Jesus – Sein Leben und Seine Botschaft: Die Fußwaschung der Jünger (Teil 1)

Mai 18, 2021

Peter Amsterdam

[Jesus—His Life and Message: Washing the Disciples' Feet (Part 1)]

Im Johannesevangelium endet das öffentliche Wirken Jesu in Kapitel 12. Die folgenden fünf Kapitel konzentrieren sich größtenteils auf Seine letzte Lehre an Seine Jünger.

Vor dem Passahfest, als Jesus wusste, dass Seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater zu gehen, da Er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte Er sie bis ans Ende.1

Dieser Eröffnungsvers von Kapitel 13 legt das Timing fest und zeigt, dass die Geschehnisse, die sich ereignen sollten, direkt vor dem Passahfest stattfanden. Es wird uns gesagt, dass Jesus wusste, dass „seine Stunde gekommen war“, d. h. die Zeit Seines Todes, die Zeit, in der Er aus dieser Welt scheiden würde. In diesem Kapitel lesen wir weitere Hinweise darauf, dass Jesus wusste, was geschehen würde.2 Er wurde nicht überrascht.

Weil Jesus wusste, dass Ihm nur noch wenig Zeit blieb, legte Er den Schwerpunkt darauf, Seine Jünger zu lehren, und das setzt sich in den nächsten fünf Kapiteln dieses Evangeliums fort. In dieser Anfangsaussage erfahren wir auch etwas über die Beziehung Jesu zu denen, die Ihm während Seines Dienstes gefolgt waren. Er liebte seine Jünger von Anfang an, und er würde sie bis zum Ende lieben – ein Ende, das nahe bevorstand.

Der nächste Satz ist lang und besteht aus drei Versen, also werde ich ihn Vers für Vers behandeln.

Während des Abendessens, als der Teufel es schon in das Herz von Judas Iskariot, Simons Sohn, gelegt hatte, ihn zu verraten ...3

Es wird uns nicht gesagt, wo das Abendmahl stattfand, und wir wissen auch nicht genau, wann es geschah, nur dass es irgendwann vor dem Passahfest war. Als Leser werden wir darüber informiert, dass der Teufel Judas Iskariot bereits dazu veranlasst hatte, Jesus zu verraten; dies war den Jüngern zu dieser Zeit jedoch unbekannt.

Jesus, der wusste, dass der Vater alles in Seine Hände gegeben hatte und dass Er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehren würde ...4

Der Schreiber des Evangeliums weist darauf hin, dass Jesus die Situation im Griff hatte. So wie Er wusste, dass Seine Stunde gekommen war, aus dieser Welt zu gehen, lesen wir nun, dass Er wusste, der Vater hatte alles in Seine Hände gegeben, und dass Er zu Seinem Vater zurückkehren würde. Jesus war im Begriff, einen sehr geringen Rang einzunehmen, aber Er wusste, dass Er an den Platz der höchsten Ehre in der Gegenwart Seines Vaters zurückkehren würde.

... stand vom Abendmahl auf. Er legte seine äußeren Gewänder ab, nahm ein Handtuch und band es um seine Taille.5

Jesus stand vom Tisch auf und legte seine äußeren Gewänder ab. Er trug wahrscheinlich nur noch einen Lendenschurz, wie ihn ein Sklave tragen würde. Dann nahm Er ein Handtuch und wickelte es um Seine Taille. Das griechische Wort, das mit Handtuch übersetzt wird, bezieht sich auf ein Leinentuch oder eine Schürze, die Diener anziehen würden, wenn sie ihre Arbeit tun. Dies ist das Ende des Satzes, der drei Verse umfasst.

Dann goss er Wasser in ein Becken und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Handtuch, das um ihn gewickelt war, abzutrocknen.6

Ein Autor erklärt: Die korrekte Etikette ... lehrte, dass Gäste, die von der Reise durch die staubigen Straßen verschmutzt waren, bei ihrer Ankunft ihre Füße von einem Sklaven waschen lassen sollten. Dies war eine besonders bescheidene Aufgabe, die in einer Liste von Arbeiten enthalten war, die von einem jüdischen Sklaven nicht verlangt werden durften.7 Obwohl es eine bescheidene Aufgabe war, wusch und trocknete Jesus die Füße Seiner Jünger.

Er kam zu Simon Petrus, der zu Ihm sagte: „Herr, wäschst du mir die Füße?“ 8

Es scheint wahrscheinlich, dass die Jünger geschwiegen haben, während Jesus ihnen die Füße wusch. Erst als Er zu Petrus kam, wurden Worte gesprochen. In gewisser Weise sprach Petrus für alle Jünger, da er es für unangemessen hielt, dass derjenige, den er zuvor den Heiligen Gottes9 genannt hatte, ihm die Füße wusch.

Jesus antwortete ihm: „Was ich tue, verstehst du jetzt nicht. Du wirst es aber später begreifen.“10NeÜ

Es scheint nicht, dass Jesus beleidigt war über das, was Petrus sagte, aber Er machte ihn darauf aufmerksam, dass er es zu einem späteren Zeitpunkt verstehen würde. Das ist ähnlich wie andere Kommentare, die im Johannesevangelium zu finden sind. Seine Jünger verstanden diese Dinge zuerst nicht, aber als Jesus verherrlicht wurde, da erinnerten sie sich daran, dass diese Dinge über Ihn geschrieben und an Ihm getan worden waren.11 Als Er nun von den Toten auferweckt wurde, erinnerten sich seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus geredet hatte.12 Es sieht so aus, dass sich das „später“ darauf bezieht, dass die Jünger den Heiligen Geist empfingen, nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren war.

Petrus sagte zu Ihm: „Du sollst mir niemals die Füße waschen.“ Jesus antwortete ihm: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“13

Obwohl Jesus Petrus darauf hingewiesen hatte, dass er später die Bedeutung Seiner Handlungen verstehen würde, lehnte Petrus immer noch die Vorstellung ab, dass Jesus ihm die Füße waschen würde. Jesus' Antwort war unverblümt. Wenn Petrus Jesus nicht erlaubte, seine Füße zu waschen, würde er nichts mit Ihm zu tun haben. Das war im Ton ähnlich wie andere ziemlich deutliche Aussagen, die Jesus machte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“14 „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, dass ihr das Fleisch des Menschensohnes esset und sein Blut trinket, so habt ihr kein Leben in euch.“ 15 Ein Autor schrieb: Ganz einfach, Jesus sagt Petrus, dass die Verweigerung der Liebe, die ihm bei der Fußwaschung zuteilwird, einfach beweisen würde, dass er nicht zu den „Seinen, die in der Welt sind“ (V. 1), gehört, sondern stattdessen zur „Welt“ selbst.16

Simon Petrus sagte zu ihm, „Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch meine Hände und meinen Kopf!“17

Nachdem er voreilig behauptet hatte, Jesus würde ihm niemals die Füße waschen, will er nun auch seinen Kopf und seine Hände gewaschen haben. Petrus scheint ein ungestümer Mensch gewesen zu sein, einer, der schnell handelte, ohne viel nachzudenken oder zu überlegen. Ein weiteres Beispiel dafür finden wir in der Erzählung von der Verklärung Jesu, als Petrus zu Jesus sagte: „Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Lass uns drei Zelte machen, eins für dich und eins für Mose und eins für Elia.“ Denn er wusste nicht, was er sagen sollte, denn sie fürchteten sich.18 Obwohl ungestüm, war Petrus' Bemerkung, dass Jesus seine Hände und sein Haupt wäscht, wahrscheinlich aufrichtig, und sie gab Jesus die Gelegenheit, den Jüngern und allen, die dieses Evangelium lesen, etwas klarzumachen.

Jesus sagte zu ihm: „Wer gebadet hat, ist ganz rein, er muss sich später nur noch die Füße waschen. Und ihr seid rein, allerdings nicht alle.“ 19NeÜ

Jesus wies darauf hin, dass, wenn man gebadet hat und danach aus geht, wie zum Beispiel zu dem Fest, an dem die Jünger gerade teilnahmen, dann brauchen sie sich nur die Füße zu waschen, denn sie sind rein. Jesus wollte damit sagen, dass Seine Jünger rein von Sünde waren, in dem Sinne, dass sie Gläubige waren und ihnen die Sünden vergeben worden waren.

Die einzige Ausnahme war Judas Iskariot.

Er wusste, wer ihn verraten würde; deshalb sagte er: „Nicht alle von euch sind rein.“20

Weiter oben in diesem Evangelium wird uns gesagt, dass Jesus wusste, wer Ihn verraten würde. (Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und er wusste auch, wer ihn verraten würde.) 21 NLB Jesus antwortete ihnen: „Habe ich nicht euch erwählt, die Zwölf? Und doch ist einer von euch ein Teufel.“22 Jesus nannte den Verräter zu diesem Zeitpunkt nicht, sodass seine Jünger nicht wussten, wer es war. Vor dem Ende des Mahls würde Er zwei Seiner Jünger wissen lassen, wer Ihn verraten würde.

 


Hinweis

Wenn nicht anders angegeben sind alle Schriftstellen frei aus dem englischen Originaltext übertragen


 

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1 Johannes 13,1.

2 Johannes 13,3, 11.

3 Johannes 13,2.

4 Johannes 13,3.

5 Johannes 13,4.

6 Johannes 13,5.

7 Milne, Die Botschaft des Johannes, 197.

8 Johannes 13,6.

9 Johannes 6,68-69.

10 Johannes 13,7. NeÜ

11 Johannes 12,16.

12 Johannes 2,22.

13 Johannes 13,8.

14 Johannes 3,55.

15 Johannes 6,53.

16 Michaels, Das Evangelium des Johannes, 729.

17 Johannes 13,9.

18 Markus 9,5-6; Matthäus 17,4; Lukas 9,33.

19 Johannes 13,10. NeÜ

20 Johannes 13,11.

21 Johannes 6,64. NLB

22 Johannes 6,70.

 

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