Dem Fasten zum Durchbruch verhelfen

März 19, 2014

Von Mark Batterson. 

Im letzten Jahr schrieb ich einen Artikel für CNN darüber, warum ich die Fastenzeit einhalte. Jetzt dachte ich, es lohne sich, ihn noch mal nachzulesen.

Noch als Student an der Akademie machten sich meine Frau und ich auf nach Chicago um „Die Oprah Winfrey Show“ aufzunehmen. Als der Produzent auftauchte, um uns auf die Show vorzubereiten, war ich verlegen, da er Dreck auf der Stirn hatte. Hatte er denn heute Morgen keinen Blick in den Spiegel geworfen? Warum hat ihm das niemand gesagt? Meine Beschämung für ihn verwandelte sich in Betroffenheit über mich selbst, als ich herausfand, dass es Aschermittwoch 1 war und der Schmutz auf seiner Stirn aus echter Asche bestand, die den Tag der Buße symbolisierte, mit dem die Fastenzeit beginnt.

Im Laufe meines Lebens besuchte ich viele verschiedene evangelische Gemeinden, doch keine praktizierte, geschweige denn erwähnte, die Fastenzeit. Nicht bis vor ein paar Jahren, schon zu meiner Amtszeit als Hauptpastor der National Community Church, geschah es, dass ich den Wert der Fastenzeit entdeckte. Seitdem ist sie zu einer bedeutungsträchtigen Zeit im Kreislauf meines geistigen Lebens geworden. Während der letzten Fastenzeiten habe ich ein Fasten in meinen Alltag eingebaut. In einem Jahr gab ich das Fernsehen auf, im anderen Jahr Limonaden. Ich habe auch verschiedene Nahrungsmittel gefastet.

Meiner Erfahrung nach hat etwas zum Fasten aufzugeben die Osterfeier weitaus bedeutungsvoller gemacht und mir sogar in der geistigen Disziplin des Fastens geholfen. In der Fastenzeit zu fasten half mir, mich mit den Opfern zu identifizieren, die Christus für mich erbrachte, und es half mir auch, mich auf den Anlass für diese Feier zu konzentrieren. Die Feier der Auferstehung gewann für mich viel mehr an Bedeutung, seit ich die Fastenzeit einhalte.

Die Kirche, deren Pastor ich bin, ist eine weniger traditionelle Kirche. Wir sind absolut orthodox in der Theologie, aber etwas unorthodox in der Tat. Wir kommen in fünf verschiedenen Theatern zusammen in dem Gebiet um das Zentrum des D.C. Gebietes herum. Uns gehört ein von uns bewirtetes Kaffeehaus auf Capitol Hill, dessen gesamter Ertrag an örtliche Gemeindeprojekte und in soziale Maßnahmen in andere Länder fließt.

Zusammen mit neuen Ideen entdeckten wir aber auch den Wert alter Traditionen. Wir praktizieren das Fasten vielleicht nicht genauso wie die katholische Kirche, aber wir erfinden es auf eine Art neu, so dass es für uns an Bedeutung gewinnt. Wie drücken diesen Traditionen unseren eigenen Stempel auf, wodurch sie keine leeren Rituale bleiben.

Ich befürchte, dass viele protestantische Kirchen ein sehr, sehr ausgeprägtes Kurzzeitgedächtnis besitzen. Für sie reicht die Kirchengeschichte nur bis zu den protestantischen Reformen und Martin Luther zurück. Wir mögen uns zwar theologisch unterscheiden, doch teilen wir eine lange Geschichte, und ich glaube, es gibt Dinge, die die protestantische und die katholische Kirche von einander lernen können, ohne ihren eigentlichen Glauben zu kompromittieren.

Ich bin dankbar für die Fastentradition, die innerhalb der katholischen Kirche gepflegt, gefeiert und lieb gewonnen wurde. Ich glaube, mehr protestantische Kirchen werden einige dieser Traditionen wieder aufgreifen, die Teil unserer gemeinsamen Kirchengeschichte sind, noch von vor der protestantischen Reformation.

Ich denke an das Fasten als eine geistige Vorsaison. Die sechs Sonntage, die vor Ostern liegen, werden als Mini-Ostern betrachtet. Wie die Spiele der Vorsaison bereiten sie uns auf die ultimative Feier der Christenheit vor, und einer der Vorteile, nicht ganz unähnlich den Adventfeiern um die Weihnachtszeit herum, liegt darin, dass die Feier sich über eine längere Zeitspanne erstreckt.

Vor ein paar Jahren kam mir die Idee zu einer Formel für geistiges Wachstum: Rhythmuswechsel + Ortswechsel = Perspektivwechsel.

Lasst mich erklären, was es bedeutet.

Der Schlüssel zu geistigem Wachstum liegt darin, gesunde und heilige Routine zu entwickeln. Man nennt sie geistige Disziplinen. Wird diese Routine aber zur Gewohnheit, muss man die Routine unterbrechen durch Rhythmus- oder Ortswechsel. Warum? Geheiligte Routinen können leere Rituale werden, wenn man vergisst, warum man überhaupt damit angefangen hat.

Keinesfalls will ich damit andeuten, dass Routinen schlecht wären. Die meisten von uns folgen einem Morgenritual, das Duschen, Zähneputzen und Deodorant einschließt. Im Namen deiner Familie und Freunde bitte ich, höre mit diesen Routinen nicht auf.

Doch da liegt das geistige Dilemma: Gute Angewohnheiten können schlechte werden, wenn wir sie nicht ändern. Wenn die geistige Routine zu einem Schema wird, ist es an der Zeit sie zu ändern, und die Fastenzeit ist eine wunderbare Gelegenheit für einen natürlichen Rhythmuswechsel.

Die Fastenzeit unterbricht den Status quo. Es kann uns aus einer alten Routine in eine neue bringen.

Bei körperlichem Training können Routinen unter Umständen kontraproduktiv werden. Wenn du deine Muskeln jeden Tag auf dieselbe Art trainierst, passen sich deine Muskeln an und hören auf zu wachsen. Du musst deine Muskeln neuorientieren, indem du deine Routine änderst. Und dasselbe gilt für die geistige Ebene.

Wenn ich in einer geistigen Krise stecke, fange ich mich wieder, wenn ich den Rhythmus oder den Ort ändere. Es war Jesus, der mit dieser Praxis anfing. Oft ging er am Strand entlang oder stieg auf Berge. Ich denke, diese geografischen Veränderungen stehen im Zusammenhang mit der geistigen Übung. Es ist ein einfacher Ortswechsel, der vielen Epiphanien vorausgeht, die in der Schrift vorkommen.

Um sich aus einer Krise zu befreien, braucht es manchmal einfach nur eine kleine Veränderung der Routine. Mach Aufzeichnungen über deine Dankbarkeit. Schließe dich einer kleinen Bibelgruppe an. Mach einen Tag Pause und zieh dich zurück. Oder steh einfach etwas früher auf und verbring etwas mehr Zeit mit Gott.

Eine der kleinen Veränderungen, die mir geholfen hat, mich zu verjüngen, war, eine neue Bibelübersetzung in die Hand zu nehmen. Neue Worte halfen mir, neue Gedanken zu denken. Du kannst diese Veränderungen zwar jederzeit vornehmen, doch die Fastenzeit ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, deine geistige Routine durcheinanderzubringen.

Warum nicht die Fastenzeit ausnutzen, um deine Routine aufzuwirbeln, damit du ein Ostern feiern kannst wie nie zuvor?

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1 Aschermittwoch ist der erste Tag der Fastenzeit im westlichen christlichen Kalender. Da sie 46 Tage vor Ostern beginnt, ist es ein bewegliches Fasten, das früh wie mit dem 4. Februar oder spät wie mit dem 10. März anfangen kann. Aschermittwoch 2014 begann am 5. März.

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