Dezember 3, 2020
In Johannes Kapitel 6 lesen wir von Jesus, wie er fünftausend Menschen mit Brot und Fisch speiste. Danach zog er sich allein auf einen Berg zurück, während seine Jünger in ein Boot stiegen und nach Kapernaum aufbrachen. Nachdem er drei oder vier Meilen gerudert war, war es dunkel, und der See wurde durch den Wind rau, so dass es schwierig war, voranzukommen. Dann sahen die Jünger Jesus auf dem Wasser gehen und sich dem Boot nähern. Sie nahmen Ihn in das Boot auf, und sofort erreichte das Boot Land.
Als nun das Volk sah, dass Jesus nicht da war und seine Jünger auch nicht, stiegen sie in die Boote und kamen nach Kapernaum und suchten Jesus. Und als sie ihn fanden am andern Ufer des Meeres, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hergekommen? Jesus antwortete ihnen und sprach: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid.“1
Wenn man bedenkt, dass die Menge Jesus zum König machen wollte, nachdem sie das von Ihm bereitgestellte Brot gegessen hatte überrascht es nicht, dass sie Ihn am nächsten Tag aufsuchten. Jesus antwortete nicht auf ihre Frage, sondern legte stattdessen ihre Motive offen. Sie interessierten sich nicht für die Bedeutung des Wunders, das Er vollbracht hatte, oder dafür, wer Er war; sie konzentrierten sich auf die Tatsache, dass Er sie mit Brot versorgt hatte. Das ist ähnlich, wie die Menschen zu Jesu Zeiten auf römische Kaiser reagierten. Die römischen Kaiser und andere Politiker hielten das römische Volk mit kostenlosem Essen friedlich. Wie die Nutznießer der Römer schlossen sich auch die Massen dem „Gefolge“ Jesu an, nur um „eine Handvoll Essen“ zu erhalten. 2
Jesus fuhr fort zu sagen: Müht euch nicht um Speise, die vergänglich ist, sondern um Speise, die da bleibt zum ewigen Leben. Dies wird euch der Menschensohn geben; denn auf ihm ist das Siegel Gottes des Vaters. 3 Siegel wurden in der Antike auf verschiedene Weise verwendet, und die Herrscher gaben manchmal denjenigen einen Stempel, die beauftragt waren, in ihrem Namen zu handeln. Dieser Abschnitt scheint zu vermitteln, dass der Vater Jesus durch die Zeichen und Wunder, die Jesus tat, verifiziert hatte. Als alternative Interpretation übersetzen einige Bibeln diesen Satz mit denn diesen hat Gott, der Vater, bestätigt!
Sie erwiderten: „Was sollen wir denn nach dem Willen Gottes tun?“ Jesus erklärte: „Dies ist der Wille Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ 4 Da Jesus ihnen befohlen hatte, für Nahrung zu arbeiten – oder zu wirken –, die für das ewige Leben Bestand hat, wollten sie wissen, wie Jesus Arbeit definiert. Die jüdische Tradition isolierte die Werke nicht vom Glauben, da der Glaube oft ein „Werk“ unter vielen war. Während Jesus hier den Glauben anders definierte, erklärte Er, dass die Arbeit, die für das ewige Leben notwendig sei, der Glaube an Ihn sei.
Sie entgegneten: „Wenn du willst, dass wir an dich glauben, dann zeige uns ein Wunder. Was wirst du für uns tun? Immerhin haben unsere Vorfahren auf ihrer Wüstenwanderung Manna gegessen! In der Schrift heißt es: ‚Mose gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.‘“ 5
Es scheint ziemlich seltsam, dass sie sich auf das Manna-Zeichen beziehen, das Gott den Hebräern in der Wüste gab, als Jesus gerade am Tag zuvor fünf Brote vervielfacht hatte, um fünftausend zu speisen. Ihre Bitte um ein Zeichen, damit sie glauben konnten, zeigte, dass sie nicht wirklich sehen und glauben wollten, sondern eher daran interessiert waren, mehr kostenlose Nahrung zu erhalten.
Jesus sagte: „Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.“ 6 Jesus erinnerte sie daran, dass das Manna in der Wüste nicht von Moses stammt, sondern von Gott. Das Manna war nicht „das wahre Brot“ vom Himmel, sondern eher eine irdische, materielle Art dieses Brotes. Es gab dem Volk Gottes vierzig Jahre lang Leben und diente auch als Vorgeschmack auf das „Brot, das Gott gibt“, das „der Welt Leben gibt“.
„Herr“, sagten sie, „gib uns dieses Brot an jedem Tag unseres Lebens.“ Jesus erwiderte: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie wieder hungern. Wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben.“ 7
Die Zuhörer verstanden, dass das Brot eine Metapher für ein göttliches Geschenk war. Sie begannen zu erkennen, dass Jesus ihnen in gewisser Weise „Leben“ anbot, sogar das ewige Leben, wie Er ihnen zuvor gesagt hatte, nicht für die Speise zu arbeiten, die vergeht, sondern für die Speise, die bis ins ewige Leben Bestand hat. Nachdem Er ihnen gesagt hatte, dass sie für die Speise arbeiten sollten, die bis ins ewige Leben Bestand hat, sagt Er ihnen jetzt, dass Er der Weg zu diesem Leben ist, Er ist dieses Brot, Er ist derjenige, der dieses Leben gibt. Das verändert in gewisser Weise den Fokus von dem, was Jesus tut, auf das, was Jesus ist.
Doch als Jesus sagte, Er sei das Brot, glaubten einige offensichtlich nicht. Die Leute hatten um ein Zeichen gebeten, und Jesus antwortete, dass Er das Zeichen sei. Er erklärte ausdrücklich, dass Er vom Himmel herabgekommen sei und dass Seine Absicht darin bestehe, den Willen Seines Vaters zu tun.
Da fingen die Leute an aufzubegehren, weil er gesagt hatte: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ Sie sagten: „Das ist doch Jesus, der Sohn Josefs. Wir kennen seinen Vater und seine Mutter. Wie kann er jetzt sagen: ‚Ich bin vom Himmel herabgekommen‘?“ 9
Die Leute fingen an, untereinander zu murren, wahrscheinlich verwirrt und/oder uneinig darüber, was Er meinte. Da sie wussten, wer Seine Eltern waren, fiel es ihnen schwer, die Vorstellung zu akzeptieren, dass Er vom Himmel herabkam.
Aber Jesus erwiderte: „Empört euch nicht über das, was ich gesagt habe. Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zu mir zieht; und am letzten Tag werde ich ihn von den Toten auferwecken.“ 10
Zuvor sagte Er Alle aber, die der Vater mir gegeben hat, werden zu mir kommen, 11 und hier macht Er dasselbe in einer stärkeren Weise deutlich: Niemand kann zu Ihm kommen, ohne dass der Vater sie „zieht“. Ein Mensch wird zu Jesus „gezogen“, indem er von Gott gelehrt wird, indem er Gottes Ruf hört und darauf antwortet.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 12 Dies ist die dritte „wahrlich, wahrlich“ Aussage in diesem Kapitel. Er legt das feierliche Gelübde ab, dass jeder, der glaubt, ewiges Leben hat, weil Er das Brot des Lebens ist.
Eure Vorfahren aßen Manna in der Wüste, doch sie sind alle gestorben. Dieses aber ist das Brot, das vom Himmel herabkommt. Wer davon isst, wird nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben; dieses Brot ist mein Fleisch, ich gebe es, damit die Welt leben kann. 13
Kurz zuvor sprach die Menge über Manna und deutete an, dass sie sich ein ähnliches Wunder wünschen würden. Aus diesem Grund sagte Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Dann sprach er über die GBegrenzungen des Manna. Zwar war es eine Speise Gottes, doch musste es am Tag der Sammlung gegessen werden, und was übrigblieb, war am nächsten Tag verdorben. Es gab den Menschen Kraft, aber sie starben trotzdem zu gegebener Zeit. Diejenigen jedoch, die von dem Brot essen, von dem Jesus sprach, werden nicht sterben. Das griechische Verb für essen, in dem Satz, damit man davon isst und nicht stirbt, weist auf eine ein für alle Mal stattfindende Handlung hin, so dass jeder, der einmal von diesem Brot isst, niemals sterben wird.
Da dies kein gewöhnliches Lebensmittel ist, wie wird es dann gegessen? Die Antwort ist natürlich der Glaube, wie Jesus bereits sagte: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Das Konzept des Überzeugtseins oder Glaubens als Essen gibt einen Einblick in das, was es bedeutet, zu glauben. Wir nehmen an dem, was wir glauben, teil und nehmen es auf ähnliche Weise auf wie das Essen von Lebensmitteln, so dass es Teil dessen wird, was wir sind. Diejenigen, die an Jesus teilhaben, werden niemals sterben.
Jesu Definition des Brotes als Sein Fleisch, Sein Leib, war eine verblüffende Aussage, aber sie wurde noch schlimmer, als Er erklärte, dass Er sich selbst, Seinen eigenen Leib, Sein eigenes Fleisch „für das Leben der Welt“ geben würde. Diejenigen, die Jesus zuhörten, wussten nicht, dass Jesus von Seinem Tod für die Rettung der Welt sprach.
Dies ist das Brot, das vom Himmel herabkommt. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben und nicht sterben wie eure Vorfahren, die das Manna aßen. 14
Das „Brot des Lebens“, das „vom Himmel herabkommt“, ist anders als jedes irdische Brot. Diejenigen, die dieses Brot essen, die Jesus in ihr Leben aufnehmen, werden zwar den physischen Tod erfahren, aber keinen geistigen Tod. Wie Jesus weiter oben in diesem Kapitel sagte:
Und es ist der Wille Gottes, dass ich von allen, die er mir gegeben hat, auch nicht einen verliere, sondern sie am letzten Tag zum ewigen Leben auferwecke. Denn mein Vater will, dass alle, die seinen Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben – und dass ich sie am letzten Tag auferwecke. 15
Mögen wir alle, die wir das Brot des ewigen Lebens gegessen haben, treu sein und dieses Brot mit anderen teilen.
Ursprünglich veröffentlicht im Januar 2018. Auszugsweise neu veröffentlicht im Dezember 2020.
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