere Beziehung mit dem Liebhaber unserer aller Seelen anzustreben.

Obwohl ich immer noch nicht das ganze Bild sehen kann, das von Gott gemalt wird, kann ich mich sehr wohl mit dem Szenario identifizieren, dass, zwar zeitweise vorgeblich komplex und schwer zu begreifen, mein Leben ein „lebendiges Fraktal“ ist, geschaffen von einem lebenden Schöpfer. Wenn ich alles aus der Perspektive des Glaubens betrachte, stellt sich Alleinsein, trotz seines Schmerzes, als außergewöhnlicher Segen dar. Dadurch erschloss sich mir, dass ich alles andere als allein bin.

Diese Worte fassen angemessen die Erfahrung zusammen, die ich hier darlegte.

 

Nur Ihn brauche ich

Ich bat Gott um Kraft, damit ich schaffen könnte,

Ich wurde schwach, damit ich demütigt zu gehorchen lernte.

Ich bat um Gesundheit, um mehr zustande zu bringen,

Ich bekam Schwäche, um Besseres zu tun.

Ich bat um Reichtümer, um glücklich sein zu können,

Ich bekam Armut, um weiser zu werden.

Ich bat um Macht, um von Menschen angesehen zu werden,

Ich bekam Schwäche, um zu spüren, wie Gott mir fehlt.

Ich bat um alles, um das Leben genießen zu können,

Ich bekam Lebens, um alles zu genießen zu können.

Ich bekam nichts, wonach ich fragte – doch alles, worauf ich hoffte.

Sozusagen ungeachtet meiner Selbst wurden meine ungeäußerten Gebete beantwortet.

Ich bin unter allen Menschen der gesegnetste.

- Von einem unbekannten Konföderationssoldaten im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865)

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