Wie ein Tramper eine Nation veränderte

Oktober 29, 2018

–Die Geschichte von Philippus und dem Äthiopier

Maria Fontaine

[How a Hitchhiker Changed a Nation –The story of Philip and the Ethiopian]

Wir können die Ereignisse im Leben von Philippus, einem der ersten Zeugen, die in Apostelgeschichte 8,26-40 beschrieben wurden, aus mehreren Blickwinkeln betrachten. Hier ist eine Perspektive, die mir in den Sinn kam, als ich über diese Verse meditierte.

Es war um 34 nach Christus. Die Verfolgung, die durch die Ermordung des ersten christlichen Märtyrers Stephanus ausgelöst worden war, hatte viele Christen gezwungen, Jerusalem zu verlassen. Philippus gehörte zu denen, die flohen und in die Stadt Samaria zogen. Trotz der historischen Feindseligkeit zwischen Juden und Samaritanern konnte er nicht anders, als sich an die samaritanische Frau zu erinnern, die Jesus am Brunnen getroffen hatte. Er konnte noch immer den aufrichtigen Hunger nach der Wahrheit in den Augen der Stadtbewohner sehen, der die Frau gedrängt hatte, sich selbst zu überzeugen. 1

Als Philippus anfing, dem Volk der Stadt Samaria vom Messias und den Wundern zu erzählen, die er selbst gesehen hatte, begannen viele, die Kranken und diejenigen, die von bösen Geistern heimgesucht wurden, mitzubringen und flehten ihn an, für sie zu beten. Die daraus resultierenden Wunder ließen viele zu Nachfolgern Jesu werden. Als die Nachricht von diesen Ereignissen Jerusalem erreichte, schlossen sich ihm mehrere andere an, um bei dieser aufblühenden neuen Arbeit zu helfen.

Es scheint mir jedoch, dass Philippus im Begriff war, etwas noch Größeres zu entdecken, als eine Menschenmenge zu haben, die sich freut, dass er kommen würde, um ihnen zu helfen. Der Herr sprach zu Philippus und bat ihn, das aufregende Geschehen in Samaria hinter sich zu lassen und zu einer neuen Mission aufzubrechen.

Philippus zeigte noch einmal, dass die Nachfolge Jesu und die Jüngerschaft den ersten Platz in seinem Leben einnahmen, als er seine Ausrüstung packte und sich auf den Weg machte.

Jesu Dienst reichte noch nie weiter nach Süden als Jerusalem. Der Herr sprach zu Philippus: „Geh nach Süden auf der einsamen Straße, die von Jerusalem nach Gaza führt“, und er spürte, wie sein Glaube zu nahm, mehr noch als auf seinem Weg nach Samaria.

Obwohl diese Anweisungen auf eine unbekannte Mission für Philippus hindeuteten, war er entschlossen zu gehorchen. Er erwartete wahrscheinlich eine aufregende neue Mission, um große neue Menschenmassen mit noch größeren Wundern zu erreichen. Schließlich war er den Anweisungen des Herrn gefolgt, nach Samaria zu gehen und zu sehen, was geschehen war.

Aber als sich die Stunden des Wanderns in Tage verwandelten, fragte sich Philippus wahrscheinlich, von wo die Menge da draußen herkommen würde. Schließlich sah er durch die schimmernde Hitze der ausgetrockneten Landschaft ein paar Gestalten in der Ferne, die im Schatten eines großen Felsens rasteten. Als er näherkam, seufzte er. Es war nichts anderes als ein einsamer Wagen mit einer kleinen Eskorte von Reitern.

Da der angehaltene Wagen nur eine kurze Entfernung entfernt war, konnte er nun deutlich einen gut gekleideten afrikanischen Mann sehen, der hinter seinem dösenden Kutscher saß und seine reich geschmückten Pferde, die mit den Hufen über den Boden scharrten, ungeduldig, weil sie weiterziehen wollten.

Der Mann schien aufmerksam etwas zu studieren. Als Philippus näherkam, konnte er die Worte hören, die der Mann sich selbst laut vorlas: „Er wurde wie ein Schaf zum Schlachten geführt. Und wie ein Lamm vor dem Scherer verstummt, so machte er den Mund nicht auf.“ 3

Der Mann war so sehr auf die Schriftrolle konzentriert gewesen, dass er Philippus nicht bemerkt hatte, als er neben dem Wagen auftauchte.

„Verstehst du auch, was du da liest?“, fragte Philippus.

Die Neugierde des erschrockenen Äthiopiers war geweckt und er lud Philippus ein, ihm im Wagen zu begleiten, als sie sich wieder auf den Weg nach Gaza machten.

Die beiden waren bald in ein Gespräch vertieft, der äthiopische Eunuchen stellte Frage um Frage, als er zuerst die Schriftrolle und dann das Gesicht seines neuen Lehrers studierte. Philippus erzählte begeistert von seinen Erfahrungen mit dem Messias: den vielen Wundern, der bedingungslosen Liebe, den Worten der Weisheit, die in solcher Einfachheit formuliert wurden, und vom Tod und der Auferstehung Jesu.

Ich kann mir vorstellen, dass der äthiopische Mann schließlich erstaunt aussprach: „Ich habe diese Schriften studiert, aber die Bedeutung dieser Worte war für mich bis heute ein Rätsel. Was muss ich tun, um den Schlüssel zu bekommen, der die Türen zu diesen Wahrheiten weiterhin öffnen wird? Wie kann ich entdecken, was nur dieser Jesus allein offenbaren kann: die Antworten auf alles, wonach ich suche?“

Philippus erklärte, dass der erste Schritt darin bestand, an Jesus zu glauben, und dass ein Weg, dies zu bekennen, die Taufe sei. Da sie zu diesem Zeitpunkt an einem Ort angekommen waren, an dem es Wasser gab, bat der Äthiopier um die Taufe.

Philippus hatte im Herzen dieses äthiopischen Eunuchen, der sich als Top-Berater der Königin von Äthiopien herausstellte, eine Vision und ein Feuer entfacht. Der Eunuche hatte bereits die Schriften, mit denen er arbeiten konnte. Philippus entzündete dessen Glauben und Verstehen und der Äthiopier war in der Lage und bereit, alles, was er jetzt verstand, an viele andere weiterzugeben.

Der Herr rundete die Erfahrung dieses äthiopischen Eunuchen mit einer letzten Bestätigung ab, die ihn davon überzeugt haben muss, dass er Teil eines Wunders war. Als Philippus und der Äthiopier nach der Taufe beide aus dem Wasser stiegen, in diesem flachen Wüstengebiet, wo man kilometerweit sehen konnte, war Philippus plötzlich verschwunden; er war vom Geist Gottes weggeschnappt worden!

Die Geschichte sagt uns, dass die Bemühungen dieses einzigen äthiopischen Mannes offenbar zu einem der frühesten bekannten Zweige des Christentums in Afrika geführt haben, die bis heute fortbestehen.

Als er sich in der Stadt wiederfand, die heute Aschdod genannt wird, meilenweit entfernt von dem Ort, an dem er den Äthiopier getroffen hatte, fragte sich Philipp vielleicht, ob das, was so völlig real schien, alles ein Traum gewesen sein könnte. Doch eines konnte er nicht leugnen: Seine Vision, Jesus zu folgen und anderen das zu geben, was sie brauchten, um Jünger zu sein, war die treibende Kraft in seinem Leben.

Die Bibel sagt, dass er sich auf den Weg zu einer Reihe weiterer Orte machte, an denen er anderen vom Messias erzählte, anstatt nach Samaria zurückzukehren. Historische Berichte deuten darauf hin, dass Philipps Reisen ihn schließlich nach Kleinasien oder etwa in den heutigen asiatischen Teil der Türkei führten, um Jünger zu gewinnen und sie zu lehren, andere zu lehren.

Ich glaube, er erkannte, dass es unbegrenztes Potenzial gibt, Nachfolger auszubilden, wohin der Herr auch führt. Sie kann in der langsamen, mühsamen Aufgabe liegen, andere Schritt für Schritt zu lehren, oder, wie beim Äthiopier, in der Vollendung des Werkes des Geistes Gottes im Leben eines Menschen.

Man weiß einfach nie, was ein Tag bringen mag oder was eine weitreichende Kettenreaktion auslösen kann, wenn wir unseren Teil dazu beitragen, andere zu lehren, andere zu lehren.

 

Ursprünglich erschienen im Mai 2014. Angepasst und neu veröffentlicht im Oktober 2018.


  1. Johannes 4,4-42.
  2. Apostelgeschichte 8,26.
  3. Jesaja 53,7.

 

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