Respekt – Teil 2

November 16, 2017

Aus der Roadmap Series

[Respect—Part 2]

In den Fußstapfen unseres Meisters

Die Aktionen, die Jesus während seines Aufenthalts auf der Erde unternommen hat, haben viele Geistliche Seiner Tage entsetzt, weil Er die Vorurteile, die in der damaligen Gesellschaft und ihrer Religion so weit verbreitet waren, völlig ignoriert hat. Seine Ankläger verurteilten Ihn und äußerten über ihn: „ein Schlemmer und Säufer, und die schlimmsten Leute sind Seine Freunde!“ 1

Denke an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, an die Bekehrung der Zöllner, indem Er Matthäus, den Zöllner, zu Seinem Jünger beruft und Maria Magdalena befreundet. Unter allen Umständen wurde das Erlösungsangebot Jesu allen gleichermaßen dargebracht; Jesus zeigte den gleichen Respekt und bot einem verachteten Verbrecher das ewige Leben an und machte dasselbe Angebot einem heiligen Herrscher des jüdischen Volkes.

So bekannt diese biblischen Geschichten auch sind, denken wir doch einmal an den unglaublichen Respekt vor der Menschenwürde, den Jesus bekundet hat. Als Jesus der samaritanischen Frau am Brunnen diente, war es kein gewöhnliches Ereignis. Die Menschen, unter denen Jesus geboren wurde, hielten sich so weit über die Samariter erhaben, dass sie eine längere Zeit der Reinigung durchmachen mussten, wenn sie mit einem von ihnen in Kontakt kamen, oder wenn sie unter das Dach eines ihrer Häuser gingen, geschweige denn Wasser tranken aus dem „verunreinigten“ Wasserkrug eines Samariters! So unglaublich das jetzt scheint, das war damals die Realität. Aber um Gottes Liebe und Respekt vor jedem Menschen zu zeigen, war Jesus bereit, die akzeptierten Verhaltenskodizes zu brechen. So sehr bedeutete es Ihm, jedem einzelnen Menschen zu zeigen, wie viel er in Gottes Augen wert war.

Es genügt zu sagen, dass es zwischen diesen beiden Kulturen ernsthafte religiöse Spannungen gab. Offensichtlich verachteten die Judäer die Samariter im Allgemeinen, und das Gefühl war wahrscheinlich ein Gegenseitiges. Vor diesem Hintergrund können wir verstehen, was für Jesus wirklich wichtig war, als Er die Botschaft Gottes von Liebe und Wahrheit nach Samaria brachte.

Zuerst entschied Er sich, mit Seinen Nachfolgern nach Samaria zu gehen und am Brunnen außerhalb der Stadt zu sitzen, um sich auszuruhen, während Seine Jünger nach Essen suchten. Als eine Frau zum Brunnen kam, um Wasser zu holen, bat Er sie um einen Schluck Wasser. Die Frau war schockiert und fragte: „Wie, du, ein Jude, erbittest etwas zu trinken von mir, einer samaritischen Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern.“ 2

Jesus ergriff diese Gelegenheit, um ein machtvolles Zeugnis Seiner Sendung auf Erden zu geben und ihr die Gebote des Himmels zu erklären, die nichts mit den Gesetzen des Menschen zu tun haben, indem Er ihr sagte, dass es egal sei, wo immer sie bete, solange sie den Vater im Geist und in der Wahrheit anbete!

Der Text berichtet über die zu Jesus zurückkehrenden Jünger: „Sie waren erstaunt, Ihn im Gespräch mit einer Frau zu sehen, aber keiner fragte ihn, warum Er das tat oder worüber sie gesprochen hatten?“ 3

Offensichtlich fragten sie sich, was los war, aber sie spürten, dass etwas Wichtiges vor sich ging, und wir können uns vorstellen, wie jeder der Jünger an diesem Tag eine große Lektion im Leben gelernt hatte, nachdem er von Jesu Liebe und Respekt vor jemandem erfahren hatte, den als unrein zu behandeln sie gelehrt worden waren.

Hier ist eine wahre Geschichte aus einer neueren Zeit:

 

Wir alle kennen Desmond Tutu, aber nur wenige von uns wissen, wer Trevor Huddleston war. Doch ohne Trevor Huddleston hätte es keinen Anti-Apartheid-Führer namens Tutu gegeben.

Von der BBC gebeten, den entscheidendsten Moment in seinem Leben zu identifizieren, sprach Desmond Tutu über den Tag, an dem er und seine Mutter eine Straße entlanggingen. Tutu war damals neun Jahre alt. Ein großer weißer Mann im schwarzen Anzug kam ihnen entgegen. In den Tagen der Apartheid, musste, wenn ein Schwarzer und ein Weißer sich auf einem Fußweg begegneten, der Schwarze in die Gosse treten und mit dem Kopf nicken als Geste des Respekts, damit der Weiße passieren konnte. Doch an diesem Tag, noch bevor der junger Tutu und seine Mutter vom Bürgersteig treten konnten, trat der weiße Mann vom Bürgersteig, und „als meine Mutter und ich vorbeigingen zog jener seinen Hut in einer Geste des Respekts vor ihr!“

Der Weiße war Trevor Huddleston, ein anglikanischer Priester, der verbissen gegen die Apartheid kämpfte. Es veränderte Tutus Leben. Als seine Mutter ihm erzählte, dass Trevor Huddleston vom Bürgersteig getreten war, weil er ein Mann Gottes war, fand Tutu seine Berufung. „Als sie mir erzählte, er wäre ein anglikanischer Priester, beschloss ich, dass ich auch ein anglikanischer Priester werden wollte. Außerdem wollte ich ein Mann Gottes sein“, sagte Tutu.

Huddleston wurde später Desmond Tutus Mentor, und sein Engagement für die Gleichberechtigung aller Menschen aufgrund ihrer Schöpfung nach Gottes Ebenbild wurde ein entscheidender Beweggrund für Tutus Widerstand gegen die Apartheid. 4Von storiesforpreaching.com

 

Liebe beginnt zu Hause

Im ersten Teil zu diesem Thema sprachen wir darüber, andere zu schätzen, und bis jetzt hast du die Ideen vielleicht auf Leute übertragen, die du nicht sehr gut kennst, oder auf Leute, denen du dienst, oder auf die in dem fremden Land, in dem du wohnst. Aber die gleichen Erfolgsprinzipien müssen für alle gelten, nicht nur für Bekannte und Geschäftsfreunde und diejenigen, denen wir geistig dienen, sondern auch für diejenigen, denen wir am nächsten stehen und die uns am vertrautesten sind – unsere Familie, Freunde, Geschwister, Ehepartner und so weiter.

Wie der Ausdruck „Liebe beginnt zu Hause“, so beginnt auch da oft der Respekt. Und wenn wir keinen Respekt vor denen haben, die wir lieben, gut kennen und mit denen wir eng zusammenarbeiten, wie können wir dann Respekt vor denen haben, die wir kaum kennen?

 

Sich in des anderen Lage versetzen

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht möglich, einen Kilometer in den Schuhen von jemandem zu laufen, der anders ist als wir. Wir können nicht mit den Fingern schnippen und ausprobieren, älter zu sein, mit körperlichen oder seelischen Beschwerden zu leben, dünner oder schwerer zu sein, unser Aussehen zu ändern, eine andere Sprache zu sprechen, eine andere Haut-, Haar- oder Augenfarbe zu haben, oder in einem anderen Land oder sozialen Status zu leben. Aber um dem so nah wie möglich zu kommen, können wir Folgendes versuchen:

– Versetzen wir uns in Umgebungen, die normalerweise außerhalb unserer Wohlfühlzonen liegen, auch nur für kurze Zeit, indem wir ins Ausland reisen, Teilzeitjobs annehmen oder uns ehrenamtlich engagieren. Dann beobachten, zuhören und nachdenken.

– Man stelle sich vor, wie wir uns in der Haut dieser anderen Person fühlen würden, die wir normalerweise ablehnend beurteilen. Wir könnten viel lernen, wenn wir einen Kilometer in ihren Schuhen laufen. Vielleicht haben wir mehr gemeinsam, als wir erwartet hätten!

 

– Hier ist ein Gedicht, das dieses einfache, aber wichtige Prinzip illustriert:

 

Würde ich dich kennen und du mich, –
Wenn wir beide genau sähen,
Und das mit innerem, göttlichen Blick
Den Sinn des jeweils anderen Herzen,
Gewiss, wir wären wenig anders.
Und hielten wir uns freundlich an den Händen;
Unsere Gedanken angenehm sich einten,
Würde ich dich kennen und du mich!

Würde ich dich kennen und du mich, –
Denn jeder kennt sich selbst zu gut,
Wir blickten uns einander ins Gesicht
Und sähen darin wahrere Gnaden.
Das Leben hat so viele versteckte Leiden,
So viele Dornen an jeder Rose;
Das „Warum“ der Dinge, die unsere Herzen sähen,
Wenn ich dich kennen würde, und du mich.
– Nixon Waterman

 

Hier ist eine Botschaft, die in einer Prophezeiung gegeben wurde. In ihr wird Gottes Liebe auf sehr nahe und persönliche Weise dargestellt. Dies zeigt Gottes Herz für jeden Menschen, den Er erschaffen hat, und lehrt uns, welche Einstellung wir gegenüber den Menschen haben sollten – nicht nur denen gegenüber, die wir gut kennen, sondern allen, die wir mit Seiner Heilsbotschaft erreichen wollen.

 

Ich bin der gute Gärtner, der treue Gärtner, und ich habe einen schönen großen Garten angelegt. In Meinem Garten ist jede Blume anders und einzigartig, schön in meinen Augen und etwas Besonderes. Jede Blüte hat ihre eigene Farbe und Größe, dient ihrem eigenen Zweck und hat ihren eigenen Platz im Garten und ihren eigenen Platz im Herzen des Gärtners.

Ich sehe dich nicht als „die Massen“ oder „die Gruppe“ an, sondern ich betrachte dich als ein besonderes, einzigartiges Individuum, meinen Sohn oder meine Tochter. Und ich habe jeden von euch so sehr geliebt, dass ich meinen Sohn, Jesus, für euch, nur euch, gegeben habe!

Um ein Bild dieser Liebe zu malen, stell dir vor, es steht eine Waage vor dir, eine Balkenwaage, und ich nehme meinen eigenen Sohn, der mir am liebsten ist, meinen einen und einzigen Sohn, und ich lege ihn in eine der Waagschalen. Sie neigt sich so weit auf diese Seite! Dann nehme ich dich mit all deinen Schwächen und Mängeln und Eigenheiten und mit all den Dingen an dir, die dich stören und von denen du denkst, dass sie dich von geringem Wert und schwer zu lieben und meiner Liebe nicht würdig machen. Ich lege dich in die andere Waagschale. Und die Waage ist vollkommen ausgewogen.

Ich sehe, es ist ein guter Handel. Ich habe meinen Sohn auf die eine Seite gestellt und dich auf die andere. Ich sehe, es lohnt sich, das Leben meines Sohnes gegen deine Erlösung zu tauschen, damit du für immer mein bist. – Jesus in der Prophezeiung

 

Gott ist Liebe, und Er liebt alle Seine Werke. Ebenso hat Er uns gebeten, unsere Nächsten so sehr zu lieben, wie wir uns selbst lieben; diese Liebe beginnt mit der Achtung vor den anderen, wie sie von Ihm geschaffen wurden, nach Seinem Bild und für Seinen Zweck. Er schuf jeden Menschen mit einzigartigen Eigenschaften, Talenten und Merkmalen, und es liegt an uns, das Gute in verschiedenen Kulturen, Nationalitäten und Religionen zu schätzen. Wir müssen Gott bitten, uns die gleiche aufrichtige Sorge und Achtung vor anderen Menschen zu schenken, die Jesus mit der samaritanischen Frau am Brunnen hatte; Er liebte sie ohne Vorurteile oder vorgefasste Meinungen.

Feiern wir die Verschiedenartigkeit der Menschen und suchen wir die Schönheiten statt der Fehler! Schöpfen wir aus den Stärken anderer und aus ihren Qualitäten, die wir nicht haben. Wir können zuhören, mitfühlen, verstehen und uns interessieren. Wir können lernen, Menschen für ihren Wert zu achten und zu schätzen und vor allem für ihren Wert für denjenigen, der uns erschaffen hat und jeden von uns gleichermaßen liebt.

 

Roadmap war eine von TFI entwickelte Videoserie für junge Erwachsene. Ursprünglich veröffentlicht im Jahr 2010.
Adaptiert und neu veröffentlicht auf Anker im November 2017.


  1. Lukas 7,34.
  2. Johannes 4,9 LU2017.
  3. Siehe Johannes Kapitel 4.
  4. Über diese Geschichte wurde umfassend berichtet, u. a. auch von Tutu selbst in einem Interview mit der BBC im Jahr 2003 und bei der Verleihung des Nobelpreises an Tutu. Siehe auch http://desmondtutu.org/.

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