Der Tag des Herrn

Mai 2, 2025

Peter Amsterdam

[The Day of the Lord]

 

Im 1.Thessalonicherbrief, Kapitel 4, sprach Paulus das Thema der verstorbenen Christen an, als er schrieb: „Und nun, Brüder, möchte ich, dass ihr wisst, was mit denen geschieht, die bereits gestorben sind, damit ihr nicht traurig seid wie jene Menschen, die keine Hoffnung haben.“ – 1. Thessalonicher 4,13 Ältere Bibelübersetzungen benutzen hier für „gestorben“ das Wort „Entschlafene“, was Paulus als Metapher der Entschlafenen für die Verstorbenen ist. Doch auch in diesen älteren Übersetzungen spricht Paulus ein paar Verse weiter von den Verstorbenen (1.Thessalonicher 4,16).

Paulus wollte die Gläubigen nicht über die verstorbenen Christen im Unklaren lassen, damit sie nicht „trauerten wie andere, die keine Hoffnung haben“. Paulus meinte damit nicht, dass Gläubige nicht trauern dürften, wenn ihre Lieben starben; vielmehr schrieb ein Autor: „Ihre Trauer sollte durch die Hoffnung, die sie in sich trugen, gelindert und geprägt sein, die auf der Auferstehung Christi und der Verheißung seiner Wiederkunft beruhte.“ 1

Paulus fährt fort: „Denn weil wir glauben, dass Jesus starb und wieder auferstanden ist, glauben wir auch, dass Gott durch Jesus alle verstorbenen Gläubigen wiederbringen wird, wenn Jesus kommt. –Vers 14 Eine der grundlegenden Überzeugungen des Christentums ist, dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Paulus zitierte wahrscheinlich aus einem Glaubensbekenntnis, das unter den Gläubigen kursierte und in der thessalonischen Gemeinde zu jener Zeit verwendet wurde. Der Tod und die Auferstehung Jesu wurden als Garantie für die Auferstehung der Gläubigen angeführt (Römer 8,11; 2. Korinther 4,14).

„Ich kann euch dies mit einem Wort des Herrn sagen: Wir, die noch leben, wenn der Herr wiederkommt, werden nicht vor den Toten zu ihm kommen.“ –Vers 15 Aus irgendeinem Grund war es den Thessalonichern wichtig zu wissen, dass bei der Wiederkunft Jesu die noch lebenden Gläubigen nicht den Vorrang vor den bereits Verstorbenen haben würden.

In der Passage heißt es weiter: „Denn der Herr selbst wird mit einem lauten Befehl, unter dem Ruf des Erzengels und dem Schall der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen. Dann werden zuerst alle Gläubigen, die schon gestorben sind [die Toten in Christus], aus ihren Gräbern auferstehen. – Vers 16

In diesem Vers, in dem Paulus sich auf das Kommen Jesu bezieht, ist das griechische Wort für ein solches Kommen parousia. Dieser Begriff bezeichnete im Allgemeinen das glorreiche „Kommen“ eines Herrschers, der eine Stadt besucht. Solche Besuche waren Anlass für große Feierlichkeiten, mit Banketten, Lobreden auf den Besucher und Einweihungen von Statuen sowie dem Bau von Bögen und neuen Gebäuden. Die städtischen Beamten und die Bevölkerung trugen festliche Kleidung und verließen die Stadt, um dem Herrscher entgegen zu gehen, ihn zu empfangen und in die Stadt zu geleiten.

Paulus verwendet diesen Begriff parusia, um das Kommen von Jesus und die damit verbundene Herrlichkeit und Feierlichkeit zu beschreiben und um den Thessalonichern zu versichern, dass alle Christen, sowohl die Lebenden als auch die Verstorbenen, an diesem wunderbaren Ereignis teilnehmen werden. Jesu Wiederkunft wird kein Geheimnis sein. Zunächst wird ein Befehl erschallen. Es wird nicht gesagt, wer den Befehlsruf ertönen lässt, aber es könnte sich auf Gott, den Vater, beziehen, der den Befehl zur Auferstehung der Toten in Christus erteilt.

Jesus Wiederkunft wird von der Stimme eines Erzengels und dem Schall der Posaune Gottes begleitet. Zu Paulus‘ Zeiten wurden Posaunen bei militärischen Übungen und Ereignissen wie Trauerzügen eingesetzt. In diesem Fall werden die Toten den mächtigen Klang des Posaunenrufs Gottes hören und folgen dem Befehl, aufzuerstehen, reagieren. Sowohl hier als auch im 1.Korinther 15,52 ist die Posaune Gottes der Ruf zur Auferstehung der Toten.

Wenn der Schall der Posaune Gottes ertönt, werden zuerst die Toten in Christus auferstehen. Nicht alle Toten werden zu diesem Zeitpunkt auferweckt, sondern nur diejenigen, die vor ihrem Tod durch ihren Glauben an Christus Erlösung erlangt haben. Paulus wollte den Thessalonichern deutlich machen, dass die verstorbenen Gläubigen bei Jesus Wiederkunft dabei sein werden.

Paulus fährt fort: „Und mit ihnen zusammen werden auch wir Übrigen, die noch auf der Erde leben, auf den Wolken hinaufgehoben werden in die Luft, um dem Herrn zu begegnen und in Ewigkeit bei ihm zu bleiben. – Vers 17 Nachdem die Toten auferstanden sind, werden die lebenden Christen mit den Auferstandenen vereint, und alle zusammen werden sie dem Herrn entgegengehen, zur Zeit seiner Parusie, die oft als „Entrückung“ bezeichnet wird. Wenn die beiden Gruppen vereint sind, werden sie alle zusammen entrückt werden.

In seiner Beschreibung der Begegnung mit dem Herrn in der Luft betont Paulus, dass nicht nur die Seelen, sondern auch die Körper der auferstandenen und lebenden Gläubigen dem Herrn in der Luft begegnen werden. Er erklärt nicht, wie dies geschehen wird, aber aus dieser und anderen Schriften geht hervor, dass er eine Umwandlung des menschlichen Körpers in einen Zustand der Unsterblichkeit voraussieht. An anderer Stelle schreibt er: „Jesus Christus … wird unseren schwachen, sterblichen Körper verwandeln, sodass er seinem verherrlichten Körper entspricht. Dies wirkt er durch dieselbe Kraft, mit der er sich überall alles unterwirft. – Philipper 3,20-21

Das Ende dieses Prozesses, die Auferstehung, wird im letzten Satz erwähnt, und so werden wir immer bei dem Herrn sein. Bei der Wiederkunft Christi werden alle Gläubigen, ob tot oder lebendig, mit Jesus, unserem König und Retter, vereint sein, wo wir für immer beim Herrn sein werden.

In den ersten 2 Versen von 1.Thessalonicher 5 antwortet Paulus auf die Frage der thessalonischen Gläubigen, Wann wird der Tag des Herrn kommen? Er schreibt: Nun brauche ich euch wirklich nicht zu schreiben, wie und wann das alles geschehen wird, denn ihr wisst ja selbst genau, dass der Tag des Herrn unerwartet kommen wird wie ein Dieb in der Nacht“.

Es ist nicht überraschend, dass Paulus die Frage nach dem Zeitpunkt des Tages des Herrn anspricht. Sowohl in der jüdischen Literatur als auch in der Heiligen Schrift wurde diesem Thema viel Aufmerksamkeit gewidmet. Im Buch Daniel wird die Frage gestellt: „Wie lange dauert es, bis diese erstaunlichen Vorgänge ein Ende haben?“ – Daniel 12,6 Auf dem Ölberg fragten die Jünger Jesu: „Wann wird all das geschehen? Und wird es vorher ein Zeichen geben, das deine Wiederkehr und das Ende der Welt [des Zeitalters] ankündigt? – Matthäus 24,3 Jesus machte seinen Jüngern klar, dass nur sein Vater den Zeitpunkt des Tages des Herrn kennt (Matthäus 24,36; Apostelgeschichte 1,6-7).

In der Heiligen Schrift bezieht sich der Tag des Herrn oft darauf, dass der Herr kommt, um die Menschen auf der Erde zu richten und seinen Zorn über die Sünde auszugießen. 2 Für das Volk Gottes wird der Tag des Herrn jedoch ein Tag des Heils sein (Sacharja 14,1-21). In den Briefen des Paulus wird dieses Ereignis als „der Tag unseres Herrn Jesus Christus“ bezeichnet (1. Korinther 1,8; Philipper 1,6.9-10).

Da die Gläubigen nicht wissen konnten, wann dieser Tag kommen würde, waren sie aufgerufen, jederzeit bereit zu sein. Das gilt für alle Christen – die der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. „… Deshalb müsst ihr jederzeit bereit sein, denn der Menschensohn wird dann kommen, wenn ihr es am wenigsten erwartet. – Lukas 12,39-40 Der Tag des Herrn wird plötzlich und unerwartet kommen, wie wenn ein Dieb mitten in der Nacht in ein Haus einbricht. Paulus sagte nicht, dass es keine Zeichen vor dem Ende geben würde, aber er wollte betonen, dass sie stets vorbereitet sein sollten, da es unmöglich ist, den genauen Zeitpunkt der Wiederkunft Christi zu kennen.

Nachdem Paulus erklärt hatte, dass sein Kommen unerwartet sein wird, fuhr er fort, dass die Ungläubigen keine Zuflucht vor dem kommenden Gericht finden werden: „Wenn die Menschen sagen: ‚Überall herrschen Frieden und Sicherheit‘, dann wird die Katastrophe so plötzlich über sie hereinbrechen, wie eine Frau vor der Geburt ihres Kindes von den Wehen überwältigt wird. Und dann wird es kein Entkommen geben.“ – Vers 3

Paulus vergleicht dann die Gläubigen in Thessalonich mit den Ungläubigen in der Stadt: „Aber ihr, liebe Brüder, lebt nicht in der Finsternis und werdet nicht überrascht sein, wenn der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb.“ – Vers 4 Paulus will wie gesagt damit nicht sagen, dass die Gemeinde wissen wird, wann dieser Tag kommen wird, sondern er will damit sagen, dass die Christen auf das endgültige Ereignis vorbereitet sind und deshalb nicht in der Finsternis sind.

Im Neuen Testaments wird die Erlösung als ein Übergang von der Finsternis zum Licht beschreiben. „Auch wenn es früher in euch finster war, seid ihr jetzt vom Licht des Herrn erfüllt; deshalb lebt nun auch als Kinder des Lichts! – Epheser 5,8 „Denn er hat uns aus der Macht der Finsternis gerettet und in das Reich des geliebten Sohnes versetzt. – Kolosser 1,13 Die Gläubigen in Thessalonich – wie auch die Christen im Allgemeinen – sind vorbereitet, weil sie das Wort Gottes kennen und glauben und sie können sich auf diesen Tag freuen.

Weiter sagt Paulus: „Ihr seid alle Kinder des Lichts und des Tages; wir gehören nicht der Finsternis noch der Nacht.“ – Vers 5 „Kinder des Lichts“ sind diejenigen, die aus der Finsternis errettet wurden und nun dem Reich des „Lichts“ angehören. Wie der Apostel Petrus schrieb: „Aber ihr seid anders, denn ihr seid ein auserwähltes Volk. Ihr seid eine königliche Priesterschaft, Gottes heiliges Volk, sein persönliches Eigentum. So seid ihr ein lebendiges Beispiel für die Güte Gottes, denn er hat euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen.“ – 1.Petrus 2,9

An dieser Stelle geht der Apostel Paulus dazu über, über das zu sprechen, was wir als Christen tun sollten. „Seid also wachsam und schlaft nicht wie die anderen. Bleibt besonnen und nüchtern! – 1.Thessalonicher 5,6 Christen sind aufgerufen, entsprechend ihrer Rolle als Kinder des Lichts zu handeln. Ein Autor drückte es so aus: „Das Verhalten der Christen sollte sich von dem der ‚anderen‘, der Ungläubigen, unterscheiden, deren Leben vom ‚Schlaf‘ moralischer Gleichgültigkeit und Sünde geprägt ist.“ 3

Anstatt in Sünde zu „schlafen“, fordert Paulus die Gläubigen in Thessalonich auf, besonnen oder wachend und nüchtern zu sein. Die Aufforderung lautet, sowohl geistlich als auch moralisch wachsam und aufgeweckt zu sein und Selbstbeherrschung zu üben. Wie es weiter heißt: „Wir dagegen, die im Licht leben, wollen einen klaren Kopf behalten. Wir wappnen uns mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils. – Vers 8 (Epheser 6,10-18) Neben der Nüchternheit und der Bereitschaft für den Tag des Herrn müssen Gläubige auch mit christlichen Tugenden – Glaube, Liebe und Hoffnung – ausgerüstet sein.

Paulus geht dann auf den Unterschied zwischen dem Schicksal der Christen und dem der Ungläubigen ein: „Denn Gott wollte uns nicht strafen, sondern wollte uns retten durch Jesus Christus, unseren Herrn. Er starb für uns, damit wir, ob wir nun wachen oder schlafen, mit ihm leben. – Ver 9-10 Bei der Wiederkunft des Herrn werden Christen das Heil erlangen – nicht durch irgendeinen Verdienst ihrerseits, sondern aufgrund der Liebe und Gnade Gottes durch den Opfertod und die Auferstehung Jesu. Diese endgültige Errettung wird als das Zusammenleben mit unserem Herrn Jesus Christus beschrieben. Wie fantastisch!

Paulus schließt dieses Kapitel mit den Worten: „Deshalb sollt ihr einander Mut machen und einer den anderen stärken, wie ihr es auch schon tut.“ – 1. Thessalonicher 5,11 Die Gläubigen in Thessalonich hatten sich Gedanken über den Tag des Herrn gemacht, was mit ihrer Frage bezüglich der Toten in Christus zusammenhing. Er weist sie an, sich gegenseitig zu ermutigen und zu trösten und sich daran zu erinnern, dass Gott sie, sowohl die Lebenden als auch die bereits Verstorbenen, zum Heil geführt hat. Möge dies auch für uns eine Ermutigung sein.

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