Christus vor Pilatus

März 29, 2024

John Lincoln Brandt

[Christ Before Pilate]

„Was soll ich mit Jesus machen, der Christus genannt wird?“ Matthäus 27,22 Das ist die Frage, die der Statthalter Pilatus den Hohepriestern über den König Jesus stellte. Kennst du das berühmte Gemälde “Christ Before Pilate,” – „Christus vor Pilatus" von Munkacsy? Der Künstler hat eine lebhafte Vorstellung von der Szene gegeben. Sie spielt sich im öffentlichen Gerichtssaal vor dem Palast ab.

An einem Ende sitzt auf einem erhöhten Thron der Statthalter, gekleidet in der üblichen weißen römischen Toga. Sein glatt rasiertes Gesicht, sein kurz geschnittenes Haar und seine kräftige Gestalt sind charakteristisch für einen römischen Befehlshaber. Er blickt unter seiner schweren Braue hervor und wirft verstohlene Blicke umher, als ob er jede Bewegung bemerken würde, die es ihm ermöglicht, eine Entscheidung zu treffen, die ihn äußerst beliebt machen würde.

Zu seiner Rechten steht mit dem Rücken zur Wand, ein Schriftgelehrter dessen Gesichtsausdruck Verachtung ausdrückt. Vorne stehen und sitzen einige Pharisäer, die auf den Tod Jesu drängen, und so aussehen, als wollten sie sagen: „Ich danke Gott, dass ich nicht so bin wie dieser Mann." Kaiphas ist da, in seinen priesterlichen Gewändern, bereit, Christus anzuklagen.

Um ihn herum steht ein brutaler Mob, bereit zu schreien: „Ans Kreuz mit ihm!" Ein strammer römischer Soldat steht mit dem Rücken zum Betrachter und versperrt dem Volk mit seinem waagerecht gehaltenen Speer, den Weg. Ein Mann gestikuliert wild und schreit, als ob er die Stimmung der Menge wiedergeben würde, dass Christus verurteilt und gekreuzigt werden soll.

Auf der linken Seite, an eine Säule gelehnt, ist eine Frau zu sehen, mit einem sanften Gesicht, die einen Säugling auf dem Arm hält, als ob sie die Töchter Jerusalems darstellen sollte, die Jesus nach Golgatha folgten, oder die Sanftmut der Frau im kommenden Himmelreich.

Aber alle Gestalten scheinen zu verblassen angesichts des Blicks auf Christus, der im Vordergrund steht, mit einem nahtlosen weißen Gewand, mit eng gefesselten Handgelenken, mit der Gelassenheit eines Menschen, der jederzeit zwölf Legionen von Engeln zu Hilfe rufen kann, mit unterwürfigem und doch männlichem Mut, mit einem Antlitz erfüllt mit Gelassenheit, Frieden und Liebe, als wollte er sagen: „Vater, vergib ihnen: Sie wissen nicht, was sie tun"; mit einer majestätischen Ruhe und königlichen Ausgeglichenheit, die die Macht und die Kraft des Erlösers der Menschen offenbart, der in der Lage ist, das Schicksal von Nationen zu entscheiden, den Lauf der Geschichte zu verändern und sich über den Spott, die Verachtung und die Bitterkeit seiner Feinde zu erheben.

Pilatus, auf dem Richterstuhl, mit innerem Hass auf die Priester, die Christus angeklagt haben, aber dennoch mit dem Wunsch, sie nicht zu beleidigen, ist äußerst ratlos und beunruhigt über die Art des Urteils, das er über das Haupt des berühmten Gefangenen fällen soll. Nach wiederholten Bemühungen, ihn freizulassen, stellt er die wichtigste Frage, die je von einem Menschen gestellt wurde: „Was soll ich mit Jesus machen, der Christus genannt wird?"

Es war die wichtigste Frage sowohl für Pilatus als auch für die Juden, und es war durch die Jahrhunderte hindurch die wichtigste Frage, die seit dem berühmten Prozess verstrichen sind, und es ist die wichtigste Frage des gegenwärtigen Zeitalters. Alle großen Fragen unserer Zeit – soziale, politische und theologische – führen zu dieser Frage und finden ihre Lösung in der Antwort auf die Frage: „Was soll ich mit Jesus machen?“ ...

Für jede Nation und jeden Einzelnen gibt es große Fragen, aber die Frage des Gouverneurs ist die größte Frage, die die Nationen und die Einzelnen zu entscheiden haben. Sie ist die Frage, die mehr Gedanken beschäftigt, mehr Schreibfedern bewegt und mehr Interesse erregt, als alle anderen großen Fragen der Welt.

Dieser Christus ist die herausragendste Gestalt in der Geschichte, in der Kunst, in der Literatur und in der Religion. Das ist die vorrangige Frage, weil es um die Vergebung der Sünden und die Vorbereitung auf das ewige Leben geht.

Es ist eine dringend erforderliche Frage. Es muss etwas mit Christus getan werden. Es gibt keinen neutralen Boden. Pilatus war bestrebt und bemühte sich, eine neutrale Position einzunehmen. Er versuchte, weder in die eine noch in die andere Richtung zu gehen. Er versuchte, weder gegen den Angeklagten noch gegen die Ankläger Stellung zu beziehen. Er versuchte gleichzeitig, seinem Gewissen und seiner Ehre gerecht zu werden. Er versuchte, sowohl die Priester als auch Christus zufrieden zu stellen, aber war er auch neutral? Jesus stand auf der Anklagebank des Statthalters Pilatus; später stand Pilatus auf der Anklagebank des Königs Jesus. ...

Es gibt da keinen neutralen Boden. Es ist zwingend erforderlich, dass der Körper ernährt wird, sonst stirbt er, und es ist ebenso zwingend, dass die Seele sich von Christus ernährt, sonst wird sie den ewigen Tod finden. Die Steuern müssen bezahlt werden oder das Eigentum muss verkauft werden, um sie zu bezahlen. Der Preis der Erlösung muss im Evangelium von Jesus als dem Erlöser bezahlt werden, oder es wird den Verlust der Seele kosten.

Heute mit Christus, in der Ewigkeit mit Christus. Heute ohne Christus; in der Ewigkeit ohne Christus.

Jesus Christus ist hier. Er klopft an die Tür und bittet um Einlass. Er behauptet, der Retter der Menschen zu sein, und bittet uns, ihn anzunehmen. Er erhebt den Anspruch, unser König zu sein, und bittet um das Recht, über uns zu herrschen, und jeder von uns muss die Frage beantworten: „Was soll ich mit ihm machen?“

Es ist eine unangenehme Frage. Sie bereitete den Hohepriestern so viel Kopfzerbrechen, dass sie sich in ihrem höchsten Gericht versammelten, um sie zu erörtern und Vorschläge zu erhalten, wie sie mit Jesus verfahren sollten. Sie beunruhigte den römischen Statthalter, Pilatus. Er bemühte sich, dem Thema auszuweichen und die Frage nicht zu beantworten. Schließlich sagte er: „Nehmt ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz" – Johannes 18,31 Aber Pilatus kann nicht anders, er muss sie anhören und den Angeklagten anhören und ein Urteil fällen.

Hört, wie er sagt: „Ich finde keine Schuld an ihm" – Johannes 18,38 Das Urteil missfiel ihnen, und sie wurden umso wütender und sagten: „Wo er auch hinkommt, wiegelt er das Volk auf – in ganz Judäa, von Galiläa bis nach Jerusalem!“ Lukas 23,5-7 Als Pilatus erfuhr, dass er aus Galiläa stammte, schickte er ihn zu Herodes, dem Herrscher von Galiläa, der sich damals in Jerusalem aufhielt. Herodes war nicht in der Lage, die schwierige Frage zu entscheiden, und schickte ihn zurück zu Pilatus. Pilatus ist umso mehr beunruhigt und sucht nach einer anderen Ausrede. „Ihr habt den Brauch, dass ich euch am Passahfest einen Gefangenen freilasse. Wen wollt ihr, dass ich freilasse? Barabbas, den Räuber, oder Jesus, der Christus genannt wird?" – Matthäus 27,15-17

Sein Herz wurde umso beunruhigter, als er eine Notiz von seiner Frau erhielt, in dem sie sagte: „Lass diesen unschuldigen Mann in Ruhe; ich hatte letzte Nacht seinetwegen einen schrecklichen Traum." – Matthäus 27,19 Und die Menge ließ sich von den Hohenpriestern und Obersten überreden und forderte die Freilassung von Barabbas. Pilatus, zutiefst beunruhigt und unwillig, die Frage zu entscheiden, überlässt sie ihrem Urteil, indem er sagt: „Und was soll ich mit Jesus machen, der Christus genannt wird?" Sofort verlangten sie seine Kreuzigung.

Als der Statthalter sah, dass er nichts ausrichten konnte, wusch er sich vor der Menge die Hände und erklärte, er sei unschuldig am Blut dieses gerechten Mannes, weil er glaubte, durch eine solche Handlung weder schuldig zu sein, das Blut Jesu vergossen zu haben, noch daran beteiligt gewesen zu sein, als ob das äußere Waschen der Hände die innere Schuld der Mitwirkung an einer solch dunklen Tat der Ungerechtigkeit und Schande beseitigen könnte.

Verdammung muss schwer auf Pilatus gelastet haben, weil er gegen sein besseres Wissen und Gewissen den Tod desjenigen wollte, von dem er wusste, dass er unschuldig war. Diese Frage ist für uns heute noch schwieriger, als sie es für Pilatus war. Wir müssen sie vor dem Hintergrund dessen beantworten, was Jesus war und tat. Wir müssen sie im Licht der Jahrhunderte beantworten, die vom göttlichen Antlitz herabgestrahlt wurden. Wir müssen im Lichte der gesamten Geschichte und der Erfahrung antworten, die für Christus sprechen. Diese unangenehme Frage mag Leidenschaften, Impulsen und Sünden in einem wilden Pöbel aufrütteln, die lautstark danach schreien, ihn für ein anderes Idol aufzugeben, und doch bleibt die Frage: „Und was soll ich mit Jesus machen, der Christus genannt wird?"

Schau dir einen Moment lang Jesus an, der einen so wichtigen Faktor beansprucht. Prüfe seine Legitimation, seine Referenzen. Die Propheten legten Zeugnis von ihm ab. Gott gab ihnen die Macht, in der Ferne das Kommen Jesu, des Christus, zu sehen, der der Retter der Welt sein würde, der die gebrochenen Herzen verbinden und den Gefangenen die Freiheit verkünden würde. Engel legten Zeugnis für Christus ab. Sie verkündeten, dass er groß sein und „Sohn des Höchsten“ genannt werden würde, dass er in der Stadt Davids geboren und der Erlöser und Christus der Herr genannt werden würde.

Gott gab ihm Zeugnis, als er bei der Taufe Jesu vom Himmel herab sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich große Freude (Wohlgefallen)." – Matthäus 3,17) Johannes der Täufer gab ihm Zeugnis: „Seht, das ist das Opferlamm Gottes, das die Sünde der Welt auf sich nimmt." – Johannes 1,29 Petrus gab Zeugnis in dem großen Bekenntnis: „Du bist der Christus (Messias), der Sohn des lebendigen Gottes." – Matthäus 16,16 Paulus gab Zeugnis, als er erklärte, er sei zu dem Schluss gekommen, alles als wertlos zu betrachten, um Christus zu gewinnen. (Philipper 3,7-8)

Er behauptet, der Sohn Gottes und das Licht der Welt zu sein. Er behauptet, derjenige zu sein, von dem die Propheten sprachen, der um unserer Übertretungen willen verwundet und um unserer Missetaten willen zerschlagen wurde und auf den die Strafe für unseren Frieden gelegt wurde. Er behauptet, der einzige Vermittler zwischen Gott und den Menschen und der Richter über die Lebenden und die Toten zu sein. Der Besitz solch wichtiger Referenzen und das Aufstellen solch wichtiger Behauptungen verleiht der Frage zusätzliches Gewicht und verpflichtet uns, ihre Antwort unverzüglich und ernsthaft zu prüfen.

„Was soll ich mit Jesus machen, der Christus genannt wird?“ ist die Frage, die wir uns heute wirklich zu Herzen nehmen sollten. Ich appelliere an dich, höre auf die Worte von Jesus: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen (weise ich niemals zurück)" – Johannes 6,37 „Wer sich hier auf der Erde öffentlich zu mir bekennt, den werde ich auch vor meinem Vater im Himmel bekennen. – Matthäus 10,32 Er kommt in all seiner Liebe und seinem Mitgefühl, um Vergebung und Mitleid zu haben. Er kommt mit all seinen Verheißungen und seiner Hoffnung, um dich zu inspirieren und zu lieben. Wenn du auf seine Stimme hörst, wirst du ihn als deinen Retter akzeptieren und annehmen.

John Lincoln Brandt (1860–1946) war der Vater von Virginia Brandt Berg und Großvater von David Brandt Berg. Auszug aus den Soul Saving Revival Sermons – Seelenrettende Erweckungspredigten. Veröffentlicht auf Anchor März 2024.

 

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