In der Liebe Christi wandeln

November 8, 2024

Peter Amsterdam

[Walking in the Love of Christ]

Im 1. Johannesbrief lesen wir die kurze, aber tiefgründige Aussage: „Gott ist Liebe“ – 1. Johannes 4,8 Johannes erklärt weiter: „Gottes Liebe zu uns zeigt sich darin, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, damit wir durch ihn das ewige Leben haben.“ – 1.Johannes 4,9

Obwohl der Ausdruck „Gott ist Liebe“ im Alten Testament nicht vorkommt, lesen wir überall von Gottes Liebe. Das hebräische Wort, das im Alten Testament am häufigsten verwendet wird, um Gottes Liebe auszudrücken, ist chesed, das mit „unerschütterliche Liebe“, „Güte“, „treue Liebe“ und „Barmherzigkeit“ übersetzt wird. Von den 194 Mal, in denen dieses Wort verwendet wird, bezieht es sich 171 Mal auf die Liebe Gottes.

Als Gott sich Moses offenbarte, nannte er sich „Ich bin der HERR, der barmherzige und gnädige Gott. Meine Geduld, meine Liebe und Treue sind groß. Diese Gnade erweise ich Tausenden“ – 2. Mose 34, 6–7 Zweimal in diesem Vers erwähnt er „Gnade“ als eine Eigenschaft von sich selbst. Wenn im Alt-Hebräisch Wiederholungen verwendet werden, dann um sie hervorzuheben. Im gesamten Alten Testament bezeichnet Gott seine unerschütterliche Gnade als „tausend Generationen lang“ und „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (5. Mose 7,9; Psalm 103,17).

Vom 1.Buch Mose bis Maleachi wird Gott als derjenige dargestellt, der treu und ewig liebt. Und das Neue Testament sagt ganz klar, dass Gott Liebe ist. Im gesamten Neuen Testament wird Jesus als die Liebe seines Vaters zur Menschheit dargestellt. In Johannes 3,16 lesen wir: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“

Jesus war die Liebe Gottes, die sich auf der Erde manifestierte, und er wies diejenigen von uns, die ihn lieben und an ihn glauben, an, seinen Lehren zu folgen, damit wir in seiner Liebe bleiben und seine Liebe an andere widerspiegeln (Johannes 15,9-10). Um uns zu helfen, in seiner Liebe zu wandeln, sandte er den Heiligen Geist:  „Wenn der Vater den Ratgeber als meinen Stellvertreter schickt – und damit meine ich den Heiligen Geist – wird er euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Johannes 14,26 Eine der Früchte der Gegenwart des Heiligen Geistes in unserem Leben ist die Liebe (Galater 5,22).

Es ist hilfreich zu wissen, dass es einige Wörter gibt, die im Englischen mit „Liebe“ übersetzt werden, die aber im griechischen Original des Neuen Testaments eine andere Bedeutung haben. Eines dieser griechischen Wörter ist „Eros“, das das Gefühl des „Verliebtseins“ ausdrückt und im Neuen Testament nicht verwendet wird. Ein anderes Wort, das mit „Liebe“ übersetzt wird, ist „Phileo“, das für Zuneigung, ein enges Band tiefer Freundschaft, Liebe zu den Mitmenschen, Mitgefühl und brüderliche Liebe verwendet wird. Ein drittes Wort ist „Storge“, das sich auf die Liebe und Zuneigung bezieht, die Menschen für ihre Familienmitglieder empfinden, insbesondere Eltern für ihre Kinder.

Das vierte und im Neuen Testament am häufigsten verwendete Wort für Liebe ist „Agape“. In der Heiligen Schrift bezeichnet es die Liebe Gottes. Wenn es zum Beispiel in 1. Johannes 4,8 heißt, „Gott ist Liebe“, dann ist das ursprüngliche griechische Wort dafür Agape. Alles, was Gott tut, ist durch seine Liebe motiviert und entspringt ihr. Agape bezeichnet auch die Liebe, die wir für Gott und unsere Nächsten empfinden, die Jesus als das größte Gebot hervorhob (Markus 12,30-31), und die christliche Liebe, die wir anderen entgegenbringen sollen: „So gebe ich euch nun ein neues Gebot: Liebt einander. So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. – Johannes 13,34

Wenn wir in den Evangelien und den Briefen von der Agape-Liebe lesen, sehen wir eine Liebe, die die Bedürfnisse der anderen über die eigenen stellt, die Unannehmlichkeiten in Kauf nimmt, die freiwillig zum Wohle eines anderen leidet oder Beschwerliches auf sich nimmt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Es ist eine Liebe, die guten Willen, Treue, Engagement und einen starken Charakter zeigt. Es ist die Liebe, die Jesus gezeigt hat und die ihn motiviert hat, sein Leben hinzugeben, damit wir für immer mit ihm leben können.

Die Agape-Liebe ist die aufopfernde Liebe, die Jesus gelebt hat und die wir nachahmen sollen, wie Paulus schreibt: „Folgt in allem Gottes Beispiel, denn ihr seid seine geliebten Kinder. Euer Leben soll von Liebe geprägt sein, wie auch Christus uns geliebt hat, denn er hat sich selbst als Gabe und Opfer für unsere Sünden gegeben. Und Gott hatte Gefallen an diesem Opfer, das wie ein wohlriechender Duft zu ihm aufstieg. – Epheser 5,1-2

Es ist die Liebe, die wir einander als Christen entgegenbringen sollen, wie Jesus sagte. „So gebe ich euch nun ein neues Gebot: Liebt einander. So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. Johannes 13,34 Diese Art von Liebe sollen wir auch denen erweisen, die uns verfolgen oder misshandeln. „Ich aber sage: Liebt eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen!“ – Matthäus 5,44.

In manchen Bibelübersetzungen wird Agape oft mit „Nächstenliebe“ übersetzt, was uns hilft zu verstehen, dass diese Liebe eine selbstlose, gebende Liebe ist. Sie tut für anderen das, was man selbst gerne getan haben möchte. Der Aufruf, die Liebe Jesu nachzuahmen, ist ein Aufruf, nicht nur diejenigen zu lieben, die uns nahestehen und mit denen wir uns wohl fühlen, oder diejenigen, von denen wir meinen, dass sie unsere Liebe verdienen. Es bedeutet, diejenigen zu lieben, von denen wir meinen, dass sie es nicht verdienen; die auf eine Weise denken, glauben und handeln, mit der wir nicht einverstanden sind. Denn schließlich hat Jesus uns gesagt, wir sollen unsere Feinde und diejenigen lieben, die uns Unrecht tun oder uns schlecht behandeln.

Der Apostel Paulus hat der Agape-Liebe eine besondere Bedeutung beigemessen, als er im 1.Korinther 13, das oft als das „Liebeskapitel“ bezeichnet wird, definierte, was Liebe ist, was sie bewirkt und wie sie sich manifestiert:

„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. – 1.Korinther 13,4-7 LUT

Neuere Bibelübersetzungenverwenden andere Formulierungen, wie die NLB: Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. – 1.Korinther 13,4-7 NLB

Diese neuen Bibelübersetzungen vertiefen unser Verständnis dieses Abschnitts. Sie sagen uns, dass die Liebe nicht unhöflich ist, sie ist nicht selbstsüchtig, nimmt sich keine Freiheiten heraus. Sie ist nicht leicht zu erzürnen, sie merkt sich kein Unrecht – trägt das Böse nicht nach. Die Liebe ist nicht schadenfroh, hat keine Freude am Bösen, sondern freut sich an der Wahrheit. Liebe nimmt alles auf sich, beschützt immer, vertraut immer, hofft immer, hält immer aus. Die Liebe fordert nicht ihren eigenen Weg. Sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Die Liebe gibt nie auf, verliert nie den Glauben, ist immer hoffnungsvoll und erträgt alle Umstände!

Diese herausfordernde Liste ist ein guter Prüfstein für uns, wenn wir Jesus nacheifern wollen und danach streben, in der Liebe Christi zu leben und seine Liebe, sein Mitgefühl und seine Freundlichkeit gegenüber anderen zu verkörpern. Jesus gab Beispiele dafür, wie wir diese Liebe in unserem täglichen Leben zeigen können: „Wer dich bittet, dem gib, was du hast; und wenn dir etwas weggenommen wird, versuche nicht, es wiederzubekommen. Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest.“ – Lukas 6,30-31

Jesus sagte weiter: „Ihr sollt Gutes tun, ihr sollt leihen und euch keine Sorgen darüber machen, ob ihr es wiederbekommt. Dann wird euer Lohn im Himmel groß sein und ihr handelt wirklich wie Kinder des Allerhöchsten, denn er erweist auch den Undankbaren und den Bösen Gutes. Ihr sollt gütig sein, wie euer Vater gütig ist. Hört auf, andere zu verurteilen und ihr werdet auch nicht verurteilt werden. Hört auf, andere zu tadeln (zu verdammen), oder es wird euch ebenso ergehen. Vergebt, und euch wird auch vergeben werden. Gebt, und ihr werdet bekommen. Was ihr verschenkt, wird anständig, ja großzügig bemessen, mit beträchtlicher Zugabe zu euch zurückfließen. – Lukas 6,35-38

Das Buch 1. Johannes greift die Gebote Jesu auf, indem es die Liebe in den Mittelpunkt stellt: „Liebe Kinder, wir wollen nicht nur davon reden, dass wir einander lieben; unser Tun soll ein glaubwürdiger Beweis unserer Liebe sein.“ – 1. Johannes 3,18 Weiter heißt es: „Wenn wir einander lieben, dann bleibt Gott in uns, und seine Liebe kommt in uns zur Vollendung.“ – 1.Johannes 4,12

Jakobus gibt uns in seinem Brief einige konkrete Beispiele, wie wir unseren Glauben und die Liebe Christi in die Tat umsetzen können: „Angenommen, jemand sieht einen Bruder oder eine Schwester um Nahrung oder Kleidung bitten und sagt: „Lass es dir gut gehen, Gott segne dich, halte dich warm und iss dich satt“, ohne ihnen zu essen oder etwas anzuziehen zu geben. Was nützt ihnen das? Es reicht nicht, nur Glauben zu haben. Ein Glaube, der nicht zu guten Taten führt, ist kein Glaube – er ist tot und wertlos.“ – Jakobus 2,15-17

Die Liebe Christi zu haben und zu zeigen ist entscheidend, wenn wir danach streben, ein Leben zu führen, das Jesus widerspiegelt. Die Liebe zum Herrn und zu anderen Menschen ist die Grundlage für die Eigenschaften, die uns helfen, Christus ähnlicher zu werden. Mitgefühl, Vergebung, Freundlichkeit, Güte, Sanftmut und Geduld haben alle ihre Wurzeln in der Liebe. Die Entscheidung, einen christlichen Charakter zu entwickeln, den alten Menschen abzulegen und den neuen Menschen anzuziehen, wie der Apostel Paulus schrieb, hat ebenfalls seine Wurzeln in der Liebe (Epheser 4,20-24).

Wir lieben Gott, weil er uns zuerst geliebt hat, und aufgrund seiner Liebe wollen wir mehr wie er sein, ihn und seine Liebe für alle widerspiegeln, mit denen wir tagtäglich in Berührung kommen – selbst wenn diese Widerspiegelung nur ein schwaches Leuchten seiner Persönlichkeit ist. Doch so schwach dieses Leuchten auch sein mag, es leuchtet in dieser Welt der Dunkelheit und verherrlicht denjenigen, der uns erschaffen, geliebt und gerettet hat und mit dem wir die Ewigkeit verbringen werden.

Möge jeder von uns in der Christusähnlichkeit wachsen, um ihn anderen besser zu vermitteln, während wir uns bemühen, Jesus ähnlicher zu werden.

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