Die Geschichte vom reichen Narren

März 22, 2025

Peter Amsterdam

[The Story of the Rich Fool]

Das Gleichnis vom reichen Narren ist eines von drei Gleichnissen, in denen es um Reichtum und persönlichen Besitz geht. Diese drei Gleichnisse (der reiche Narr, der reiche Mann und Lazarus und der ungerechte Verwalter) sind zwar nicht die einzigen Lehren Jesu über Reichtum und seinen Gebrauch oder Missbrauch, aber sie sind Beispiele, in denen Jesus Geschichten erzählt, um darüber zu lehren.

Lukas Kapitel 12 beginnt damit, dass Jesus seine Jünger in Hörweite einer Menschenmenge von mehreren Tausend Menschen lehrt. Dann spricht ihn ein Zuhörer an: „Meister, sag doch meinem Bruder, dass er das väterliche Erbe mit mir teilen soll.“ Jesus erwiderte: „Wer hat mich zum Richter über euch gemacht, um in solchen Dingen zu entscheiden?“ – Lukas 12,13-14

Es wäre nicht ungewöhnlich gewesen, wenn jemand einen Lehrer oder Meister (der im Lukasevangelium verwendete Begriff ist ein Synonym für Rabbi) gebeten hätte, einen Rechtsstreit wie diesen zu schlichten. Rabbiner waren Experten in den Gesetzen des Moses und verbrachten einen Großteil ihrer Zeit damit, Rechtsentscheidungen in solchen Angelegenheiten zu treffen. In diesem Fall starb der Vater vielleicht ohne ein schriftliches oder mündliches Testament, was zu einem Streit zwischen zwei Brüdern führte. Der Mann, der Jesus ansprach, war wahrscheinlich der jüngere Bruder, da das Erbe des Vaters nicht geteilt werden konnte, wenn der ältere Bruder nicht zustimmte.

Die Antwort Jesu ist ziemlich schroff und könnte auf einen Anflug von Missfallen hindeuten. „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter über euch gesetzt?“ (LUT) Der jüngere Bruder bittet nicht um ein Schiedsgericht oder darum, dass Jesus zwischen ihm und seinem Bruder vermittelt; er bittet Jesus, sich auf seine Seite zu stellen und seinem Bruder zu sagen, er solle das Erbe aufteilen. In gewisser Weise versucht er, die, seiner Meinung nach einflussreiche Position Jesu als Rabbi oder Meister oder Lehrer auszunutzen, um seinen Bruder unter Druck zu setzen.

Jesus fügt hinzu: „Nehmt euch in Acht! Begehrt nicht das, was ihr nicht habt.(Hütet euch vor der Habgier!) Das wahre Leben wird nicht daran gemessen, wie viel wir besitzen. – Lukas 12,15

Damit warnt Jesus alle Anwesenden, sich vor jeder Art von Gier (oder Neid) in Acht zu nehmen – dem brennenden oder unersättlichen Verlangen, mehr zu haben. Anstatt zu erörtern, wer in der Situation Recht oder Unrecht hat, warnt er vor Gier. Die Lösung dieses Streits, die Heilung und Wiederherstellung bringen wird, besteht nicht in der Aufteilung des Erbes, sondern darin, die Habgier oder die eigennützige Haltung im Herzen loszuwerden.

Dann erzählt Jesus das Gleichnis vom reichen Narren. Um dieses Gleichnis vollständig zu verstehen, ist es hilfreich, sich vor Augen zu halten, dass die Heilige Schrift lehrt, dass Gott alles geschaffen hat und dass es letztlich ihm gehört, und dass wir Verwalter dessen sind, was Gott uns gegeben hat. Wie es in Psalm 24,1 heißt: Die Erde und alles, was darauf ist, gehört dem HERRN. Die Welt und die Menschen sind sein.“

Der Autor Kenneth Bailey schrieb:

Im biblischen Denken sind wir Verwalter all unserer Besitztümer und Gott gegenüber verantwortlich für das, was wir damit machen. ... Christen überall sind aufgerufen, Verwalter ihres privaten Besitzes und der ganzen Erde zu sein. Das Gleichnis vom reichen Narren ist eine der wichtigsten Lehren unseres Herrn zu diesem Thema. Die Geschichte handelt von einem Mann, der nicht erkannte, dass er Gott gegenüber für alles verantwortlich war, was er besaß.1

Als Antwort auf die Aufforderung des Bruders, das Land aufzuteilen, erzählte Jesus nach seiner Bemerkung über Habgier und Besitz dieses Gleichnis:

„Ein wohlhabender Mann besaß einen großen Hof mit Äckern, die reiche Ernten brachten, so viel, dass seine Scheunen die Erträge nicht fassen konnten. Da sagte er sich: ‚Ich weiß, was ich mache! Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen. Auf diese Weise habe ich genug Platz, um alles zu lagern. Und dann werde ich mich zurücklehnen und mir sagen: Mein Freund, du hast für Jahre genug eingelagert. Genieße das Leben. Iss, trink und sei fröhlich!‘

Aber Gott sagte zu ihm: ‚Wie dumm von dir (Du Narr)! Du wirst noch heute Nacht sterben. Und wer wird dann das alles bekommen?‘ Ihr seht, wie dumm es ist, auf der Erde Reichtümer anzuhäufen und dabei nicht nach Reichtum bei Gott zu fragen.“ ­– Lukas 12,16-21

Was wir über den Mann erfahren, ist, dass er bereits reich war und sein Land gerade eine Rekordernte eingebracht hatte. Es war wahrscheinlich eines jener Jahre mit genau der richtigen Menge an Sonnenschein und Regen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er bei dieser Ernte mehr gearbeitet hat, als bei anderen, aber in diesem Jahr gab es einen so großen Überschuss, dass er keinen Platz mehr in seinen vorhandenen Scheunen hatte.

Offensichtlich bedenkt er nicht, dass dieser Überfluss Gottes Segen war oder dass letztlich Gott der Eigentümer seiner Ernte und seines Landes ist, und damit von allem, was er besaß. Wir erhalten einen Einblick in seinen inneren Dialog darüber, was er mit dem Überfluss anfangen soll, und es geht nur um „meine Ernte, meine Scheunen, mein Getreide, meine Güter, meine Seele.“ Von Gott oder Gottes Segen ist keine Rede.

Wie wir sehen werden, denkt er nicht daran, diesen Überfluss so zu nutzen, dass er auch anderen zugutekommt oder Gott verherrlicht. Vielmehr sagt er zu sich selbst: „Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen, und dort werde ich all mein Getreide und meine Güter lagern.“ Dieser selbstsüchtige reiche Mann, der bereits über viel verfügt, plant, die Ernte in neuen, größeren Scheunen zu lagern, in der Annahme, dass er dann für viele Jahre finanziell abgesichert sein wird. Er sagt zu sich selbst: „Seele, du hast reichlich Vorräte für viele Jahre angesammelt; entspanne dich, iss, trink und sei fröhlich.“

Das Buch Prediger spricht von Essen, Trinken und Fröhlichkeit, aber es erinnert uns auch daran, dass Gott uns die Tage unseres Lebens bestimmt hat und unser Leben und unsere Zeit auf der Erde ihm gehören (Prediger 8,15). Jesus macht dies im weiteren Verlauf des Gleichnisses sehr deutlich: „Gott aber sprach zu ihm: 'Du Narr! (Dummkopf, Tor) In dieser Nacht wird deine Seele von dir gefordert, und was du vorbereitet hast, wem wird es gehören?'“ Jesus nennt diesen Mann einen Narren. Die Zuhörer wurden vielleicht an den Vers aus dem Buch der Psalmen erinnert, in dem es heißt: „Nur Narren (Tore, Dummköpfe) sagen sich: ‚Es gibt keinen Gott‘“ – Psalm 14,1 Das Wort Narr oder Tor wird im Alten Testament verwendet, um jemanden zu bezeichnen, der sich weigert, die Abhängigkeit von Gott anzuerkennen.

Der reiche Mann wird als Narr oder Tor, was Ausdrücke für einen Dummkopf sind, bezeichnet, weil er Gott aus dem Spiel gelassen hat. Er sieht seine materiellen Güter als das, was seine Zukunft sichert. Wenn er finanziell abgesichert ist, dann ist seiner Meinung nach auch für seine Zukunft gesorgt. Er kann essen, trinken und fröhlich sein. Was kann da noch schiefgehen?

Der reiche Mann bedenkt nicht, dass Gott derjenige ist, der ihm den Wohlstand, den Überfluss und das Leben geschenkt hat. Wenn das Leben dieses Mannes endet, wird sich zeigen, wie sinnlos und töricht seine Pläne waren. Seine Besitztümer boten ihm keine wirkliche Sicherheit.

Jakobus hat in seinem Brief einen ähnlichen Punkt angesprochen, als er schrieb:

Passt auf, wenn ihr behauptet: „Heute oder morgen werden wir in eine bestimmte Stadt gehen und ein Jahr dort bleiben. Wir werden dort Geschäfte machen und Gewinne erzielen.“ Woher wollt ihr wissen, was morgen sein wird? Euer Leben gleicht doch dem Nebel am Morgen – schon nach kurzer Zeit ist er wieder verschwunden.Stattdessen solltet ihr sagen: „Wenn der Herr es will, werden wir leben und dieses oder jenes tun.“ – Jakobus 4,13-15

Der reiche Mann hatte Gott nicht in seine Überlegungen mit einbezogen. Er plante seine Zukunft, ohne an Gott oder Gottes Rolle und Herrschaft über sein Leben zu denken Seiner Denkweise nach gehörte ihm alles, auch sein Leben. Aber Jesus wies darauf hin, dass alles, was wir haben, in gewissem Sinne geliehen ist – es gehört alles Gott.

Jesus fuhr fort und sagte: „Und das, was du angehäuft hast, wem wird es gehören?“ Eine ähnliche Botschaft finden wir in den Predigern und Psalmen:

Und mich verdross alles, um das ich mich gemüht hatte unter der Sonne, weil ich es einem Menschen lassen muss, der nach mir sein wird. Denn wer weiß, ob er weise oder töricht sein wird und soll doch herrschen über alles, was ich mit Mühe und Weisheit geschafft habe unter der Sonne. – Prediger 2,18–19 LUT

„Fürchte dich nicht, wenn jemand reicher wird und sein Haus immer prachtvoller. Denn wenn er stirbt, nimmt er nichts davon mit, sein Reichtum folgt ihm nicht ins Grab. – Psalm 49,16-17

Wie das alte Sprichwort sagt, das letzte Hemd hat keine Taschen. Jeder physische Reichtum wird beim Tod zurückgelassen und hat für denjenigen, der ihn besaß, keinen Wert mehr. Nachdem Jesus dies kurz und bündig gesagt hat, schließt er das Gleichnis mit den Worten ab: Ihr seht, wie dumm es ist, auf der Erde Reichtümer anzuhäufen und dabei nicht nach Reichtum bei Gott zu fragen. – Lukas 12,21

Der reiche Narr sah in der Segnung der üppigen Ernte eine Möglichkeit, für sein eigenes Vergnügen und seine Sicherheit zu sorgen. Er dachte nur an sich selbst, seine Zukunft und sein Vergnügen. Er dachte nicht daran, dass Gott ihm diesen Reichtum vielleicht aus einem Grund gegeben hatte, der über seine eigenen Wünsche hinausging, z. B. um den Armen und Bedürftigen zu helfen.

Am Ende des Gleichnisses geht es darum, reich gegenüber Gott zu sein. Was ist damit gemeint? In den Versen, die diesem Gleichnis in Lukas 12,22-34 folgen, spricht Jesus davon, dass wir Gott unser Leben und unsere Versorgung anvertrauen sollen. Er sagt, wenn Gott die Raben füttert, die keine Vorratskammern oder Scheunen haben, und wenn er die Lilien auf dem Feld kleidet, dann wird er auch für uns sorgen. Er lehrt uns, auf Gott zu vertrauen und sein Reich zu suchen, und er wird für uns sorgen. Indem wir diese Dinge tun – Gott vertrauen, ihn suchen, seinen Willen tun – versorgen wir uns mit Geldbeuteln, die nicht veralten, mit einem Schatz im Himmel, der nie versiegen wird.

Jesus lehrt uns, einen Schatz im Himmel anzulegen. Wir sind reich gegenüber Gott, wenn wir ihn anerkennen, wenn wir tun, was er verlangt, wenn wir nach seinen Lehren leben, wenn wir versuchen, seinen Willen zu tun, was er von uns durch die Schrifterwartet zu tun.

Dieses Gleichnis spricht uns alle an. Wir alle brauchen Ressourcen zum Leben. Es ist klug, Geld für die Zukunft zurückzulegen, wenn wir können. Es ist an sich nichts Falsches daran, die Besitztümer oder die Finanzen zu haben, die wir brauchen. Reichtum ist an sich nichts Schlechtes. Die Heilige Schrift lehrt jedoch, nicht auf Reichtum zu vertrauen (Sprüche 11,28), und Jesus warnte davor, dass die Sorgen der Welt und der Betrug des Reichtums das Wort ersticken (Matthäus 13,22).

Eine gute Frage, die wir uns stellen sollten, ist: Erkennen wir, dass alles, was wir besitzen, eigentlich Gott gehört? Und wenn ja, verlassen wir uns auf Ihn, wenn es darum geht, wie wir unsere Finanzen nutzen und verwalten? Danken und loben wir Ihn für das, was Er uns gegeben hat? Wenn Er uns finanziell segnet, segnen wir dann im Gegenzug andere Bedürftige? Segnen wir Gott, indem wir Ihm und Seinem Werk durch unsere Gaben und Opfergaben etwas zurückgeben?

Unabhängig von unserer finanziellen Situation lehrte Jesus mit diesem Gleichnis, dass wir als Christen dazu aufgerufen sind, ihm gegenüber reich zu sein und uns Schätze im Himmel zu sammeln. Wie Paulus mahnte: „Sag allen, die in dieser gegenwärtigen Welt reich sind, sie sollen nicht stolz sein und nicht auf ihr Geld vertrauen, das bald vergehen wird. Stattdessen sollen sie ihr Vertrauen auf den lebendigen Gott setzen, der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen, damit wir uns daran freuen und es genießen können. – 1.Timotheus 6,17

Mögen wir bei all unseren Entscheidungen zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit trachten (Matthäus 6,33) und danach streben, seinem Willen und seinen Absichten im Umgang mit unseren materiellen Gütern und in jedem Aspekt unseres Lebens und unseres christlichen Dienstes zu folgen. Mögen wir reich sein vor Gott.

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