Januar 19, 2021
Jedes der synoptischen Evangelien 1 berichtet von einer Zeit, in der die jüdischen religiösen Führer Jesus fragten, wer Ihm die Autorität gegeben habe, die Dinge zu tun, die Er tat.2 Diese Evangelien berichten auch über die Antwort Jesu, als diese religiösen Führer Ihn wegen der Zahlung von Steuern an den römischen Kaiser befragten.3 In diesem Artikel werden wir uns die Beschreibungen dieser beiden Ereignisse im Buch Lukas ansehen.
Eines Tages, als Jesus gerade im Tempel die Botschaft Gottes verkündete, traten die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die übrigen führenden Männer des Volkes auf ihn zu und fragten: „In wessen Vollmacht hast du die Händler aus dem Tempel vertrieben? Wer hat dir diese Vollmacht erteilt?“ 4
Es wird uns nicht genau gesagt, wann dieses Ereignis stattfand, nur dass es an einem der Tage war, an denen Jesus im Tempel in Jerusalem lehrte. Es ist wahrscheinlich, dass Jesus, wann immer Er in der Stadt war, Zeit im Tempel verbrachte.
An diesem Tag, als Er im Tempel lehrte und die gute Nachricht des Evangeliums verkündete, wurde Er von Vertretern des Jerusalemer Sanhedrins angesprochen – dazu gehörten die Hohepriester, die Schriftgelehrten, die Rechtsexperten, und die Ältesten. Zuvor hatte Jesus in diesem Evangelium erwähnt, dass Er von diesen drei Gruppen abgelehnt werden würde.
Denn der Menschensohn muss viel Schlimmes erleiden. … Er wird von den führenden Männern des jüdischen Volkes, den obersten Priestern und den Schriftgelehrten verurteilt werden. Sie werden ihn töten. 5
Zuvor haben wir gelesen, die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die anderen führenden Männer des Volkes fingen an, nach einem Vorwand zu suchen, ihn umzubringen. 6
Ihre Frage bezog sich auf die Art der Autorität Jesu und wer sie Ihm gegeben hatte. Indem sie dies fragten, stellten sie den Ursprung Seiner Autorität infrage und baten Ihn, die Rechtsmäßigkeit zu erklären. Der Ursprung der Autorität Jesu ist den Lesern dieses Evangeliums bekannt, denn wir haben erfahren, wer Jesus wirklich ist.
Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihn auf den Thron seines Vaters David setzen. Er wird für immer über Israel herrschen, und sein Reich wird niemals untergehen! … Der Heilige Geist wird über dich [Maria] kommen, und die Macht des Allerhöchsten wird dich überschatten. Deshalb wird das Kind, das du gebären wirst, heilig und Sohn Gottes genannt werden.7
Dieses Evangelium berichtet jedoch nicht von einer Antwort Jesu auf diese Frage. Stattdessen hat Jesus eine eigene Frage gestellt.
„Lasst mich euch erst eine Frage stellen“, entgegnete er. „War die Taufe des Johannes eine Handlung im Auftrag Gottes oder war es nur die Tat eines Menschen?“ 8
Jesus verlangte von diesen Führern eine Antwort, bevor Er ihre Frage nach Seiner Autorität beantworten würde. Im Markusevangelium lesen wir, dass Jesus Ihnen sagte, dass Er Ihnen unter der Bedingung antworten würde, dass sie zuerst Seine Frage beantworten.
„Ich sage euch, wer mir die Vollmacht dazu gegeben hat, wenn ihr mir eine einzige Frage beantwortet“, erwiderte Jesus.
Seine Frage brachte die religiöse Führung in eine schwierige Lage. Jesus fragte sie speziell, ob Johannes ein Gesandter Gottes sei. Es war eine einfache Frage, aber eine schwierige für die religiösen Führer, weil es im Wirken von Johannes und Jesus eine Verbindung gab. Johannes sprach von Jesu Dienst, als Er sagte, „Ich taufe mit Wasser, aber bald kommt einer, der stärker ist als ich – so viel gewaltiger, dass ich nicht einmal wert bin, sein Diener zu sein. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ 10 Jesus sagte: „Ich sage euch: Von allen Menschen, die jemals gelebt haben, ist keiner größer als Johannes.“ 11
Diese Führer begannen, das Thema unter sich zu diskutieren.
Sie besprachen eine Weile, was sie antworten sollten. „Wenn wir sagen, dass es eine Handlung im Auftrag Gottes war, wird er fragen, warum wir ihm dann nicht geglaubt haben. Sagen wir jedoch, dass sie nur die Tat eines Menschen war, wird das Volk uns steinigen, denn die Leute sind überzeugt, dass er ein Prophet war.“ Schließlich antworteten sie: „Wir wissen es nicht.“ 12
Die jüdische Führung erkannte, dass Jesus sie in eine schwierige Lage gebracht hatte, da sie den Dienst von Johannes dem Täufer abgelehnt hatten. Wenn sie sagen würden, dass die Taufe des Johannes von Gott war, würde das die Frage aufwerfen, warum sie dann nicht von ihm getauft worden waren. Wenn sie aber sagten, dass sie nicht von Gott war, würden sie sich den Zorn derer zuziehen, die an Johannes' Botschaft und seine Taufe geglaubt hatten. Und so beanspruchten sie Unwissenheit.
Da entgegnete Jesus: „Dann beantworte ich eure Frage auch nicht.“ 13
Wie die religiöse Führung Jerusalems sich weigerte, die Fragen Jesu zu beantworten, so weigerte sich der Sohn Gottes, die ihren zu beantworten. Ihr Versuch, Jesus zu diskreditieren, indem sie Seine Autorität infrage stellten, schlug völlig fehl.
Fragen über die Steuer des Cäsar
Es wird uns gesagt, dass die religiöse Führung, nachdem sie das Gleichnis von den bösen Verwaltern gehört hatten (das an dieser Stelle im Lukasevangelium kommt), negativ reagierte.
Die Gesetzeslehrer und die führenden Priester hätten Jesus am liebsten auf der Stelle festgenommen; denn sie merkten, dass das Gleichnis auf sie gemünzt war. Aber sie hatten Angst vor dem Volk. Die Gesetzeslehrer und die führenden Priester ließen Jesus jetzt nicht mehr aus den Augen. Sie schickten Spitzel zu ihm, die so tun sollten, als ob es ihnen nur um die gewissenhafte Befolgung des Gesetzes ginge. Die sollten Jesus bei einem verfänglichen Wort ertappen, damit sie ihn an den römischen Statthalter ausliefern könnten. 14
Nachdem die jüdische Führung durch die Konfrontation mit Jesus entlarvt worden war, zog sie sich in den Hintergrund zurück und ließ andere nach ihrer Pfeife tanzen, während sie ihre Bemühungen fortsetzte, Jesus zu diskreditieren. Sie schickten Personen, die vorgaben, Gläubige zu sein, aber in Wirklichkeit Spitzel waren. Das griechische Wort, das mit Spitzel übersetzt wird, bedeutet wörtlich „angeheuert, um auf der Lauer zu liegen“, was den Eindruck erweckt, dass die Männer auf der Lauer lagen, während sie Jesu Verhalten beobachteten und auf eine Gelegenheit warteten, Ihn zu schädigen oder zu zerstören.
Mit einer List versuchte die religiöse Führung, die Worte Jesu gegen Ihn zu verwenden. Wenn ihre Spione ihn irgendetwas Aufrührerisches sagen hörten, irgendetwas, das die römischen Machthaber als gefährlich ansehen würden, hätten sie eine Gelegenheit, ihn zu vernichten. Zuvor in diesem Evangelium hatten diese Führer die gleiche Taktik gegen Jesus angewandt.
Danach verließ Jesus das Haus. Aber von da an setzten ihm die Pharisäer und Schriftgelehrten mit vielen Fragen zu und versuchten, ihn zu einer Äußerung zu verleiten, die sie gegen ihn verwenden konnten. 15
An anderer Stelle in diesem Evangelium hatten die religiösen Autoritäten auch versucht, Jesus bei einem Verstoß gegen das jüdische Religionsgesetz zu erwischen, denn das hätte ihnen auch eine Gelegenheit gegeben, Ihn anzuklagen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer passten genau auf, ob Jesus den Mann am Sabbat heilen würde, denn sie suchten nach einem Vorwand, Anklage gegen ihn zu erheben.16 An einem Sabbat war Jesus im Haus eines hochrangigen Pharisäers. Die Leute beobachteten ihn genau. 17
Sie sprachen zu Jesus: „Meister, wir wissen, dass das, was du sagst und lehrst, richtig ist, und du dich nicht von der Meinung anderer beeinflussen lässt. Du lehrst die Wege Gottes, und was du sagst, ist wahr. Sage uns nun: Ist es richtig, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?“ 18
Die Schriftgelehrten und Hohepriester begannen ihre Frage mit Schmeicheleien, indem sie behaupteten, dass Jesus zutreffend sprach und lehrte, was bedeutet, dass Er Gottes Weg richtig darstellte. Zweitens lobten sie Jesus für Seine Unparteilichkeit. Doch zuvor in diesem Evangelium hatten sie Ihn genau für diese Sache kritisiert.
Kurz darauf lud Levi Jesus als Ehrengast zu einem Festessen in sein Haus ein. Viele mit Levi befreundete Steuereinnehmer und andere Gäste waren anwesend. Da machten die Pharisäer und Schriftgelehrten den Jüngern von Jesus heftige Vorhaltungen: „Wie könnt ihr nur mit diesem Abschaum essen und trinken?“ Jesus antwortete ihnen: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ 19
Schließlich sagten sie, Jesus lehre den Weg Gottes.20
Nachdem sie Jesus geschmeichelt hatten, stellten sie dann die Frage, die Ihn in eine Falle locken sollte: Ist es uns erlaubt, dem Cäsar Tribut zu zahlen oder nicht? Das uns in ihrer Frage bezog sich auf die Juden. Die Steuer, auf die sie sich bezogen, war bekannt als die Kopfsteuer. Das war eine Steuer von einem Denar, was einem Tageslohn entsprach, die von jedem erwachsenen Mann jedes Jahr an Rom gezahlt wurde. Es war eine Erinnerung an diejenigen, die in Israel lebten, dass sie Untertanen von Rom waren.
Jesus durchschaute aber ihre List und sagte: „Zeigt mir eine römische Münze. Wessen Bild und Titel sind darauf eingeprägt?“ Sie antworteten: „Bild und Titel des Kaisers.“ 21
Jesus wusste, dass diese Männer gerissen waren, und Er erkannte ihre Betrügereien. Diese römische Münze hatte das Bild von Tiberius, dem römischen Kaiser, auf einer Seite. Die Inschrift auf der Münze lautete: Caesar Augustus Tiberius, Sohn des göttlichen Augustus. Auf der Rückseite der Münze wurde Caesars Mutter Livia als Inkarnation der Göttin des Friedens dargestellt.
Da sagte er: „Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört. Und gebt Gott, was Gott gehört.“ 22
Jesus wies sie an, die Steuer an Caesar zu zahlen. Indem Er das tat, erkannte Er die Notwendigkeit an, Steuern als Teil der staatsbürgerlichen Verantwortung zu zahlen. Ein Verfasser schrieb: Seine Antwort impliziert die Anerkennung der Autorität der politischen Regierung.23 Jesus fügte jedoch auch hinzu, dass Gott die Ihm gebührende Ehre erhalten solle.
So gelang es ihnen nicht, Jesus vor dem Volk eine Falle zu stellen. Stattdessen waren sie erstaunt über seine Antwort und schwiegen. 24
Die jüdische Führung, die darauf aus war, Jesus in ihre Falle zu locken, versagte kläglich. Obwohl sie Ihn genau beobachteten und Spione schickten, die sich als aufrichtige Gläubige ausgaben, um Ihn dabei zu erwischen, wie Er etwas sagte, das Ihn belasten und zu Seiner Verhaftung führen könnte, scheiterten sie in ihrer Mission. Sie waren nicht nur nicht in der Lage, irgendetwas Belastendes zu finden, sondern sie wunderten sich auch darüber, wie klug Er sie überlistet hatte. Während Jesu Verhaftung und Kreuzigung am Horizont zu sehen waren, war Seine Zeit noch nicht gekommen.
Hinweis
Bibelzitate stammen vorwiegend aus: Neues Leben. Die Bibel © der deutschen Ausgabe 2002 / 2006 / 2017 SCM R. Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Max-Eyth-Str. 41, 71088 Holzgerlingen
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