Der Spielzeug-Armeejeep

Dezember 18, 2012

Von Laurie

Wenige Tage vor Weihnacht baute ein junger Priester in einer kleinen Stadt auf den Eastern Plains von Colorado eine Krippenszene ganz vorne beim Altar seiner Kirche auf.

Es war am späten Nachmittag, er brachte gerade eine paar Tannenzweige an, als er das Knarren der Tür hörte, die sich öffnete, die er aber nicht sehen konnte. Bei einem Blick über die Zweige erkannte er einen kleinen Jungen, der gegen die Kälte nur dürftig gekleidet war.

Der Junge drängte sich schnell an den alten Heißluftheizkörper, um sich zu wärmen. Nachdem die beißende Kälte aus seinen Händen gewichen war, schaute er sich in der Kirche um und wurde der Krippenszene gewahr.

Der junge Priester, darauf bedacht, den Jungen nicht zu erschrecken, blieb starr hinter der Szenerie stehen, die das Baby Jesus und andere bekannte Gesichter der Krippe beherbergte.

Erst versicherte sich der Junge, allein zu sein, dann näherte er sich der Krippenszene, stand davor und schaute auf das Baby im Bettchen. Der Priester, immer noch versteckt, beobachtete ihn aufmerksam.

Endlich sagte der Kleine etwas: „Du bist auch arm. Du siehst auch nicht aus, als kriegtest du an Weihnachten Spielzeug!“

Tränen kullerten an seinen Wangen hinunter, die nach der beißenden Kälte draußen von der Wärme der Kirche gerötet waren. „Weißt du, was ich mir für Weihnachten wünsche, mehr als alles andere in der Welt?“, fing der Junge an dem Jesusbaby zu erzählen. „Ein Spielzeug-Armeejeep, mit einem richtigen Fahrer. Es kann irgendein Jeep sein, aber er muss einen Soldaten als Fahrer haben oder es zählt nicht.“

Der Priester war gerührt. Seine war zwar eine arme Gemeinde, aber er kannte diesen Jungen nicht, und dem Aussehen seiner Kleider nach zu urteilen, würde es kein Geld für Spielzeug geben und wenig zum Essen bei ihm Zuhause.

„Ich wette, du kannst mir den Spielzeug-Armeejeep mit dem Soldaten als Fahrer besorgen. Ich werde morgen zur gleichen Zeit zurückkommen und dich wiedersehen.“ Damit verließ der Junge die Kirche hinaus in die eisige Kälte.

Der Priester brachte seine Arbeit an der Krippe zu Ende, doch seine Gedanken beschäftigten sich mit dem Jungen und seinem Anliegen. Ein Spielzeug-Armeejeep wäre nicht schwierig zu finden, aber einer mit einem Soldaten als Fahrer – das war schon eine knifflige Aufgabe! Zudem war der Junge darauf versessen. Es musste ein Soldat als Fahrer sein. „Zumindest kann ich es ja versuchen“, dachte der Priester. „Ich werde in allen Spielzeuggeschäften der Stadt suchen.“

Es war eine Kleinstadt und der Priester suchte in jedem Laden, den es gab, aber einen Spielzeug-Armeejeep mit einem Soldaten als Fahrer fand er nicht. Er fuhr in einen Nachbarort und nach etlichem Suchen war er erfolgreich, er fand genau das, was er gesucht hatte.

Früh am nächsten Morgen machte sich der Priester von seinem Pfarrhaus auf den Weg zur Kirche, fest in seinen Mantel eingehüllt. Seine Gedanken wanderten zu dem Jungen. „Wie sieht es bei ihm zu Hause wohl aus? Ob es wohl etwas zum Wärmen hat?“ Die Gedanken beschäftigten ihn, doch als er den Spielzeug-Armeejeep mit seinem Soldatenfahrer mit seinen behandschuhten Händen umklammerte, war er erleichtert. „Zumindest wird das Baby Jesus Sein Geschenk für ihn haben.“

Der Priester legte den Jeep neben die Krippe, in dem Baby Jesus lag, und arrangierte die Kerzen so, dass genügend Licht auf das olivfarbene Spielzeug fiel.

Nach den Tagesangelegenheiten versteckte er sich am Spätnachmittag wieder hinter der Krippenszene, um auf den Jungen zu warten. Aus Minuten wurde eine Stunde und den Priester verließ der Mut. „Vielleicht hat der Junge seine Glauben aufgegeben“, dachte er. Vom Heizkörper her kamen wieder die üblichen Heizgeräusche, und wieder kehrten die Gedanken des Priesters zurück zu dem zerlumpten, gegen die beißende Kälte Colorados unzureichenden Mantel des Jungen.

Dunkelheit machte sich in der Kirche breit und nur das warme Licht der Kerzen erhellte die Kirchenbänke. Der Priester überlegte, das Licht einzuschalten, doch vertrieb den Gedanken, da der Junge ja jeden Moment auftauchen könnte.

Plötzlich knarrten und quietschten die Türangeln und der Junge erschien hinten in der Kirche. Wieder ging er zur Heizung, um sich aufzuwärmen, streckte seine Hände ihrer Wärme entgegen und gewöhnte sich an das Dämmerlicht. Dann, als er sich sicher wwähnte, allein zu sein, näherte er sich der Krippe.

Dem Priester stockte der Atem vor Aufregung. Als der Junge näher kam und die Kerzen sein Gesicht erhellten, sah der Priester den Zauber der Weihnacht in den Augen des Jungen aufleben.

„Ich wusste, du wirst es finden!“, rief der Junge aus. „Genau, was ich wollte, einen Spielzeug-Armeejeep mit einem echten Soldatenfahrer!“

Ein Schatten huschte über sein Gesicht. „Aber ich habe nichts, was ich dir geben könnte“, sagte er. „Vielleicht finde ich etwas zu Hause“, gedankenvoll machte er sich auf und ging den Gang zurück. Unverhofft hielt er inne und kehrte um, mit der einen Hand den Jeep umklammert und etwas in der anderen versteckt. Er ging zurück zur Krippenszene und legte etwas zum Jesusbaby in die Krippe und sagte kaum hörbar: „Ich teile es mit dir, frohe Weihnachten.“ Dann verließ er die Kirche.

Wegen des Dämmerlichts konnte der Priester nicht erkennen, was der Junge mit dem Baby Jesus geteilt hatte. Doch als die quietschende Tür sich hinter dem Jungen schloss, ging er zur Vorderseite des Stalls, und was er dort in der Krippe sah, was der Junge dorthin gelegt hatte, ließen ihn in Tränen ausbrechen.

Der Junge hatte in die Krippe den Teil seines Spielzeugs gelegt, der es so besonders machte – den Soldatenfahrer.

Eine wahre Geschichte? Ja, es war eine Predigt, die ich von einem jungen Priester hörte, in einer Mitternachtsmesse in Colorado vor zwei Jahren. Ich bin mir sicher, er hat es besser ausgedrückt, als ich es versuche hier niederzuschreiben. Er verbürgte sich für die Geschichte. Er beendete die Geschichte, den Spielzeugsoldaten in der Hand hochgehalten. Er hatte ihn seit der kalten Dezembernacht aufbewahrt.

Veröffentlicht im Dezember 2012.

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