Der Gott, der mich sieht

Juli 8, 2021

Eine Zusammenstellung

(The God Who Sees Me)

„Sie gab dem Herrn, der zu ihr sprach, diesen Namen: ‚Du bist der Gott, der mich sieht‘, denn sie sagte: ‚Ich habe jetzt den gesehen, der mich sieht.‘“ 1

Es mag Momente in unserem Leben geben, in denen wir das Gefühl haben, dass wir in dieser Welt scheinbar vergessen sind, aber wir können Trost darin finden, dass wir einen Gott haben, der uns sieht.

Das trifft auf die alttestamentliche Geschichte von Hagar zu, einer Frau, die aus ihrer Heimat herausgerissen wurde, um als Magd zu arbeiten. In ihrer Not lief sie aus dem Haushalt von Abraham und Sara weg, wo ihr Körper als Leihmutter benutzt wurde, um einen Nachkommen für sie zu zeugen.

Als Hagar das Gefühl hatte, es gäbe nichts Gutes mehr auf dieser Welt für sie, erzählt uns die Schrift, dass ein Engel des Herrn sie in der Nähe einer Quelle in der Wüste fand und sie tröstete. Der Engel sagte ihr: „Geh zurück zu deiner Herrin und unterwerfe dich ihr. Ich werde deine Nachkommenschaft so sehr vermehren, dass sie zu zahlreich sein wird, um sie zu zählen.“ 2

Gott sieht unsere geheime Welt und versteht, dass wir alle ein grundlegendes Bedürfnis haben, gesehen und anerkannt zu werden. Wenn wir wie Hagar mit den Augen des Glaubens sehen, werden wir einem Gott begegnen, der uns jede Sekunde eines jeden Tages sieht. Gott wacht über das, was Er geschaffen hat, und für uns zu wissen, dass wir unter dem liebevollen Blick unseres himmlischen Vaters stehen, kann unsere Perspektive wirklich verändern. Wir alle brauchen eine kleine Erinnerung daran, dass Gott uns wirklich sieht.

Deshalb wird der Brunnen, an dem Hagar zwischen Kadesch und Bered eine Begegnung mit dem Engel hatte, „Beer-Lachai-Roi“ genannt, was so viel bedeutet wie „Brunnen des Lebendigen, der mich sieht.“ Welchen Namen wir auch immer wählen, um Gott zu benennen, er verrät genauso viel über unsere Not wie über den Charakter Gottes. Es ist aufgrund unserer Bedürftigkeit, dass wir Gott in unserer tiefsten Weise erfahren. Das ist es, was Hagar in der Wüste entdeckte: Gott sieht mich. Er kennt meinen Namen. Er weiß, wer ich bin. Hagar ist nun einem intimen und persönlichen Gott begegnet, der Mitleid mit ihr hat.

Selbst in der dunkelsten Nacht unserer Seele sind wir nicht allein mit den Problemen, die wir haben. Wie Hagar können wir Trost und Ruhe finden, weil wir einen Gott haben, der uns sieht. – Brett McBride

Was Hagar mich lehrte

Ich hatte ein Grundwissen darüber, wer Hagar war, durch die verschiedenen illustrierten Bibeln, die ich als Kind gelesen hatte. Aber in diesem Jahr, nachdem ich mich entschlossen hatte, die Bibel von vorne bis hinten durchzulesen, gewann ich aus ihrer Geschichte eine neue Perspektive auf Gottes individuelle Liebe zu jedem von uns.

Hagar war eine ägyptische Dienerin von Sarah, Abrahams Frau. Sie erscheint zuerst als eine Art Nebenfigur in der Geschichte von Abraham und den Bündnissen, die Gott mit ihm schließt. Gott hatte Abraham Nachkommenschaft so zahlreich wie die Sterne versprochen, aber Sarah – immer noch nicht schwanger und ungeduldig über die mangelnde Erfüllung von Gottes Versprechen – bittet Abraham, mit Hagar, ihrer Dienerin, zu schlafen.

Abraham willigt ein, und Hagar erwartet bald ein Kind. Als sie feststellt, dass sie von Abraham schwanger ist, beginnt sie vielleicht zu spüren, dass sich die Dinge für sie zum Guten wenden. Vielleicht hofft sie, dass dies eine Möglichkeit ist, sich inmitten eines fremden Volkes zu beweisen. Vielleicht fängt sie an, sich zu freuen, denn die Bibel erzählt uns, dass sie dann „anfing, ihre Herrin zu verachten.“ 3

Sarah beschwert sich bei Abraham, und Abraham sagt Sarah, dass Hagar ihre eigene Angelegenheit ist und dass Sarah tun kann, was sie für richtig hält. Was auch immer Sarah zu tun beschloss, es reichte aus, um die schwangere Hagar dazu zu bringen, in die Wüste wegzulaufen, wo wir sie als nächstes an einer Quelle sitzend finden, um ihren Durst zu löschen. 4

Hier ist der Teil der Geschichte, den ich liebe: Gott schickt einen Engel, um dieses weggelaufene Mädchen zu finden und sie zu überreden, nach Hause zu Abrahams Lager zurückzukehren. Dies war ein Mädchen, das sich wahrscheinlich fühlte, als wäre sie in jedermanns Augen ein Niemand, unerwünscht und ungeliebt; dieses Mädchen mit ihrem Ego und ihren Fehlern und ihrem Versagen; dieses Mädchen, das Ägypterin statt Hebräerin war, das vielleicht immer noch an ihren früheren Traditionen festhielt und an die ägyptischen Götter glaubte; dieses Mädchen, das seine Herrin verachtet hatte und das keine Gnade verdiente; dieses Mädchen, das zweifellos in der Zukunft noch mehr Fehler begehen wird.

Hier in der Wüste – inmitten ihrer Sünde und Verzweiflung – erscheint Gott Hagar, denn unter den Schichten von Umständen und Entscheidungen, Fehlern und Versagen schlägt das Herz der Schöpfung, der Gott Leben eingehaucht hat. Und das sieht Gott und ist darauf aus, sie zu retten, als Er einen Engel schickt, um dieses Mädchen zu finden, dessen Existenz in Seiner Vorstellung begann und dessen Lebensgeschichte Er in Seinem Buch aufgezeichnet hatte.

Diese eine Begegnung mit einem Engel an diesem Wüstenort reicht aus, um Hagar zu ermutigen, nach Hause zurückzukehren. Aber bevor sie nach Hause zurückkehrt, gibt sie diesem Gott, der sie aufgesucht und zu ihr gesprochen hat, einen Namen. Sie nannte Ihn „den Gott, der mich sieht.“ 5

Wir alle erleben Zeiten, in denen wir uns ganz unwürdig fühlen, von Gott gesehen zu werden. Aber, wenn du dich am unwürdigsten für die Liebe fühlst, und Gott dennoch etwas für dich tut und sagt, dass du trotzdem würdig bist, dann verändert dich das. Und das ist es, was Gott an diesem Tag für Hagar tat. Er zeigte ihr, dass Er sich um sie kümmerte, dass Er auf sie aufpasste, und dass Er ihr Leben geplant hatte. Das ist die Macht, von Gott gesehen zu werden. Es war diese Kraft, die Hagar die innere Stärke gab, in eine Situation zurückzukehren, die sie nur wenige Tage zuvor als unerträglich empfunden hatte.

Es gibt so vieles, was mir an dieser Geschichte gefällt, aber hier sind drei Hauptpunkte:

Erstens: Es gibt keine Nebenfiguren für Gott. Vielleicht hat die biblische Erzählung Hagars Geschichte in das gedrängt, was in einem oder zwei Kapiteln erzählt werden kann, und behandelt sie hauptsächlich als Nebenrolle zur Hauptgeschichte von Abrahams und Sarahs Leben. Aber Gott hatte ein Buch, in dem ihr Name stand und in dem sie die Hauptrolle spielte – die Geschichte ihres Lebens. Und das gilt für jeden, der sich wie eine Nebenfigur in der Geschichte eines anderen Menschen vorkommt.

Zweitens: Gott ist sich der hässlichsten, tiefsten Momente deines Lebens bewusst, dennoch glaubt Er immer noch an dich. Dieses Wissen gab Hagar genug Kraft, um in die schwierige Situation zurückzukehren, in die Gott sie gebracht hatte. Wo auch immer du gerade bist, was auch immer dein geistlicher oder körperlicher Zustand ist, du hast einen Gott, der dich sieht und an dich glaubt.

Drittens: lieb ich es, dass Gott zu Hagar ging und sie fand, als sie weglief. Gott sieht genau, wo du dich emotional und physisch befindest – auch geografisch – und es gibt nichts, was dich von Seiner Liebe trennen kann. Er wird dich jagen und finden und dich wieder auf die Beine stellen.

Die Geschichte von Hagar ist für uns heute relevant. Wo auch immer du dich im Leben befindest und wie auch immer du dich fühlst, du hast einen Gott, der dich sieht, und nichts auf dieser Erde – nicht einmal deine Fehler – kann dich von dieser Art von Gott trennen. Wie Paulus sagte: „Ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendwelche Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendetwas anderes in der ganzen Schöpfung uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ 6Roald Watterson

Gott kennt deinen Namen

Jedes Mal, wenn Sarah oder Abraham Hagar in ihren Gesprächen erwähnten, wurde sie einfach als „meine Sklavin“ oder „deine Sklavin“ bezeichnet. 7 ... Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie demoralisierend das für Hagar gewesen sein muss.

Aber als Gott Hagar am Brunnen fand, war das erste Wort aus Seinem Mund „Hagar.“ 8 Bis zu diesem Punkt der Erzählung wissen wir nicht einmal, ob Hagar wusste, wer Gott war, aber Er wusste sicherlich, wer sie war. Tatsächlich kannte Er ihren Namen, und Er zeigte ihr Respekt, indem Er ihn benutzte.

So ist es auch bei dir. Gott kennt deinen Namen. Als Sein kostbares Kind kennt Er jedes einzelne „Schaf“ mit Namen. 9 Und, dein Name ist nicht nur bekannt, er ist in Seine Handfläche „eingraviert.“ 10 Eingraviert zu sein hat eine tiefere Bedeutung als geschrieben zu sein. Eingraviert zu sein bedeutet, dass er in Gottes Handfläche „geschnitten, geschnitzt“ ist, was bedeutet, dass er dauerhaft ist, etwas, das nicht ausgelöscht werden kann.

Außerdem, wenn du in Christus bist, ... dann ist dein Name für immer unsterblich, denn er ist im Buch des Lebens geschrieben. Als wiedergeborener Gläubiger besteht dein kostbarer Name nun ewig! ...

Stephen Altrogge schreibt: „Jesus kennt uns vollständig. ... Er kennt jeden Winkel und jede Zelle von uns. Er kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Und Er kennt auch das Leiden auf einer intensiven, persönlichen Ebene. ... Er begegnet uns in unserem niedergeschlagenen Zustand und gießt Gnade über uns aus.“

Ich liebe die Tatsache, dass El Roi [Gott] zu Hagar kam. Er suchte sie auf und kam in dem Moment ihrer größten Not. In diesem Moment war es die Gewissheit, dass sie gesehen wurde, dass sie geliebt und nicht vergessen war, dass für sie und ihr ungeborenes Kind (ein Sohn, den Gott persönlich benannte; ein weiterer besonderer Segen, den Gott Hagar erwies) gesorgt werden würde.

Als „Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes“ 11 linderte Gott Hagars Sorgen und gab ihrem verwundeten, müden Herzen Beistand. Wie bei Hagar verspricht Gott auch dir, dass Er dich „niemals verlassen und nicht aufgeben“ wird. 12 Es sind die Zeiten deiner größten Not, in denen Er Seine Gnade und Barmherzigkeit über dich ausgießt. 13

Er sieht genau, was du durchmachst, denn, um Hagar zu zitieren: „Du bist [El Roi] ein Gott des Sehens. Wahrlich, hier habe ich Ihn gesehen, der sich um mich kümmert.“ 14Denise Kohlmeyer 15

 

Veröffentlicht auf Anker im Juni 2021.


Alle Schriftstellen sind frei aus dem englischen Originaltest übersetzt, soweit nicht anders angegeben

 

  1. 1. Mose 16,13.a
  2. 1. Mose 16,9-10.
  3. 1. Mose 16,3-4.
  4. 1. Mose 16,5-7.
  5. 1. Mose 16,13.
  6. Römer 8,38-39.
  7. 1. Mose 16,2.5-6.
  8. 1. Mose 16,8.
  9. Johannes 10,3.
  10. Jesaja 49,16.
  11. 2. Korinther 1,3.
  12. 5. Mose 31,6.
  13. Hebräer 4,14-16.
  14. 1. Mose 16,13.
  15. https://unlockingthebible.org/2019/08/hagar-el-roi-god-sees.

 

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