Gott sieht den Einzelnen

Oktober 21, 2013

Von Peter Amsterdam

Erlaubt eine christliche Weltanschauung, generelle moralische Urteile über Völkergruppen zu fällen? Können wir eine bestimmte Menschengruppe oder Nation als schlecht oder gottlos bezeichnen und jeden dieser Gruppe oder aus diesem Kulturkreis darin einbeziehen?

Könnte es möglich sein, im Falle von verhängnisvollen Ereignissen, wie Naturkatastrophen, ein generelles Urteil zu fällen, das auf jede Person zutrifft, die vom Unglück in diesen Ländern betroffen wurde?

Wie steht es mit der uralten Frage, warum es Leid gibt und warum Gott Wunden, Schmerz und Elend in der Welt erlaubt? Sollten diese Fragen in einem Rahmen beantwortet werden, wo so etwas wie ein richterliches Urteile gefällt wird?

Harte Urteile über Menschen abzugeben, war ein sehr kleiner Bestandteil der Botschaft Jesu. Jesus bot Liebe und Gnade an, etwas, das, wie Er den Geistlichen Seiner Zeit sagte, sie in ihrem Streben nach Gesetzestreue verloren hatten. 1 Er wies die Menschen an, ihre Feinde zu lieben, diejenigen zu segnen, von denen sie verflucht wurden, und denen Gutes zu tun, die sie hassen. 2 Er sagte ihnen: „Hört auf, andere zu verurteilen, dann werdet auch ihr nicht verurteilt.“ 3 Er sagte: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten.“ 4

Lasst uns Beispiele untersuchen, in denen Jesus etwas gefragt wurde oder in Situationen geriet, in denen es darum ging, Menschen zu beurteilen, um zu sehen, wie Er antwortete.

Einige waren damals zugegen, die Jesus über die Galiläer unterrichteten, die Pilatus hatte ermorden lassen, während sie in Jerusalem im Tempel Opfer darbrachten. „Meint ihr, diese Galiläer seien größere Sünder gewesen als andere Menschen in Galiläa?“, fragte er. „Ganz und gar nicht! Ihr werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht von euren bösen Wegen abkehrt und euch Gott zuwendet. Und was ist mit den achtzehn Männern, die starben, als der Turm von Siloah auf sie herabstürzte? Waren sie etwa die größten Sünder in Jerusalem? Nein. Ich sage euch noch einmal: Wenn ihr nicht Reue zeigt und auf eurem Weg umkehrt, werdet ihr genauso umkommen.“ 5

Als die Zeit Seiner Rückkehr in den Himmel näher kam, machte Jesus sich auf den Weg nach Jerusalem. Er schickte Boten voraus zu einem Dorf in Samarien, um Seine Ankunft vorzubereiten. Doch sie wurden abgewiesen. Weil Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war, wollten sie Ihn nicht aufnehmen. Als Jakobus und Johannes das hörten, sagten sie zu Jesus, „Herr, sollen wir Feuer vom Himmel regnen lassen und sie verbrennen?“ Doch Jesus drehte sich um und wies sie zurecht, „Wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten.“ 6

 

Jesus sagte, Er käme, um die Welt zu retten und nicht, um sie zu richten. 7 Nur Gott vermag Gericht über die Völker zu fällen und nur Gott weiß, warum etwas Bestimmtes Menschen in einem Land widerfährt und nicht denen in einem anderen Land. In Paulus Worten: „Unmöglich ist es uns, seine Entscheidungen und Wege zu begreifen! Denn wer kann wissen, was der Herr denkt? Wer kann sein Ratgeber sein?“ 8

Es ist nicht unsere Aufgabe oder Berufung als Christen, zu versuchen, Schuld und Sünde zuzuweisen und zu bestimmen, ob ein Volk leidet wegen x oder y‘s Sünde. Wir können uns nicht anmaßen, solch ein pauschales Urteil über Menschen zu fällen, denn jeder steht vor Gott als Einzelner. Gott nimmt sich die Menschen, so wie sie sind, und wirkt entsprechend in ihrem Herzen und Leben. Jeder einzelne Mensch wird vor Gott stehen entweder vor dem großen weißen Thron oder dem Richterstuhl Christi, falls sie gerettet sind. 9

Wir wissen, Gott ist Liebe, und Er möchte keinen verlieren. Er liebt jeden einzelnen Mann, jede einzelne Frau und jedes einzelne Kind, egal wer sie sind, wo sie leben, welche Hautfarbe sie haben, was ihre Vorfahren getan oder nicht getan haben und was sie glauben oder nicht glauben. Er liebt sie dennoch, selbst wenn ihr Leben von Sünde verzehrt ist oder sie in geistiger Dunkelheit hausen. Das macht das Christentum so wunderbar – Gottes Liebe drängt uns, sie und Seine Wahrheit mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen.

Gott sieht auf jeden Einzelnen. Jede Person ist ein einzigartiges Wesen, nach Seinem Ebenbild geschaffen, und jedes liebt Er so, als wäre sie die Einzige. Jede Person ist jemand, für den Jesus starb, um sie zu retten. Er liebt und kümmert sich um jeden – selbst diejenigen, die Ihn nicht kennen, nicht angenommen oder zurückgewiesen haben.

Er zieht nicht jeden Einzelnen für das Übel und das Krankhafte in einer Nation zur Verantwortung. Ein Volk kann für die Kriege, die es verbrochen hat, für die Auslandspolitik oder die Misshandlung von Minderheiten innerhalb seiner Grenzen zur Rechenschaft gezogen werden, doch auf den Einzelnen bezogen, kann nicht jeder für die Entscheidungen seiner Regierung, der mächtigen Lobbyisten und der Politiker verantwortlich gemacht werden. Im Grunde genommen stimmen viele Leute nicht mit der Politik ihrer Regierung überein, kennen kaum ihre Aktivitäten und haben politisch gesehen keine Macht, sich dagegen zu wehren, wenn sie sie ablehnen. Es gibt viele unterschiedliche Personen mit den unterschiedlichsten Perspektiven.

Überall auf dem Planeten leben Menschen, denen Jesus und Seine Liebe fehlt, die einsam sind, verloren, unglücklich und auf der Suche nach Antworten. Ihre Regierung kann fehlgeleitet sein, moralisch bankrott, korrupt oder in einigen Fällen regelrecht bösartig, das zeugt jedoch noch lange nicht von einer Kollektivschuld des Volkes. Es wäre ungerecht, jeden Bürger eines Landes nach seiner Regierung oder seinen Machthabern einzustufen.

Egal mit wem wir in Berührung kommen, ob sie nun an Jesus interessiert sind oder nicht, jeder verdient es, einen Hauch der Liebe und des Geistes Jesu zu spüren. Nicht nur aufgrund dessen, wer sie sind, Mitmenschen, Teile der Welt, die Jesus so sehr liebt, dass Er Seinen Sohn geschickt hat, um für sie zu sterben – aber auch wegen dem, wer wir sind – Botschafter des Königreiches Gottes, Jesus Jünger, die für ihre Liebe bekannt sein sollten.

Unser Hauptziel ist es, die gute Nachricht der Errettung und der Liebe Gottes so vielen Menschen wie möglich zu bringen, während wir diese Liebe praktizieren und anderen weitergeben.

 

Liebe erobert alles, und um jemanden zu gewinnen, muss du einnehmend sein und bereit, allen alles zu werden, um einige zu gewinnen. Liebe liebt die Unliebsamen und wirft einen Schleier über unzählige Sünden.10

Lasst mich hier betonen, dass die wichtigste Voraussetzung für jeden in der Revolution [für Jesus] dieselbe treibende Leidenschaft sein sollte, die den Apostel Paulus und alle Apostel, Märtyrer und eigentlich alle bedeutenden Gläubigen motivieren, dieses unwiderstehliche Mitgefühl, das jedes Kind Gottes in allem, was es tut, anspornen sollte, in allem was du sagst, überall, wo du hingehst, mit jedermann und das der große fanatische Apostel in diesen kurzen, berühmten Worten zusammenfasst, die aus dem Herzen jedes wahren Christen rufen in jeder guten Tat, die er je getan hat und für die er sogar bereit ist zu sterben: „Denn die Liebe Christi drängt uns!“ 11 – David Brandt Berg 12

 

Ursprünglich erschienen im August 2010. In Auszügen neu veröffentlicht im Oktober 2013.


1 Matthäus 23:23.

2 Matthäus 5:44.

3 Matthäus 7:1.

4 Lukas 9:56 – Lut.

5 Lukas 13:1–5.

6 Lukas 9:51–56 NL/Lut.

7 Johannes 12:47.

8 Römer 11:33–34.

9 Offenbarung 20:11; 2.Korinther 5:10.

10 1.Korinther 9:22.

11 2.Korinther 5:14 – Lut.

12 Ursprünglich erschienen im Januar 1972.

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