Oktober 27, 2021
Ich liebe skurrile Nachrichten, vor allem solche, die als Sprungbrett dienen können, um tief ingeistige Realitäten einzutauchen, und die gute Gesprächsanlässe sind. Sie rütteln einen aus seiner Selbstzufriedenheit auf und machen einem klar, wie sehr das Leben von Überraschungen geprägt ist.
Es ist einfach, sich von einem Tag zum nächsten treiben zu lassen, aber manchmal wird unser Weg unterbrochen – ein Reh läuft vor unser Auto und macht es zu Schrott; wir erfahren, dass unsere Frau Drillinge bekommt, und am Tag der Entbindung kommt ein weiteres heraus, sodass es Vierlinge werden 1; wir entdecken einen verlorenen Diamantring, durch den eine Karotte gewachsen ist, als wir 13 Jahre nach seinem Verlust in unserem Garten Gemüse ausgruben 2; wir werden zum siebten Mal vom Blitz getroffen 3; oder ein Wal verschluckt uns 40 Sekunden lang, wie es Michael Packard passierte, als er in den tiefen Gewässern vor Cape Cod auf der Suche nach Hummern tauchte.
„Plötzlich spürte ich einen gewaltigen Stoß, und im nächsten Moment war alles schwarz“, erzählt er. Zuerst war er verwirrt, doch dann erkannte er, dass er sich im Maul eines Buckelwals befand und dieser versuchte, ihn zu verschlucken. „Ich dachte mir: ‚Hier komme ich auf keinen Fall wieder raus. Ich bin erledigt, ich bin tot.‘ Alles, woran ich denken konnte, waren meine Jungs – sie sind 12 und 15 Jahre alt. Dann tauchte der Wal auf, schüttelte den Kopf und spuckte den übel schmeckenden Happen ins Meer, wo Michael von seinem ersten Maat gerettet wurde, der in ihrem Boot nach ihm suchte. 4
Es sind Zeiten wie diese, die uns erkennen lassen, was im Leben wirklich wichtig ist, so wie es beim Propheten Jona der Fall war – eine Geschichte, die, wie ich herausgefunden habe, viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, nicht kennen. Unser unvollkommener Held, Jona, erhielt von Gott den Auftrag, nach Ninive zu gehen, der blühenden Hauptstadt des neuassyrischen Reiches. Sie war 50 Jahre lang die größte Stadt der Welt. Er sollte sie warnen, ihre bösen Taten zu bereuen, von denen Ninive viele hatte – zu viele, um sie hier aufzuzählen, aber es genügt zu sagen, dass sie ihre Feinde grotesk grausam behandelten und versuchten, jedem Angst zu machen, der sich ihnen widersetzen wollte.
Nun, anstatt dem Herrn zu gehorchen und nach Ninive zu gehen, schiffte er sich nach Spanien ein, das in der entgegengesetzten Richtung lag. Wie immer wollte Gott seinen Plan nicht durchkreuzen lassen, und so ließ er einen Orkan aufziehen, um die Schiffsinsassen aus der Fassung zu bringen. Nachdem sie alles getan hatten, um dem sicheren Unglück zu entgehen, warf die Mannschaft Jona über Bord, um den Zorn Gottes zu besänftigen. Es schien zu funktionieren, denn das Meer wurde ruhig. Jona wird von einem riesigen Fisch verschluckt, genau wie Michael in der obigen Geschichte.
Er verbringt drei Tage und Nächte in dem Wal und schreit verzweifelt zu Gott und bittet um Befreiung aus dem Wassergrab. Der Herr erhört seine Gebete und lässt ihn vom Wal ausspucken ... rate mal, was dann geschah! Richtig, er ging dorthin, wo Gott ihn haben wollte – nach Ninive. Jona geht nach Ninive und predigt: „Vierzig Tage, und Ninive wird zerstört werden!“ 5 Eine wirklich kurze Predigt!
Die meisten deutschen Bibeln benützen das Wort „zerstört“, doch die Elberfelder hat noch den Vermark dabei, dass es auch „umgewendet“ bedeuten kann, was auch „völlig umgewandelt“ bedeuten kann, was ja auch geschieht. Aber ist Jona glücklich, wenn die ganze Stadt in Sack und Asche Buße tut und um Vergebung bittet? Nein! Als der Tag der Zerstörung kommt und vergeht, ohne dass Feuer vom Himmel fällt, schmollt er und wartet ab, was als Nächstes geschieht.
Es ist brütend heiß, sehr heiß, verdammt heiß da draußen, und er verbrennt sich das Hirn, als Gott wiederauftaucht und eine Kürbispflanze wachsen lässt, die ihm etwas Schatten unter seinem dürftigen Unterstand spendet. Die ganze Zeit über schreit Jona Gott an und beschwert sich darüber, wie die Niniviten nicht das bekommen haben, was sie verdient haben. Doch Gott ist noch nicht fertig und schickt einen Wurm, der die Kürbisblätter frisst, die daraufhin verschrumpeln und absterben. Um dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, lässt er einen heftigen Ostwind aufkommen, der Jona noch mehr aufheizt, bis er bereit ist zu sterben, um dem Backen in diesem Ofen im Freien zu entgehen. Gott beendet die Geschichte mit den Worten: „Du hattest Mitleid mit dem Kürbisgewächs, sollte ich nicht auch das Volk von Ninive verschonen, das seine rechte Hand nicht von seiner linken unterscheiden kann, und auch viele Rinder?“ Schluss!
Dies ist nicht nur eine Geschichte über einen ungehorsamen Propheten, der auch dann, wenn er das Richtige tut, viel falsch macht, sondern eine Geschichte über das Wirken Gottes. Er ist der Gott des Jona, aber auch der Gott der Schiffsbesatzung, der Gott des Wals, der Gott der Niniviten, der Gott der Kürbispflanze, der Gott des Wurms und der Gott des Ostwinds. Wo kommt Gott in dieser Geschichte nicht vor?
Er ist auch auf jeder Seite unserer Lebensgeschichte zu finden, wenn wir unsere Augen öffnen, lesen und uns zu Herzen nehmen, was Er für uns geschrieben hat. Und wenn du das nächste Mal die Hauptrolle in einer skurrilen Begebenheit spielst, erinnere dich daran, wer dein Drehbuch schreibt, und vertraue darauf, dass Er das Ergebnis bestimmt. Er ist häufiger in den Unterbrechungen unseres Lebens zu finden als in den Plänen, die wir gemacht haben.
PS: Einen Überblick über das Buch Jona in Comicform findet man unter diesem Link. Und einen interessanten Vergleich zwischen der Geschichte von Jona und Jesus findet man in diesem Artikel. Beide Links sind in englischer Sprache.
Hinweis: Alle Schriftstellen wurden frei aus dem Englischen ins Deutsche übertragen, es sei denn, sie sind mit den Kürzeln der Version der verwendeten deutschen Übersetzung markiert.
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