Solitär

Dezember 2, 2013

Von David Brandt Berg

Hast du jemals um die Welt geweint? Jesus weinte um Jerusalem. Der kürzeste Vers in der Bibel ist, „Da weinte Jesus.“1 Der Herr hatte Mitleid, Trauer und Sorge um die Welt,  „ein Mann der Schmerzen, mit Krankheit vertraut.“ 2

Wir müssen den Schrei hören, der aus dem Herzen der Welt dringt. Wir müssen ein Gespür für ihre Sorgen und Trauer zeigen, denn wie sollten wir für sie Mitleid empfinden? Wir können ihnen Liebe zeigen, aber wie, ohne ihre Einsamkeit, die Liebe, die ihnen fehlt und ihre Traurigkeit zu spüren?

Ich weiß nicht, wie wir die Welt lieben können oder wie wir die Liebe des Herrn spüren können, ohne Mitleid mit ihr zu haben. Einmal war Jesus müde und wollte nicht hinausgehen, doch Er sah die Menge, die Hilfe suchte, und in der Bibel steht, Er hatte Mitleid mit ihnen. 3 Er wollte sich zurückziehen, doch Er hatte Mitleid mit der Menge; sie tat Ihm leid. Er musste sich um sie kümmern, musste ihnen helfen und darum ging Er zu ihnen.

Erinnerst du dich noch daran, als du einsam warst, ohne den Herrn, und alles schien dich zu bedrücken, scheinbar gab es keine Liebe, keine Hoffnung? Es sollte unser Herz zerreißen, uns zum Beten veranlassen und dazu, alles in unserer Macht stehende in die Wege zu leiten, sie für den Herrn zu erreichen.

Ich glaube, es lag an den 15 Jahren, die ich alleine im Außendienst war, die dazu beitrugen, mein Herz für die arme einsame Welt zu brechen. Hier hatte ich die Möglichkeit unter ihnen zu sein und zu spüren, wie sie sich fühlten. Ich habe in einem Himmel auf Erden gelebt in einer christlichen Familie, in christlichem Dienst mit Gemeinden- und Kirchentreffen und allem Drum und Dran und wusste nicht, wie die Welt ist. Ich denke, der Herr ließ es geschehen, mich zu brechen, mein Herz für die Welt zu brechen, mich für sie Mitleid empfinden zu lassen, um sie zu trauern und sie zu lieben und mit ihnen zu fühlen.

Solche Traurigkeit, solche Einsamkeit, ohne Ausweg, ohne einen Weg nach oben, und alle Wege führen nach unten. Die Menschen suchen immer nach neuer Liebe und wirklicher Liebe, und sehr oft finden sie sie nicht. Sie wissen, sie muss existieren, sie hungern nach ihr, tasten nach ihr, doch können sie sie nicht finden, da sie den Herrn nicht finden.

Es ist traurig aber wahr. Die Griechen hatten dafür ein Wort: Katharsis. Sie behaupteten, Tragödie sei besser für dich als Komödie, denn sie schaffe eine Katharsis, eine Reinigung; sie läutere dich und mache dich rein. Gleich den tiefen Gefühlen und dem Weinen wäscht es deine Unreinheit, deine Albernheit und Dummheit weg und macht dich ehrlich. Die Tragödie hilft zu reinigen. Wie es in dem kleinen Gedicht zum Ausdruck kommt:

Einst schlenderte ich mit Narrheit;
Sie plapperte unentwegt,
Doch trotz so manchem lust’gen Wort,
Lernte ich doch nichts, auf meinem Weg!

Ich ging mit Kummer eine Meile,
Sie, sprach kein einz‘ges Wort,
Doch unermesslich ist der Wert,
Von dem was Kummer mich gelehrt.
– Robert Browning

Darum bin ich der Meinung, viele der Filme, selbst die tragischen, sind besser für dich, säubern dich mehr, reinigen dich mehr und brechen dein Herz mehr für die Welt, als die dümmlichen, übertriebenen sogenannten Glücklichen.

Es gibt so viele arme, einsame, alte Menschen auf der Welt! Die Welt ist so traurig. Die einsamen, alten Menschen, die Solitär spielen, sind so traurig. Sie sind der traurigste, einsamste Haufen auf der Welt – so alleine. So viel von ihnen haben ihren Lebenspartner verloren, und es ist zu spät im Leben für sie, jemanden anderes zu finden. Niemandem mit dem sie sprechen können, niemandem neben dem sie ihr Leben teilen können, niemandem mit dem sie schlafen können, einfach so alleine ohne den Herrn.

Es sollte uns dazu anspornen, alles in unserer Macht stehende zu unternehmen, sie mit der Liebe Jesu zu erreichen. Zumindest können wir ihnen zum Schluss Errettung bringen an der Schwelle zum Tod und sie von ihrer Einsamkeit, ihrer Trauer und ihrem Solitär befreien.

Herr, hilf uns, diese armen einsamen Menschen zu erreichen, die so alleine Solitär spielen, so traurig. Sie wissen, sie haben andere verletzt, und sie haben ihre Lieben verloren, manchmal aus eigener Schuld oder eigener Nachlässigkeit. Hilf uns, ihnen die Liebe zu bringen, die ihre Einsamkeit erleichtert. Bitte gibt uns die Liebe, und schenke ihnen die Liebe, die ihnen fehlt, um sie durchzubringen, die, die Solitär spielen, traurig, mit gebrochenem Herzen, einsam, ohne Liebe, so leblos und allein. Hilf uns, sie mit deiner kostbaren Liebe zu erreichen, mit der guten Nachricht deines Glücks und deiner immerwährenden Liebe. Brich unsere Herzen, bring unseren Herzen Schmerz, schmilz uns, zerbrich uns, hilf uns, Mitleid zu spüren, uns danach zu sehnen, diesem armen alten Menschen zu helfen.

Gottes Wort sagt: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ 4 Manche von ihnen sind allein und einsam. Alle ihre Kinder sind außer Haus, sie sind allein und denken an ihre Kinder besonders um die Weihnachtszeit.

Jesus, mein liebevoller Retter,
Der Er ist so wertvoll mir.
O, wie ehr und lieb ich Ihn.
Für der Gnade freie Gabe;
Als ich am Berge verloren,
wo es wüst und leer und kalt.
Suchte Er das Schaf, das irrte.
Brachte heim mich in den Stall.

Jesus, Jesus, mehr als alles teuer mir.
Jesus, Jesus, Dein nur will ich sein.
Wohin Du mich führst, ich geh.
Wohin auch führen mag der Weg
Und am Ende meiner Reise
Dein herrlich Angesicht ich preise. 5

Er kann dein Herz einfach brechen und schmelzen, dann kümmert Er sich liebevoll darum, wärmt und formt es und macht es hell leuchtend und glücklich – nicht länger solitär. Danach kannst du dich aufmachen und Seine Liebe, Seinen Trost und das Zusammensein mit Ihm mit anderen teilen – damit sie nicht länger solitär sind.

Ursprünglich im Februar 1980 erschienen. Überarbeitet und neu veröffentlicht im Dezember 2013.

 


1 Johannes 11:35.

2 Jesaja 53:3.

3 Markus 6:34.

4 2. Mose 20:12.

5 Nach „Jesus Is Dearer Than All“, von George Bennard, 1914.

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