Rollt den Stein fort

September 9, 2013

Von David Brandt Berg    

In Vorbereitung für einen beabsichtigten Umzug studierte ich Landkarten, Logistikfirmen und Wohnwagenplätze. Ziemlich den ganzen Tag lang hatte ich mich damit abgemüht und dachte, „Herr, warum kannst du mir das nicht in einem Gedankenblitz zeigen? Warum muss ich so schwer arbeiten?“

Es gibt da die Geschichte eines Typen, der Akkordeon spielen wollte und sagte, „Der Herr wird mir beibringen, wie man ein Akkordeon spielt.“ Er besorgte sich nicht einmal ein Buch oder fing auch nicht an zu lernen. „Der Herrgott wird mich es einfach spielen lassen.“ Ich verglich mich mit ihm, ich wollte einfach eine Eingebung bekommen und mich nicht mit der beschwerlichen Arbeit des Studierens abgeben, wohin wir gehen werden, was wir tun werden, was der beste Weg ist, der beste Ort und die beste Methode.

Bei einer kleinen Pause stieß ich einen Seufzer aus und sagte, „Herr, warum kannst du mir es nicht einfach zeigen, ohne dass ich dafür arbeiten und suchen muss?“ Doch gleich bekam ich vom Herrn die Schriftstelle, „Rollt den Stein fort,“ 1 als Er hinging, um Lazarus von den Toten aufzuwecken.

 

Und wieder war Jesus innerlich erschüttert, während er zum Grab ging. Es war eine Gruft, vor deren Eingang man einen Stein gerollt hatte.

„Rollt den Stein fort,“ befahl Jesus. Doch Marta, die Schwester des Verstorbenen, wandte ein: „Herr, inzwischen wird der Gestank schrecklich sein, denn er ist schon seit vier Tagen tot.“ Jesus erwiderte, „Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du glaubst?“

Da rollten sie den Stein beiseite. Dann blickte Jesus zum Himmel auf und sagte: „Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich weiß, dass du mich immer erhörst, doch ich sage es wegen der vielen Menschen, die hier stehen, damit sie glauben können, dass du mich gesandt hast.“

Dann rief er mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Und Lazarus kam heraus. Er war in Grabtücher gewickelt und sein Kopf war mit einem Tuch verhüllt. Jesus sagte: „Löst die Binden und lasst ihn gehen!“ – Johannes 11:38-44 2

 

Der Herr scheint nie etwas für Menschen zu tun, was sie nicht selber tun können. Von ihnen erwartet Er, daran und dafür zu arbeiten. Er erledigte dann das, was sie nicht erledigen konnten – nämlich Lazarus von den Toten aufzuwecken. Doch Er erwartete von ihnen, das zu tun, was sie tun konnten.

Auch wenn es für sie schwere Arbeit bedeutet, den Stein wegzurollen, würde Er es nicht für sie tun. Das konnten sie erledigen. Es war Schwerstarbeit in einem heißen Landstrich und sie mussten schnaufen, keuchen und hebeln und wahrscheinlich brauchte es etliche von ihnen, den gigantischen Stein wegzurollen, der vor der Grabkammer lag. Er hat nicht einfach Seinen Finger gekrümmt und ihn für sie weggerollt. Er sagte, „Rollt den Stein fort.“ Das ist etwas, was sie tun konnten. Danach tat Er das, was sie nicht tun konnten, nämlich Lazarus von den Toten auferwecken.

Also, scheinbar habe ich gestern den ganzen Tag lang den Stein weggerollt, um herauszufinden, wo Lazarus begraben lag. Wenn dann die Zeit reif ist, wird der Herr ihn auferwecken, wird Er die Antwort auf alles zeigen und das notwendige Wunder vollbringen. So als würde der Herr sagen: „Rolle den Stein weg. Tu das, was du tun kannst, und ich tu das, was du nicht kannst. Du, studiere deine Karten und möglichen Ortschaften und alles weitere, und wenn du zu dem Punkt kommst, wo es nicht mehr weiter geht, dann erledige ich den Rest.“

Wir müssen selbst an den Angelegenheiten arbeiten. Das sind Dinge, die wir tun können, und wenn die Zeit kommt, erledigt der Herr das, was wir nicht erledigen können. Wir erledigen das Mögliche und Er das Unmögliche! Es scheint, als ließe uns der Herr immer alles erst einmal ausprobieren und uns einen Eliminationsprozess durchlaufen, beim Einkaufen, Versuchen, Prüfen und Aussondieren, und in dem Prozess findet man nicht immer heraus, was des Herrn Wille ist, aber ganz gewiss, was nicht Sein Wille ist.

Manchmal habe ich den Willen des Herrn entdeckt, indem ich einfach loslegte, suchte, forschte und fragte, bis ich schließlich herausfand, wo es nicht entlang ging, bevor Er mir endlich zeigte, wo er verborgen lag. Dann war ich richtig froh darüber! Wenn du selbst schwer an etwas arbeitest und zuletzt nicht mehr weiterkommst, dann weißt du des Herrn Hilfe zu schätzen.

Überall in der Bibel befahl Gott dem Menschen, zunächst einmal etwas zu tun, bevor Er die Antwort brachte. Gott befahl Moses, den Felsen zu schlagen, dann würde er Wasser hervorbringen. Moses könnte gesagt haben, „Aber Herr, für mich sieht es nicht so aus, als wäre da überhaupt Wasser in dem Felsen, und das ist ja wohl auch irgendwie verrückt, und ganz nebenbei, Herr, gefiele es mir besser, wenn du es machen würdest.“ Dennoch folgte Moses im Glauben, nahm einen alten Stab und schlug den Felsen in der Erwartung, dass Gott den Rest erledigen würde, was Er dann auch getan hat. 3

Der Herr wies die Priester an, zu den Wassern des Jordan zu gehen und anzufangen, die Bundeslade zum anderen Ufer zu tragen, dann würde Er den Fluss aufhalten, wenn er am tiefsten war. Er würde ihn anhalten und sie auf trockenem Grund schreiten lassen. Sie hätten sagen können, „Das ist verrückt! Wir werden ertrinken, wenn wir diese schwere alte Bundeslade da hinunter tragen. Lass uns einfach hier stehen bleiben und warten, bis Gott das Wasser teilt, dann werden wir losmarschieren.“ Aber nein, Er wies sie an zu gehen, also gingen sie los, und als ihre Füße das Wasser berührten, teilte es sich. 4

Gott möchte erst sehen, dass wir gehorchen. Gehorsam kommt vor dem Segen, erst kommt Gehorsam, dann die Belohnung, erst kommt der Gehorsam, dann die Begabung. Die Prüfung besteht darin, zu sehen, ob du gehorchst oder nicht, und in dem Augenblick, in dem du gehorchst und aktiv wirst, wird Gott garantiert Seinen Anteil dazu beitragen. Er wird es segnen. „Rollt den Stein fort.“ 

Ursprünglich erschienen im Mai 1980. Überarbeitet und neu herausgegeben im September 2013. 


1 Johannes 11:39.

2 NL.

3 2. Moses 17:5–7.

4 Josua 3:7–17.

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