Sich selbst verleugnen

August 16, 2022

Eine Zusammenstellung

[Denying Ourselves]

Es gibt eine alte Geschichte über einen römischen Soldaten namens Caius. Er war einer der Fußsoldaten in der stetig weiter vorrückenden römischen Armee. Caius hatte eine Krankheit, von der er wusste, dass sie unheilbar war. Er wusste, dass es keine Medizin oder keinen Arzt gab, zumindest keinen, den er sich jemals leisten konnte, der den Verlauf seiner Krankheit umkehren konnte. Trotz seines Zustands diente Caius dem Kaiserreich weiterhin als Soldat. Tatsächlich schien er sich wenig um sein Leben zu sorgen und war oft im dichtesten und blutigsten Teil der Schlacht zu finden. Caius war der Meinung, dass der Tod ihn bereits im Griff hatte, also konnte er genauso gut so viele Feinde Roms wie möglich mit in den Tod nehmen. Und wenn er im Kampf umkam, war das umso besser. Es wäre ihm eine Ehre, für das Imperium zu sterben.

Caius' Befehlshaber bemerkte die Furchtlosigkeit, mit der Caius kämpfte, und suchte nach dem Grund für die Tapferkeit seines Soldaten. Als er erfuhr, dass Caius unheilbar krank war, dachte sich der Befehlshaber, dass ein solcher Krieger sicherlich eine Bereicherung für das Reich war, und er beschloss, ein Heilmittel für die Krankheit seines Soldaten zu finden. Nachdem er sich mit den besten Ärzten des Reiches beraten hatte, wurde ein Heilmittel gefunden, und Caius' Gesundheit wurde wiederhergestellt.

Der Befehlshaber war froh, dass er einen so würdigen Krieger, der oft zu den Siegen der Legion beigetragen hatte, behalten konnte. Doch dann geschah etwas Seltsames. Caius, der nun die Aussicht auf ein langes und gesundes Leben hatte, war nicht mehr im Kampfgetümmel zu finden. Jetzt, wo er etwas zu verlieren hatte, war er im Kampf nicht mehr furchtlos. Sein Wunsch, sein Leben zu bewahren, machte ihn weniger wertvoll für seinen Posten.

Wenn du über Menschen nachdenkst, die die Welt verändert oder beeinflusst haben, zieht sich wie ein roter Faden durch viele ihrer Leben, dass sie nicht auf sich selbst bedacht waren. Jesus, seine ersten Jünger, der Apostel Paulus, Jeanne d'Arc, Martin Luther, Martin Luther King, Gandhi, Aung San Suu Kyi, Nelson Mandela und zahllose andere sind dafür bekannt, dass sie furchtlos für ihre Überzeugungen eintraten, ohne Rücksicht auf persönliche Verluste.

Paulus sagte: „Doch mein Leben ist mir nicht der Rede wert, es sei denn, ich nutze es, um das zu tun, was der Herr Jesus mir aufgetragen hat – das Werk, anderen die Botschaft von Gottes Gnade zu bringen."[1] Was Paulus' Leben in seinen Augen wertvoll machte, war nicht die Aussicht auf ein langes und komfortables Leben, sondern die Erfüllung der Aufgabe, die Gott ihm übertragen hatte. Deshalb ertrug er Entbehrungen und wurde geschlagen, gesteinigt, schiffbrüchig, eingekerkert, verspottet und schließlich hingerichtet.

Was Paulus seinen Zuhörern vermitteln wollte, war die Tatsache, dass wir niemals die Befriedigung erfahren werden, von Gott in vollem Umfang gebraucht zu werden, wenn wir nur darauf aus sind, unser Leben zu erhalten. Die Entschlossenheit, unserer persönlichen Berufung gerecht zu werden, wird immer mit einem gewissen Opfer oder Risiko einhergehen, aber auch mit der Belohnung, dass unser Leben für Gott zählt.

Während ihres Prozesses sagte Jeanne d'Arc: „Ein Leben ist alles, was wir haben, und wir leben es so, wie wir daran glauben, es zu leben. Doch zu opfern, was man ist, und ohne Glauben zu leben, das ist ein schrecklicheres Schicksal als zu sterben." Als Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms (1521) stand, legte er ebenfalls ein starkes Zeugnis für seine Hingabe an seinen Glauben ab, als er erklärte: „Ich kann und will nichts widerrufen, weil gegen das Gewissen zu handeln weder sicher noch lauter ist. Hier stehe ich; ich kann nicht anders, so wahr mir Gott helfe."

Natürlich hatten Paulus, Martin Luther und Jeanne d'Arc alle eine besondere Berufung und eine von Gott gegebene Fähigkeit, ihr Lebenswerk zu erfüllen. Gott hat dich oder mich vielleicht nicht dazu berufen, ein Märtyrer zu sein, aber er ruft uns auf, mutig zu sein.

Als Jesus seinen Jüngern sagte, dass sie sich selbst verleugnen und ihr Kreuz auf sich nehmen müssten, wenn sie ihm folgen wollten,[2] vermute ich, dass die Jünger nicht vollständig verstanden, was er meinte. Schließlich hatte Jesus noch nicht sein eigenes buchstäbliches Kreuz auf sich genommen. Erst als sie später über das nachdachten, was er ihnen gesagt hatte, bekamen diese Worte eine umso größere Wirkung.

In derselben Rede sagte Jesus weiter: „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden."[3] Ich habe festgestellt, dass es für mich wichtig ist, mich regelmäßig zu fragen, ob ich an meinem Leben festhalten oder es um Jesu willen aufgeben will.

Das bedeutet nicht, dass ich versuchen muss, das Riskanteste und Schmerzhafteste zu tun, was ich mir vorstellen kann, sondern dass ich mich nicht vor dem zurückhalte, was Gott von mir verlangt, was auch immer das sein mag.-Mara Hodler[4] [J1T: Uns selbst verleugnen (15. Februar 2014)]

 

Selbstverleugnung

Selbstverleugnung bedeutet für den Christen, dass er sich selbst als Mittelpunkt der Existenz aufgibt (was der natürlichen Neigung des menschlichen Willens widerspricht) und Jesus Christus als seinen neuen und wahren Mittelpunkt anerkennt. Es bedeutet, anzuerkennen, dass das alte Selbst tot ist und das neue Leben jetzt mit Christus in Gott verborgen ist.[5]

Von dem Moment an, in dem wir in Jesus Christus geboren werden, wird die Selbstverleugnung zu einer täglichen Übung für den Rest unseres Lebens auf der Erde.[6] ... Nur durch Gottes Gnade und die Kraft des Heiligen Geistes können wir lernen, uns selbst zu verleugnen: „ Denn die Gnade Gottes, die allen Menschen Rettung bringt, ist sichtbar geworden. Sie bringt uns dazu, dem Leben ohne Gott (gottlosen) und allen sündigen Leidenschaften den Rücken zu kehren. Jetzt, in dieser Welt, sollen wir besonnen, gerecht und voller Hingabe an Gott leben. Denn wir warten auf das wunderbare Ereignis, wenn die Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Erlösers, Jesus Christus, erscheinen wird."[7]

Durch die tägliche Selbstverleugnung und die Kreuzigung des Fleisches wächst unser Leben in Christus, wird stärker und entwickelt sich mehr und mehr. Christus wird nun zu unserem Leben. Diese berühmten Worte von Dietrich Bonhoeffer helfen uns, die Bedeutung der Selbstverleugnung zu verstehen: „Wenn Christus einen Menschen ruft, fordert er ihn auf, zu kommen und zu sterben." Wer Jesus nachfolgt, muss bereit sein zu sterben, wenn der Tod der Weg der Nachfolge ist: „Ich lebe, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir. Ich lebe also mein Leben in diesem irdischen Körper im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich geopfert hat."[8] ...

Sich selbst zu verleugnen bedeutet, das Wohl der anderen zu suchen, bevor man sich um sich selbst kümmert.[9] Als Rut Naomi folgte, übte sie Selbstverleugnung zum Wohle ihrer Schwiegermutter.[10] Als Esther ihr Leben aufs Spiel setzte, um ihr Volk zu retten, zeigte sie Selbstverleugnung.[11] ...

Wenn du bereit bist, deine Zeit, deine Energie, deine Rechte, deine Position, deinen Ruf, deine Privilegien, deine Annehmlichkeiten und sogar dein Leben um Christi willen zu opfern, bist du ein Beispiel dafür, was es heißt, sich selbst zu verleugnen: „Wer an seinem Leben hängt, wird es verlieren; aber wer es für mich aufgibt, wird es finden. "[12] - Got Questions[ch1] [13]

Die tiefe Freude der Selbstverleugnung

Jesus gibt uns Gebote – „Forderungen", wie wir sie nennen könnten. Es sind Worte, die von seiner umfassenden Autorität im Himmel und auf der Erde an uns gerichtet werden und die alle auf irgendeine Weise miteinander verbunden sind und einen wunderschönen Wandteppich bilden, der zeigt, was es bedeutet, unter seiner Herrschaft zu leben.

Aber die Frage bleibt für uns, wie sie miteinander verbunden sind. Wie verstehen wir sie im Verhältnis zueinander? Nehmen wir zum Beispiel die Gebote, sich zu freuen und zu verleugnen. Jesus sagt uns in Lukas 6,22-23: „Selig (glücklich) seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und euch ausstoßen und schmähen und verwerfen euren Namen als böse um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tage und tanzt; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn das Gleiche haben ihre Väter den Propheten getan." - LUT

Dieses Gebot lautet, sich zu freuen. Paradoxerweise sind wir gesegnet, wenn wir wegen Jesus geschmäht werden. Und wenn das passiert, „an jenem Tag", sagt Jesus, sollen wir uns freuen und vor Freude hüpfen. Warum? Weil unsere Belohnung im Himmel groß ist. ...

Dann sagt Jesus in Lukas 14,33: „Genauso kann auch niemand mein Jünger sein, ohne alles für mich aufzugeben. " Dieses Gebot lautet: Verzichte auf alles. Wenn du ein Jünger Jesu sein willst, musst du tatsächlich auf alles verzichten, was du hast. Das ist gute altmodische Selbstverleugnung - das Aufhören, Aufgeben, Anhalten von allem und jedem, was unsere Gemeinschaft mit Gott behindern könnte.

Deshalb fordert Jesus, dass wir uns an unserer himmlischen Hoffnung erfreuen und auf alles verzichten, was wir haben. Freue dich und verzichte. Gibt es da einen Zusammenhang?

Es hat mit der wahren Bedeutung von Selbstverleugnung zu tun. In Was Jesus von der Welt verlangt erklärt John Piper, dass das Gebot, auf alles zu verzichten, bedeutet, dass wir unser Streben nach ewiger Freude in irdischen Dingen aufgeben. Es bedeutet, wie Jesus in Matthäus 13,44 sagt, dass wir alles was wir haben, verkaufen sollen, um den Acker zu kaufen, der einen Schatz von unendlichem Wert besitzt.

„Verzichte auf alles auf der Welt", schreibt Piper, „damit du Jesus haben kannst. ... Jesu Forderung nach Selbstverleugnung ist eine andere Art, uns aufzurufen, radikal nach unserer tiefsten und dauerhaftesten Freude zu streben."[14]

Freude und Verzicht sind also zwei Seiten der gleichen Medaille. Wenn wir uns über unsere himmlische Hoffnung freuen, also über die Tatsache, dass unser Lohn im Himmel groß ist, dann nur, weil wir unseren eitlen Hoffnungen auf die Dinge dieser Welt entsagt haben. ... Wir verzichten auf sie und richten unsere Augen auf den Himmel, sogar durch die Dinge dieser Erde hindurch, denn siehe, „unser Lohn ist groß im Himmel" -Jonathan Parnell[15]

 

Veröffentlicht auf Anchor August 2022.



[1] Apostelgeschichte 20:24 .

[2] Matthäus 16,24.

[3] Matthäus 16,25 LUT.

[4] Aus einem Just1Thing-Podcast, einer christlichen Ressource zur Charakterbildung für junge Menschen.

[5] Kolosser 3,3-5.

[6] 1 Petrus 4,1-2.

[7] Titus 2,11-13.

[8] Galater 2,20.

[9] 1. Korinther 10,24.

[10] Rut 2,11.

[11] Esther 4,16.

[12] Matthäus 10,39.

[13] https://www.gotquestions.org/deny-yourself.html.

[14] Seiten 85-86.

[15] https://www.desiringgod.org/articles/the-deep-joy-of-self-denial.

 


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