Jesus – Sein Leben und Seine Botschaft: Johannes 16,1-12

Juli 20, 2021

Peter Amsterdam

[Jesus—His Life and Message: John 16:1–12]

In Johannes, Kapitel 16, setzt Jesus die Rede fort, die in Kapitel 15 begann. Dort hatte Er von der Welt gesprochen, die Ihn und Seine Jünger hasst, und die Verfolgung angesprochen, der die Jünger in der Zukunft ausgesetzt sein würden.

Ich habe euch diese Dinge gesagt, damit ihr den Glauben nicht verliert (nicht abfallt, nicht zu zweifeln beginnt). Denn ihr werdet aus den Synagogen ausgeschlossen werden, und es wird die Zeit kommen, in der die, die euch töten, glauben, Gott damit einen Dienst zu erweisen. Das tun sie, weil sie den Vater und mich nicht erkannt haben. Ja, ich sage euch diese Dinge jetzt, damit ihr euch daran erinnert, wenn sie eintreffen. Ich habe nicht früher davon gesprochen, weil ich noch bei euch war.1

Jesus sagte Seinen Jüngern, was auf sie zukommen würde, um sie davor zu bewahren, abzufallen und ihren Glauben aufzugeben, wenn die Zeiten schwierig werden. Er wollte, dass sie sich der Gefahren der Jüngerschaft bewusst waren. Diejenigen, die sich den frühen Christen entgegenstellten, würden sie aus der Synagoge exkommunizieren, was bedeutet, dass sie von der religiösen Gemeinschaft ihrer Gemeinde abgeschnitten werden würden. Jesus sah eine Zeit voraus, in der die Werte mancher Menschen derart abwegig sein würden, dass sie sogar Gläubige töten und denken würden, sie täten das Richtige. Es war nicht lange danach, dass Saulus von Tarsus (der sich später bekehrte und als Apostel Paulus bekannt wurde) an der Verfolgung und dem Tod einiger Christen beteiligt sein würde.2 Jesus sagte, dass diejenigen, die die Jünger verfolgen und töten werden, denken würden, Gottes Willen zu tun; sie würden sich jedoch völlig irren, denn diejenigen, die solche Dinge tun, kennen weder den Vater noch mich.

Seine Absicht, Seinen Jüngern diese Dinge zu sagen, war, sie vorzuwarnen, damit sie nicht überwältigt werden und abfallen, wenn sie Verfolgung erleben. Es war nicht nötig gewesen, diese Dinge früher zu sagen, da Er mit ihnen zusammen war und sie regelmäßig unterweisen und anleiten konnte. Ein weiterer Grund war, dass Jesus selbst bisher die Zielscheibe Seiner Gegner gewesen war; sobald Er jedoch weg war, würde sich der Fokus auf Seine Jünger verlagern, was dazu führen würde, dass sie zur Zielscheibe würden. Sie auf das vorzubereiten, was kommen würde, würde auch ihren Glauben stärken, denn wenn diese Dinge geschehen, würden sie sich daran erinnern, dass Jesus sie vorgewarnt hatte.

Das Wirken des Geistes

Jesus sagte Seinen Jüngern diese Dinge nicht vor dieser Zeit, weil Er mit ihnen zusammen war, aber das sollte sich nun ändern.

„Jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: ‚Wohin gehst du?‘“ 3

Er war im Begriff, zu Seinem Vater zu gehen, dem Einen, der Ihn gesandt hatte, und Sein bevorstehender Aufbruch veränderte die Situation. Jesus bemerkte, dass keiner Seiner Jünger Ihn fragte, wohin Er gehen würde, während sie dies früher in diesem Evangelium getan hatten. Simon Petrus sagte zu Ihm: „Herr, wohin gehst du?“ Jesus antwortete ihm: „Wohin ich gehe, könnt ihr mir jetzt nicht folgen, aber ihr werdet mir später folgen.“ Petrus sagte zu Ihm: „Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Ich will mein Leben für dich hingeben.“ 4 Einer der Verfasser erklärt: Diese Frage sei keine ernsthafte Erkundigung nach dem Ziel Jesu gewesen. Petrus war sofort abgelenkt worden, und er machte keinen wirklichen Versuch, herauszufinden, wohin Jesus gehen würde. Ihn beschäftigte der Gedanke, von Jesus getrennt zu sein, nicht jedoch von dem Ziel des Meisters. Er hatte nur die Konsequenzen für sich selbst und für seine Gefährten im Sinn.5

Aber weil ich dies zu euch gesagt habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt.6

Aufgrund dessen, was Er ihnen sagte, wurden die Jünger mit Trauer erfüllt. Wenn Er verhaftet und von Seinen Jüngern getrennt werden würde, würden sie voller Trauer sein, die bei ihnen bleiben würde, bis die Freude über Seine Auferstehung ihnen bekannt gemacht würde.

Dennoch sage ich euch die Wahrheit: Es ist zu eurem Vorteil, dass ich weggehe; denn wenn ich nicht weggehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen. Wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden.7

Jesus erklärte den Jüngern, es sei zweckmäßig und das Beste, dass Er von ihnen weggehe. Er betonte diesen Punkt, indem Er sagte Ich sage euch die Wahrheit. Aus der Sicht der Jünger war es eine Katastrophe, dass Jesus von ihnen weggenommen werden sollte; aber Sein Weggang machte es möglich, dass der Heilige Geist, der Beistand, auf sie kommen konnte. Sie würden zwar nicht die physische Gegenwart Jesu bei sich haben, aber sie würden die Gegenwart des Geistes haben. Früher in diesem Evangelium wurde erwähnt, dass es notwendig war, dass Jesus verherrlicht wurde, bevor der Geist den Gläubigen gegeben werden würde. Dies aber sagte er von dem Geist, den die, die an Ihn glaubten, empfangen sollten; denn der Geist war noch nicht gegeben worden, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.8 Jesu Versprechen an Seine Jünger war, dass Er den Geist zu ihnen senden würde, sobald Er weggegangen war.

Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen von der Sünde und von der Gerechtigkeit und vom Gericht: von der Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von der Gerechtigkeit, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr sehen werdet; vom Gericht, weil der Herrscher dieser Welt gerichtet ist.9

Dies ist die einzige Stelle in der Schrift, an der gesagt wird, dass der Geist ein Werk für "die Welt" vollbringt. Es wird gesagt, dass der Geist die Welt zum Gericht bringt.

Im Allgemeinen bezieht sich das Wort, das mit Fürsprecher übersetzt wird, 10 auf jemanden, der in einer Gerichtsverhandlung im Namen des Angeklagten plädiert, wie ein Rechtsanwalt. Hier weist die Bedeutung jedoch auf den Heiligen Geist hin, der als Anklagevertreter handelt, der die Sünde der Welt vor Gott bloßstellt.

Der Heilige Geist überführt die Welt in zweierlei Hinsicht. Der Geist zeigt der Welt, dass sie schuldig ist und sorgt für ein „Schuldurteil“ gegen die Welt. Der Geist bringt den Menschen auch ihre Schuld vor Augen, überführt ihr Gewissen und bewirkt dadurch, dass sie sich als Sünder sehen, die der Vergebung bedürfen.

Jesus spricht davon, dass Er zum Vater geht und sagt, dass sie Ihn nicht mehr sehen werden, wenn das passiert. Zuvor hatte Er gesagt, dass die Welt mich nicht mehr sehen wird, ihr aber werdet mich sehen. Weil ich lebe, werdet auch ihr leben.11 Jetzt gibt Er zu, dass auch Seine Jünger Ihn eine Zeit lang nicht sehen werden. In Kürze wird Er genauer erklären, was das bedeutet, denn Er wollte nicht sagen, dass Seine Jünger in einer Position zurückbleiben würden, die nicht besser ist als die der Welt. Sein Punkt war, dass Er buchstäblich die Welt verlassen würde, indem Er zum Vater geht, und deshalb vor den Augen der Menschen verborgen sein würde.

Jesus erwähnt dann das Gericht: über das Gericht, weil der Herrscher dieser Welt gerichtet wird. Jesus bezieht sich hier auf die Niederlage des Satans. Früher in diesem Evangelium bezog sich Jesus ebenfalls auf die Niederlage Satans. Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.12 Gerechtigkeit wird geschehen, wenn der Böse gestürzt wird. An anderer Stelle im Johannesevangelium wird auf das Gericht im Zusammenhang mit dem Kommen Jesu verwiesen und als etwas, zu dessen Durchführung Ihm Vollmacht gegeben wurde. Der Vater richtet niemanden, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.13 Er [der Vater] hat [Jesus] Vollmacht gegeben, das Gericht zu vollstrecken, weil er der Sohn des Menschen ist.14 Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Urteil ist gerecht, weil ich nicht meinen eigenen Willen suche, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.15 Aber auch wenn ich richte, ist mein Urteil wahr, denn nicht ich allein richte, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.16

„Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.“ 17

Jesus hielt kurz inne, bevor Er weiter das Wirken des Beistands, des Heiligen Geistes, beschrieb, und sagte zu Seinen Jüngern, dass Er ihnen noch vieles zu sagen hätte, aber dass es für sie zu viel wäre, um es jetzt zu ertragen. Bevor sie nicht den Heiligen Geist empfangen hätten, würden sie nicht in der Lage sein, all das aufzunehmen und anzuwenden, was Jesus ihnen noch zu sagen hatte.

(Fortsetzung folgt.)


Hinweis

Alle Schriftstellen wurden frei aus dem Englischen ins Deutsche übertragen, es sei denn, sie sind mit den Kürzeln der Version der verwendeten deutschen Übersetzung markiert.


Allgemeine Quellenangaben

Bailey, Kenneth E. Jesus Through Middle Eastern Eyes. Downers Grove: InterVarsity Press, 2008.

Biven, David. New Light on the Difficult Words of Jesus. Holland: En-Gedi Resource Center, 2007.

Bock, Darrell L. Jesus According to Scripture. Grand Rapids: Baker Academic, 2002.

Bock, Darrell L. Luke Volume 1: 1:1–9:50. Grand Rapids: Baker Academic, 1994.

Bock, Darrell L. Luke Volume 2: 9:51–24:53. Grand Rapids: Baker Academic, 1996.

Brown, Raymond E. The Birth of the Messiah. New York: Doubleday, 1993.

Brown, Raymond E. The Death of the Messiah. 2 vols. New York: Doubleday, 1994.

Carson, D. A. Jesus’ Sermon on the Mount and His Confrontation with the World. Grand Rapids: Baker Books, 1987.

Charlesworth, James H., ed. Jesus’ Jewishness, Exploring the Place of Jesus Within Early Judaism. New York: The Crossroad Publishing Company, 1997.

Chilton, Bruce, and Craig A. Evans, eds. Authenticating the Activities of Jesus. Boston: Brill Academic, 1999.

Edersheim, Alfred. The Life and Times of Jesus the Messiah. Updated Edition. Hendrickson Publishers, 1993.

Elwell, Walter A., ed. Baker Encyclopedia of the Bible. Grand Rapids: Baker Book House, 1988.

Elwell, Walter A., and Robert W. Yarbrough. Encountering the New Testament. Grand Rapids: Baker Academic, 2005.

Evans, Craig A. World Biblical Commentary: Mark 8:27–16:20. Nashville: Thomas Nelson, 2000.

Evans, Craig A., and N. T. Wright. Jesus, the Final Days: What Really Happened. Louisville: Westminster John Knox Press, 2009.

Flusser, David. Jesus. Jerusalem: The Magnes Press, 1998.

Flusser, David, and R. Steven Notely. The Sage from Galilee: Rediscovering Jesus’ Genius. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 2007.

France, R. T. The Gospel of Matthew. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 2007.

Gnilka, Joachim. Jesus of Nazareth: Message and History. Peabody: Hendrickson Publishers, 1997.

Green, Joel B. The Gospel of Luke. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 1997.

Green, Joel B., and Scot McKnight, eds. Dictionary of Jesus and the Gospels. Downers Grove: InterVarsity Press, 1992.

Grudem, Wayne. Systematic Theology, An Introduction to Biblical Doctrine. Grand Rapids: InterVarsity Press, 2000.

Guelich, Robert A. World Biblical Commentary: Mark 1–8:26. Nashville: Thomas Nelson, 1989.

Jeremias, Joachim. The Eucharistic Words of Jesus. Philadelphia: Trinity Press International, 1990.

Jeremias, Joachim. Jerusalem in the Time of Jesus. Philadelphia: Fortress Press, 1996.

Jeremias, Joachim. Jesus and the Message of the New Testament. Minneapolis: Fortress Press, 2002.

Jeremias, Joachim. New Testament Theology. New York: Charles Scribner’s Sons, 1971.

Jeremias, Joachim. The Prayers of Jesus. Norwich: SCM Press, 1977.

Keener, Craig S. The Gospel of John: A Commentary, Volume 1. Grand Rapids: Baker Academic, 2003.

Keener, Craig S. The Gospel of John: A Commentary, Volume 2. Grand Rapids: Baker Academic, 2003.

Keener, Craig S. The Gospel of Matthew: A Socio-Rhetorical Commentary. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 2009.

Lewis, Gordon R., and Bruce A. Demarest. Integrative Theology. Grand Rapids: Zondervan, 1996.

Lloyd-Jones, D. Martyn. Studies in the Sermon on the Mount. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 1976.

Manson, T. W. The Sayings of Jesus. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 1957.

Manson, T. W. The Teaching of Jesus. Cambridge: University Press, 1967.

McKnight, Scot. Sermon on the Mount. Grand Rapids: Zondervan, 2013.

Michaels, J. Ramsey. The Gospel of John. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 2010.

Milne, Bruce. The Message of John. Downers Grove: InterVarsity Press, 1993.

Morris, Leon. The Gospel According to John. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 1995.

Morris, Leon. The Gospel According to Matthew. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 1992.

Morris, Leon. Luke. Downers Grove: InterVarsity Press, 1988.

Ott, Ludwig. Fundamentals of Catholic Dogma. Rockford: Tan Books and Publishers, Inc., 1960.

Pentecost, J. Dwight. The Words & Works of Jesus Christ. Grand Rapids: Zondervan, 1981.

Sanders, E. P. Jesus and Judaism. Philadelphia: Fortress Press, 1985.

Sheen, Fulton J. Life of Christ. New York: Doubleday, 1958.

Spangler, Ann, and Lois Tverberg. Sitting at the Feet of Rabbi Jesus. Grand Rapids: Zondervan, 2009.

Stassen, Glen H., and David P. Gushee. Kingdom Ethics: Following Jesus in Contemporary Context. Downers Grove: IVP Academic, 2003.

Stein, Robert H. Jesus the Messiah. Downers Grove: InterVarsity Press, 1996.

Stein, Robert H. Mark. Grand Rapids: Baker Academic, 2008.

Stein, Robert H. The Method and Message of Jesus’ Teachings. Louisville: Westminster John Knox Press, 1994.

Stein, Robert H. The New American Commentary: Luke. Nashville: B&H Publishing Group, 1992.

Stott, John R. W. The Message of the Sermon on the Mount. Downers Grove: InterVarsity Press, 1978.

Talbert, Charles H. Reading the Sermon on the Mount. Grand Rapids: Baker Academic, 2004.

Williams, J. Rodman. Renewal Theology: Systematic Theology from a Charismatic Perspective. Grand Rapids: Zondervan, 1996.

Witherington, Ben, III. The Christology of Jesus. Minneapolis: Fortress Press, 1990.

Witherington, Ben, III. The Gospel of Mark: A Socio-Rhetorical Commentary. Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Company, 2001.

Wood, D. R. W., I. H. Marshall, A. R. Millard, J. I. Packer, and D. J. Wiseman, eds. New Bible Dictionary. Downers Grove: InterVarsity Press, 1996.

Wright, N. T. After You Believe. New York: Harper Collins Publishers, 2010.

Wright, N. T. Jesus and the Victory of God. Minneapolis: Fortress Press, 1996.

Wright, N. T. Matthew for Everyone, Part 1. Louisville: Westminster John Knox Press, 2004.

Wright, N. T. The Resurrection of the Son of God. Minneapolis: Fortress Press, 2003.

Yancey, Philip. The Jesus I Never Knew. Grand Rapids: Zondervan, 1995.

Young, Brad H. Jesus the Jewish Theologian. Grand Rapids: Baker Academic, 1995.


  1. Johannes 16,1-4 NLB.
  2. Apostelgeschichte 8,1-3; 22,3-5; 26,9-11.
  3. Johannes 16,5.
  4. Johannes 13,36-37.
  5. Morris, Das Evangelium nach Johannes, 617.
  6. Johannes 16,6.
  7. Johannes 16,7.
  8. Johannes 7,39.
  9. Johannes 16,8-11.
  10. Dieses Wort wird in verschiedenen deutschen Übersetzungen unterschiedlich wiedergegeben.
  11. Johannes 14,19.
  12. Johannes 12,31.
  13. Johannes 5,22-23.
  14. Johannes 5,27.
  15. Johannes 5,30.
  16. Johannes 8,16.
  17. Johannes 16,12.

Copyright © 2021 The Family International. Privacy Policy Cookie Policy

 

Copyright © 2024 The Family International